Der unter dem botanischen Namen Olea europaea bekannte Olivenbaum gilt vielen als der 'König des Mittelmeers'. Der beliebte Olivenbaum hat als Öllieferant, als Friedenssymbol und als die mediterrane Landschaft prägender Baum seit Jahrtausenden große Bedeutung für die Menschen am Mittelmeer. Aber auch außerhalb der mediterranen Region -so auch bei uns- ist der Olivenbaum immer häufiger heimisch. Ein Grund, sich einmal mit der Botanik und Pflegefragen bei dieser wunderbaren Pflanze zu beschäftigen.

Mediterrane Klassiker unter sich - Oleander, Zypresse und Olea europaea
Inhaltsverzeichnis
- Olea europaea - ein Baum mit viel Geschichte
- Der Olivenbaum - weltweit geschätzt
- Olivensorten - die große Vielfalt der Regionen
- Olea europaea - die Botanik
- Klimatische Anpassung
- Aussehen und Eigenschaften von Olea europaea
- Krone und Blätter
- Olivenblüten und ihre Befruchtung
- Oliven ernten
- Olea europaea richtig pflegen
- Gießen und Düngen
Olea europaea - ein Baum mit viel Geschichte
Als Kulturpflanze wird Olea europaea schon seit Tausenden Jahren angepflanzt, die ältesten Fossilien gehen sogar auf 50.000 Jahre zurück. Da der Baum Oliven, Öl und Holz liefert, war er immer schon ein wichtiger Energielieferant. Kein Wunder also, dass Olivenbäume als heilig galten. Die Bibel und antike Schriften wie etwa die Sophokles besingen den Olivenbaum. Bekannt ist die Geschichte der Arche Noah auf ihrer Flucht vor der Sintflut. Als Noah die Taube ausschickte, damit diese nach trockenem Land suchen sollte, kehrte der Vogel mit einem Olivenzweig im Schnabel zurück. Der Olivenzweig gilt seitdem als Symbol des Friedens und der Versöhnung. Kein Wunder, dass er das Wappen der Vereinten Nation schmückt.

Dort, wo Olivenbäume wild wachsen -wie hier auf Korsika-, erkennt man, dass es sich eigentlich um Büsche nicht Bäume handelt.
Der Olivenbaum - weltweit geschätzt
Die Verbreitung des Olivenbaums ging in der Antike vom östlichen Mittelmeerraum aus. 600 v. Chr. setzte die Olivenkultur auf Sardinien, Sizilien und dem italienischen Festland ein. Der Weg weiter nach Westen führte dann nach Spanien, Portugal und Südfrankreich. Im 16. Jahrhundert setzte der Olivenbaum seinen Siegeszug in die Neue Welt fort, wo er in Kalifornien, Argentien, Brasilien, Neuseeland und Australien angebaut wurde und wird. Im Mittelmeerraum einschließlich Nordafrikas ist der Olivenanbau noch heute ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die mit Abstand wichtigste Verwendung der Oliven ist die Ölproduktion, für die ca. 90 bis 95 % der Ölfrüchte verwendet werden. Das Öl -oleum- steckt ja immerhin schon sehr deutlich bei Olea europaea im Namen, auch im deutschen Trivialnamen 'Ölbaum'.

Junge Oliven liefern später das begehrte Olivenöl.
Olivensorten - die große Vielfalt der Regionen
Typisch für eine Jahrtausende alte Kulturpflanze ist, dass es viele Sorten gibt, die an die jeweiligen Anforderungen einer Region angepasst sind. Allein für Spanien werden ca. 300 Mio. Olivenbäume geschätzt, die sowohl in den heißen Tiefebenen als auch in höheren Lagen etwa in der Extremadura wachsen. Auch in Italien findet man Olivenhaine sowohl im vergleichsweise kühlen Norden -etwa am Gardasee- aber auch im heißen Sizilien. Entsprechend groß ist die Zahl der Sorten, die entlang des Mittelmeers auf 1.300 geschätzt werden.
Wenn man sich aber allein die geografischen Unterschiede in und zwischen Syrien, der Türkei, den griechischen Inseln oder Tunesien ansieht, versteht man leicht, dass noch deutlich mehr unterscheidbare Sorten existieren. Allerdings sind die Unterschiede nur selten so eindeutig wie zwischen Olivenbäumen der Toskana -die klein und kompakt sind- und großen Olivenbäumen Neapels, die dort in riesigen Wäldern wachsen. Mittlerweile wird auch die Oliven-DNA bestimmt, um Olivensorten zu unterscheiden.

Olivenbäume auf saftigen Wiesen - das findet man im Sommer nur im nördlichen Mittelmeergebiet wie hier am Gardasee.
Eine Auflistung von Olivensorten muss daher immer extrem unvollständig sein. Bekannt sind die spanischen Sorten Hojiblanca und Gordal. Aus Griechenland stammen die Tafeloliven-Sorten Kalamata, Megaritik und Stafidolies. Als italienische Sorten sind Leccino und Cipressino bekannt. Die bei uns angebotenen Olivenbäume gehören allesamt zu für den Olivenbau vorgesehenen Sorten. Eine Ziersorte -die bei uns sinnvoll wäre- gibt es meines Wissens nicht. Eine umfassende Liste mit Olivensorten findet ihr hier.
Olea europaea - die Botanik
Die Ursprünge des Olivenbaums liegen in Asien. Als Wildform wird Olea oleaster beschrieben, die in der Kultur den wirtschaftlichen Anforderungen der Ölproduktion angepasst wurde. So wurden -um Viehbiss vorzubeugen- die unteren Zweige vom Olivenstrauch entfernt, so dass sich der Olivenbaum mit seinem charakteristischen Stamm entwickeln konnte. Insgesamt umfasst die Gattung Olea ca. 600 Baum- und Straucharten, geht also weit über die Olive hinaus.

Oliven trotzen dem trockenen Mittelmeerklima problemlos.
Klimatische Anpassung
Die Pflege von Olea europaea versteht man am Besten, wenn man sich mit der Botanik der Pflanze beschäftigt. Ihre Eigenschaften sind Ergebnisse eines langen evolutorischen Anpassungsprozess. In diesem Prozess haben sich Oliven an ein trocken-heißes Klima angepasst. Oliven werden heute zwischen dem 30. und 45. Breitengrad angebaut. Dort wachsen sie in einem Klima mit heißen, sehr trockenen Sommern und milden, zuweilen niederschlagsreichen Wintern. Temperaturen bis zu 40° C und Niederschläg, die bei 700 ml stagnieren, sind keine Seltenheit.
Wichtig für die Kultur hierzulande ist, dass die Olive auch in Höhenlange gedeiht, wo sich die Temperatur auch in den frostigen Bereich bewegen kann. So kann Olea europaea als bedingt winterharter Baum mit einer Frosttoleranz von bis zu -10° C gelten. Vor diesem Hintergrund sollte nicht verwundern, dass für Olivenbäume in vielen Regionen hierzulande eher Nässe als Kälte eine Bedrohung ist. In ihrer Heimat gedeihen Oliven häufig in porösen Kalkböden gut, wo sowohl Wasser gespeichert wird als auch für genügend Belüftung der Wurzeln gesorgt wird.

Vom Alter, Wind und Wetter gezeichnet - ein alter Olivenstamm.
Aussehen und Eigenschaften von Olea europaea
Der Olivenbaum ist ein Gehölz, das bedeutet, dass wesentliche Teile der Pflanze verholzen und ihr Schutz und Halt geben. So erreichen die Bäume in warmen Regionen Höhen von bis zu 20 Metern. Noch wichtiger für die Symbolkraft der Pflanze - ihre robuste Natur verschafft ihnen geradezu methusalemische Lebensdauer von bis zu über 1.000 Jahren. Der Stamm ist bei jungen Pflanzen glatt und gleichmäßig, beginnt sich aber nach einigen Jahren zu drehen.

Oliven wachsen in offener Landschaft und sind dem Wind und der Sonne ungeschützt ausgesetzt.
Oliven wachsen vor allem im offenen, windungeschützten Landschaften. Der Wind bestäubt nicht nur die Olivenblüten, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Stämme drehen, reissen und knorrig werden. Ein alter Olivenstamm ist für viele Mittelmeerromantik pur. Viel wichtiger aber als der Stamm sind die Wurzeln: Der Wurzelapparat der Olive reicht im Freiland bis zu 6 Meter tief und wird bis zu 12 Meter breit. Auf diese Weise findet er selbst in heißen Monaten noch Wasser. Für die Kübelkultur bedeutet der Umfang des Wurzelapparats eine echte Herausforderung, da die Olive in größere Pflanzgefäße gepflanzt werden sollte.
Krone und Blätter
Die Krone des Olivenbaums ist vielfach verzweigt und dicht mit Blättern besetzt. Der Baum ist immergrün, so dass Blattverlust die Ausnahme ist und in der Regel auf ein Pflegeproblem hindeutet. Neben den Wurzeln und dem beständigen Stamm sind die Blätter ein weiterer deutlicher Beleg für den Anpassungsgrad der Olive. Um die Verdunstung zu reduzieren, ist die Oberfläche klein und ledrig. Noch wichtiger ist die helle und silbern schimmernde Unterseite der Blätter, die Sonnenlicht reflektiert. Die Olive kann sogar die reflektierende Seite im Tagesverlauf der Sonne zuwenden, um die Hitze abzuwehren. Auch ein Flaum aus Härchen trägt zum Wassersparen bei.

Olivenblüten sind klein, unscheinbar und wachsen in Rispen.
Olivenblüten und ihre Befruchtung
Die hübschen, zahlreich wachsenden Olivenblüten verraten einiges über die Fortpflanzung der Oliven. Die kleine unscheinbaren Blüten sind offensichtlich nicht darauf spezialisiert, bestäubende Insekten anzulocken. Vielmehr werden Oliven vom Wind bestäubt. Dabei sind die Blüten zwittrig, so dass in der Regel kein zweiter Olivenbaum benötigt wird, um die Blüten zu befruchten. Hinzu kommt die Fähigkeit zur Selbstbefruchtung, die die meisten Olivensorten haben. Aufgrund der großen Sortenvielfalt gibt es aber auch Ausnahmen von dieser Regel. Allerdings liegen die Gründe für fehlende Fruchtbildung bei der Oliven nach meiner Erfahrung hierzulande meistens an einem ungünstigem Standort. Wenn der Olivenbaum während der Blüte windgeschützt steht, kann es passieren, dass die Windbestäubung unterbleibt. Dann wird?s auch nichts mit der Olivenernte -zumindest bei nicht selbstbefruchtenden Sorten.
Übrigens werden die Oliven in der Pflanzenproduktion in der Regel als Stecklinge vermehrt oder mit Hilfe von Stecklingen veredelt. Als Unterlagen dienen dann Sämlige, also aus Olivenkernen gezogene Pflanzen.
Oliven ernten
Oliven sind in mehrfacher Hinsicht fruchtbare Pflanzen. Bereits nach 5 Jahren tragen sie in warmen Regionen Oliven. Ein gesunder Olivenbaum produziert im Schnitt 20 kg Oliven, die die Grundlage für etwa 4 Liter Olivenöl bilden. Das Öl hatte seine Bedeutung bereits in der Antike nicht nur als Nahrungsmittel sondern auch als Brennstoff. Aber auch als Zahlungsmittel oder in der Körperpflege wurde Olivenöl verwendet. Auch heute noch ist Olivenöl in der Kosmetik verbreitet, aber noch wichtiger ist es als gesundes Nahrungsmittel, dem zahlreiche günstige Wirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden zugeschrieben werden. Allerdings kann man diese gesundheitsfördernden Wirkungen nur von Öl mit besonders guter Qualität erwarten.
Die Olivenernte erfolgt im Winter. Wenn die Früchte reif sind, färben sich schwarz und können vom Baum gepflückt oder gerüttelt werden. Da hierzulande die Erntemengen gering sind, fällt die Herstellung von Olivenöl aus. Allerdings kann man die Oliven in Salzlauge einlegen, um sie anschließend als Snack zu genießen.
Olea europaea richtig pflegen
Die botanischen Eigenschaften sollten Pflege und Standort beschreiben. Der Standort sollte trocken, warm und sonnig sein. Wer in milden Regionen wohnt, kann den Olivenbaum draußen aufstellen. In den ersten Jahren sollte dieses im Kübel passieren, damit man den Baum versetzten kann, wenn der Standort ungeeignet ist. Hat sich Olea europaea etabliert und akklimatisiert, könnt ihr in milden Regionen über ein Auspflanzen nachdenken. Auch hier ist vor allem darauf zu achten, dass keine Staunässe entsteht. Dort, wo es kälter als -10° C wird, müsst ihr den Olivenbaum vor Kälte schützen. Das passiert in einem kühlen und hellen Winterquartier.
Gießen und Düngen
Der Olivenbaum ist überaus genügsam und braucht über weite Teile des Jahres kein Wasser. Nur im Sommer im Kübel muss man ca. einmal in der Woche gießen. Auch Düngergaben sind nötig. Umtopfen ist alle zwei bis drei Jahre sinnvoll. Beim Schneiden solltet ihr regelmäßig abgestorbene Äste und Zweige entfernen. Wächst die Krone ungleich, kann man sie problemlos durch einen Schnitt in Form bringen.
Weitere detaillierte Pflegeinfos findet ihr hier auf Mein mediterraner Garten in der Oliven-Kategorie.
Literatur: Gabriele Lehari - Oliven: Pflegeleicht, würzig und gesund.
Was ist ein Erziehungsschnitt, was ein Erhaltungsschnitt beim Olivenbaum?
Hallo
beim Erhaltungsschnitt werden abgestorbene Äste entfernt, da diese nicht mehr austrieben. Beim Erziehungssschnitt wird die Krone gezielt in Form gebracht. Dabei kann man das äußere der Krone die -die Konturen- und das innere der Krone schneiden. Beim Kroneninnenschnitt werden sich kreuzende oder eng beeinander wachsende Triebe reduziert. Jeweils der schwächere wird entfernt. Im Ergebnis sollten mehrere gleich starke Triebe entstehen, die das Grundgerüst der Krone bilden.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth