Den eigenen Orangenbaum schneiden ist eine Pflegeaufgabe, die sehr befriedigend sein kann, wenn sie denn erfolgreich ist. Allerdings besteht beim Schneiden der wertvollen Orangenbäume für viele große Unsicherheit. In diesem Beitrag möchte ich daher einige Profi-Tipps geben, wie ihr euren Orangenbaum schneiden könnt. Wenn Ihr konkrete Schneidefragen habt, könnt Ihr entweder einen Kommentar am Ende des Beitrags hinterlassen. Oder Ihr sendet mir eine E-Mail mit einem Foto eures Orangenbaums an post@mein-mediterraner-garten.de. In unserem Gartenshop können Sie Orangenbäume kaufen und mediterrane Früchte im eigenen Garten ernten.

Eine typisch kompakte Krone beim Orangenbaum
Inhaltsverzeichnis
- Den Orangenbaum schneiden - Gründe für den Schnitt
- Darum sollt ihr den Orangenbaum schneiden
- Ihr sollte den Orangenbaum dagegen nicht schneiden, um
- Den Orangenbaum schneiden - der Erhaltungsschnitt
- Orangenbaum schneiden - der Erziehungsschnitt
- Unterstützung der äußeren Form der Krone
- Kronenschnitt bei einem großen Baum
- Kronenschnitt bei einem kleineren Orangenbäumchen
- Einkürzen von Trieben
- Unterstützung der inneren Form der Krone
- Schneideverbote beim Orangenbaum
Den Orangenbaum schneiden - Gründe für den Schnitt
Wie so häufig im mediterranen Garten macht es zunächst Sinn, nach dem Zweck des Schneiden zu fragen. Daher möchte ich Euch nun zunächst Anlässe für den Schnitt nennen. Ebenfalls möchte ich Euch Situation aufzeigen, wo ihr den Orangenbaum nicht schneiden solltet. Eine Devise beim Orangenbaum schneiden lautet: Weniger ist mehr.
Darum sollt ihr den Orangenbaum schneiden
Schneidemaßnahmen beim Orangenbaum sind sinnvoll um
- die Erkrankungen des Orangenbaums zu vorzubeugen
- Krankheiten und Schädlingsbefall zu bekämpfen
- den Orangenbaum in Form zu halte
- praktischen Gründen wie zum Beispiel Platzbedarf auf eurer Terrasse.
Ihr sollte den Orangenbaum dagegen nicht schneiden, um
- das Wachstum anzuregen
- Blüte und Frucht anzuregen und
- das Größenwachstum zu begrenzen.
Aus diesen Gründen ergeben sich der Erhaltungsschnitt, der Erziehungsschnitt und Schneideverbote beim Orangenbaum.

Ein gesunder Orangenbaum liefert viele leckere Orangen.
Den Orangenbaum schneiden - der Erhaltungsschnitt
Beim Erhaltungsschnitt helfen wir dem Orangenbaum mit Erkrankungen, Verletzungen oder Schädlingsbefall zurechtzukommen. Beim Erhaltungsschnitt werden
- abgestorbene
- absterbende
- verletzte
- oder von Krankheit und Schädlingsbefall betroffene
Pflanzenteile, Äste und Zweige entfernt. Wichtig beim Erhaltungsschnitt ist die schnelle Durchführung. Der Erhaltungsschnitt sollte daher unverzüglich nach Auftreten und Feststellung des Problems erfolgen. Auf diese Weise könnt Ihr die Ausbreitung von Schädlings- oder Pilzbefall unterdrücken. Gleichzeitig bekommt Ihr eine Information, ob der Befall gestoppt wird.
Besonders wichtig beim Erhaltungsschnitt ist ein hygienisch sauberes Schneidewerkzeug Bei kleinen Ästen und Zweigen reicht eine Gartenschere. Bei größeren Ästen ist eine Baumschere erforderlich. Die Reinigung der Werkzeuge kann mit Alkohol, Brennspiritus oder Waschbenzin erfolgen.
Orangenbaum schneiden - der Erziehungsschnitt
Etwas komplizierter als der Erhaltungsschnitt ist der Erziehungsschnitt beim Orangenbaum. Erziehung bedeutet, dass ihr der Krone durch Beschneiden eine Form gibt, die euren Vorstellungen entspricht. Der Erziehungsschnitt macht aber nur Sinn, wenn vorher nennenswertes Wachstum erfolgt ist. Daher lautet die erste Regel beim Erziehungsschnitt: schneidet niemals in die Substanz Eures Orangenbaums. Beim Erziehungsschnitt werden also nur die Triebe entfernt oder gekürzt, die zuletzt dazu gewachsen sind.
Unterstützung der äußeren Form der Krone
Orangenbäume wachsen kompakt und lassen sich zu besonders schönen Kronen heranziehen. Dabei spielt die äußere Form also der Umriss der Krone die entscheidende Rolle. Klassische Formen beim Orangenbaum sind die Kugel und die Pyramide. Andere Form wie etwa in Würfeln sind auch möglich, entsprechen aber nicht unserem ästhetischen Empfinden.
Kronenschnitt bei einem großen Baum
Wenn Ihr einen Orangenbaum kaufen wollt, solltet ihr bereits bei der Anschaffung darauf achten, dass die Krone eine schöne Form hat. Das ist bei einem größerem Baum leichter zu erreichen als ein bei einem kleinen Orangenbäumchen. Kleine Pflanzen müssen zunächst nennenswertes Wachstum und Größe erreichen, damit ihr sie in die gewünschte Form schneiden könnt. Bei den großen Pflanzen ist der Erziehungsschnitt vergleichsweise einfach. Ihr müsst lediglich darauf achten dass die Krone ihre äußere Form behält.
Kronenschnitt bei einem kleineren Orangenbäumchen
Bei einem kleineren Orangenbäumchen geht es dagegen zunächst darum, dass dieses ordentlich wächst. Ihr müsst euch also um einen optimalen Standort, die richtige Pflege und eine geeignete Überwinterung bemühen. Dies sind die Maßnahmen, um ordentliches Wachstum beim Orangenbaum zu erreichen. Wenn dies erfolgt und der Orangenbaum im Frühjahr austreibt, dann können wir im nächsten Winter ganz moderate Korrekturen an der äußeren Form der Kronenvornehmen Dabei ist klar, dass ihr niemals den kompletten Neuaustrieb wegschneiden solltet, sondern immer nur den Teil, der nicht euren Vorstellungen von der äußeren Kronenform entspricht. Ist das Wachstum des Orangenbaums langsamer, dauert es unter Umständen mehrere Jahre, bis wir die gewünschte Kronenform erreicht hat Bei langsamen Wachstum ist also Geduld gefragt.
Einkürzen von Trieben
Das Einkürzen von Trieben erfolgt gezielt und nur bei einzelnen Trieben. Da die Blüte beim Orangenbaum an den jungen Trieben und an den Triebspitzen erfolgt, wäre die Entfernung von vielen Triebe fatal. Sucht euch also nur einzelne Triebe aus, die ihr wenig einkürzt. Kandidaten für solche Kürzungen sind vor allem nachgeordnete Nebentriebe oder sehr schnell gewachsene Wasserschoße. Das sind unfruchtbare Triebe, die gerade im Hochsommer innerhalb weniger Wochen zu einer nennenswerten Länge heranwachsen. Diese Triebe solltet ihr so schnell wie möglich unvollständig entfernen. Sie kosten den Baum nur Kraft, ohne dass an ihnen Blüten zu erwarten sind.
Unterstützung der inneren Form der Krone
Bei der inneren Form der Krone geht es um die Struktur und das Verhältnis der einzelnen Äste im Inneren der Orangenbaumkrone. Hier gilt beim Orangenbaum das gleiche wie bei anderen Gehölze: Die Orangenbaumkrone sollte ein bis zwei Leitbetriebe haben. Daneben wachsen kürzere und weniger starke Nebentrieb. Wuer wachsende und sich kreuzende Triebe werden entfernt. Dabei wird stets der schwächere Trieb abgeschnitten. Insgesamt sind die Schneidearbeiten im Kroneninneren nicht sehr umfangreich, da Orangenbäume recht harmonisch nach außen wachsen.
Schneideverbote beim Orangenbaum
Insgesamt wächst der Orangenbaum hierzulande eher langsam. Daher sollten alle Schneidemaßnahmen zurückhaltend sein. Insbesondere gravierende Rückschnitte, bei denen gesundes grünes Laub ohne Not entfernt wird, sind tabu. Hat ein Orangenbaum aufgrund falscher Überwinterung die Blätter verloren, heißt das noch nicht zwangsläufig, dass er einen Rückschnitt benötigt. Vielmehr ist ein Rückschnitt nur dann sinnvoll, wenn die vom Laub befreiten Äste aufgrund von Pflegefehlern wie Staunässe abgestorben sind. Wenn die Äste aber noch vital sind, dürfen sie nicht abgeschnitten werden, da aus ihnen ja der Wiederaustrieb erfolgen soll.
Ob ein Ast oder Zweig abgestorben ist, findet ihr mit dem sogenannten Vitalitätstests heraus. Bei diesem knibbelt Ihr ein wenig Rinde vom Ast, Zweig oder Stamm ab. Wenn es dahinter grün ist, führen die Leitbahnen hinter der Rinde noch ausreichend Feuchtigkeit, so dass ein Austrieb möglich ist. Ist es aber hinter der Rinde trocken und holzig, dann ist er Wiederaustrieb sehr unwahrscheinlich. Der Ast oder Zweig kann also abgeschnitten werden.
Sehr geehrter Herr Dr. Große Holtforth,
ich habe eine Frage zur Überwinterung von mediterranen Pflanzen und einer Phoenix roebelenii.
Ich hätte zwei Möglichkeiten, entweder in einer hellen (mit Fensterscheiben und Plexiglasdach) Garage, Temperatur zw. -1 und 5 Grad. Oder in einem Keller, bei einer Temperatur von ca. 10-15 Grad und mit einer LED-Röhre beleuchtet in Tageslichtweiß (865) und einem Lichtstrom von 3600 Lumen.
Welche wäre die beste Option? Optimale Temperatur? Und wäre die Lampe ausreichend?
Im Voraus vielen Dank für die Antwort.
Freundliche Grüße
Carsten Luck
Sehr geehrter Herr Luck,
für die mediterranen Pflanzen (vermutlich Zitrus, Olive & Co.) ist die Garagenlösung gut geeignet. An dem -1° C sollten Sie noch ein wenig arbeiten, aber dramatisch ist das nicht.
Die Phoenix roebelenii braucht allerdings wärmere Temperaturen. Insofern kommt dort nur der Keller in Frage. 15° C sind dort besser als 10°, 3.600 lx müssten ausreichend, zur Not können Sie über die Beleuchtungsdauer noch etwas Licht dazu geben.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth