Ein häufiges Pflegeproblem bei Zitruspflanzen im Winter ist der Blattverlust. Ein Zitrusbaum verliert Blätter, wenn Temperatur und Licht in einem unnatürlichen Verhältnis sind. Da der Blattfall bei Zitruspflanzen ein sehr typisches Pflegeproblem im Winter sein kann, möchte ich in diesem Beitrag über meine Erfahrungen mit den Ursachen, möglicher Vorbeugung sowie Pflegemaßnahmen berichten. Wenn Ihr auch Probleme mit Blattverlust bei Eurem Zitrusbaum und Fragen habt, könnt Ihr diese gerne am Ende des Beitrags stellen.

Eine sehr kühle Zitrusüberwinterung ist das Erfolgsrezept der Limonaias am Gardasee
Inhaltsverzeichnis
- Wissenswertes zum Blattverlust bei Zitrusbäumen
- Frostschäden bei Zitruspflanzen
- Wann kommt es zum Blattverlust
- Der Zitrusbaum verliert Blätter - die Pflegefehler
- Die ideale Überwinterung für den Zitrusbaum
- Der Zitrusbaum verliert Blätter - Blattverlust im frühen Winter
- Der Zitrusbaum verliert Blätter - Blattverlust im späten Winter
- Blattverlust beim Zitrusbaum - das Problem nasser Füße
- Der Zitrusbaum verliert Blätter - was tun wenn die Blätter fallen
Wissenswertes zum Blattverlust bei Zitrusbäumen
Zitrusbäume wie der Zitronenbaum (Citrus limon), der Orangenbaum (Citrus sinensis), die Mandarine (Citrus reticulata) oder der Kumquat (Fortunella margarita) stammen aus Südostasien. Dort haben sie und die vielen anderen Zitrusarten und -sorten sich an ein subtropisches Klima mit hoher Sonneneinstrahlung angepasst. Allerdings haben sich Zitruspflanzen häufig in höheren Lagen entwickelt, so dass sie grundsätzlich auch kältere Temperaturen aushalten. Nur mit Frost kommen sie schlecht zurecht, denn dieser ist in der Herkunftsregion eher die Ausnahme.

Bei guter Überwinterung glänzen auch im Winter gelbe Zitronen im dunklen Laub der Zitrusbäume.
Frostschäden bei Zitruspflanzen
Da es in Südostasien nicht friert, haben die meisten Zitruspflanzen keinen ausgeprägten Frostschutz. Wenn sie Frost ausgesetzt sind, werden als erstes weiche Pflanzenteile wie Knospen, Blüten und junge Blätter geschädigt. Dann geht es weiter mit Zweigen, Ästen und schließlich Stamm und Wurzeln. Einen Verlust von Blüten und jungen Trieben durch wenige Minusgrade kann ein ansonsten gesunder Zitrusbaum verkraften, allerdings geht ein Erfrieren von weiten Teilen des Laubs, der Äste und vor allem der Wurzeln so weit in die Substanz, dass die Pflanze eingeht.
Wann kommt es zum Blattverlust
Unsere heimischen Laubbäume schützen sich im Herbst und Winter durch Blattabwurf vor Frost. Indem sie die wasserverdunstenden Blätter abwerfen, reduzieren sie ihren Wasserhaushalt auf das Nötigste, so dass Frostschäden ausgeschlossen sind. Diesen Mechanismus haben Zitruspflanzen nicht entwickelt, da sie sich ja nicht an Frost anpassen mussten. Der Zitrusbaum verliert Blätter allerdings dann, wenn der Stoffwechsel und der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten.
Der Stoffwechsel einer Pflanze kann skizzenhaft als Kreislauf zwischen Wurzeln und Blättern erklärt werden. In den Blättern wird mit Hilfe des Sonnenlichts bei der Photosynthese aus Wasser und CO2 Zucker und Sauerstoff produziert. Das Wasser bezieht die Pflanze über die Wurzeln aus dem Erdreich, das CO2 aus der Luft. Die Aufnahme von CO2 erfolgt genauso über die Blätter wie die Abgabe von Sauerstoff, die Verdunstung von Wasser und die Abgabe von CO2. Ein Überschuss an CO2 wird nachts abgegeben, wenn die Pflanze keine Photosysnthese durchführen kann. Für alle diese Vorgänge benötigt der Zitrusbaum eine Mindesttemperatur von ca. 12° C.
Der Stoffwechselkreislauf kann nun gestört sein, so dass der Zitrusbaum Blätter verliert. Folgende Fälle können als typisch für Blattverlust unterschieden werden:
- Wurzeln kalt - Blätter warm: die Wurzeln können kein Wasser zur Verdunstung und Kühlung der Blätter transportieren
- Temperatur hoch - wenig Licht: die Pflanze gibt zwar CO2 ab, kann aber aufgrund fehlender Photosynthese kein CO2 aufnehmen
- Temperatur niedrig - Wurzeln nass: die Wurzeln können die Feuchtigkeit im Erdreich nicht verdunsten.
Der Zitrusbaum verliert Blätter - die Pflegefehler
Nach meiner Erfahrung kommt es immer dann zum Blattverlust, wenn das Gleichgewicht beim Stoffwechsel des Zitrusbaums gestört ist. Die Probleme tauchen vor allem im Winter oder besser im Winterquartier auf. Ohne Winterquartier kann die Zitruskultur hierzulande nicht gelingen. Auch wenn es durch die Orangerien im deutschsprachigen Raum eine Jahrhunderte alte Tradition zur Überwinterung von Zitruspflanzen gibt, ist nicht jedem klar, wie die idealen Überwinterungsbedingungen für den Zitrusbaum aussehen. Immer dann, wenn von diesem Ideal abgewichen wird, gibt es Probleme: der Zitrusbaum verliert Blätter.
Die ideale Überwinterung für den Zitrusbaum
Das Hauptproblem für die Zitrusbaum in den Wintermonaten hierzulande ist das zunächst abnehmende, dann wieder zunehmende Licht bei gleichzeitig entweder kühlen oder warmen Temperaturen. Die ideale Überwinterung berücksichtigt daher den Lichtbedarf beim Zitrusbaum und versetzt diesen in Winterruhe. Das wird durch niedrige Temperaturen um die 5° bis 10° C erreicht. In diesem Temperaturbereich ist die Gesamtvegetation eingeschränkt, so dass auch das für die Fotosynthese fehlende Licht kein Problem ist. Man könnte von einem 'Winterschlaf' der Zitruspflanzen sprechen. D.h. aber nicht, dass der Zitrusbaum ganz ohne Licht auskommt. Wenn der Zitrusbaum durch eine Tageslichtquelle von der schwachen, häufig durch Bewölkung bedeckten Winter Sonne beleuchtet wird, ist das in der Regel gerade ausreichend. Wenn keine Tageslichtquelle vorhanden ist, muss eine Mindestbeleuchtung durch eine Energie-Pflanzenlampe* oder LED-Pflanzenlampe* sichergestellt sein. Bei den kühlen Temperaturspektrum hat sich ein Mindestwert von 1500 Lux als ausreichend herausgestellt.
Der Zitrusbaum verliert Blätter - Blattverlust im frühen Winter
Im frühen Winter, also in den Monaten November und Dezember, nimmt das natürliche Licht durch den Lauf der Sonne immer weiter ab. Die Tage werden kürzer und das Sonnenlicht wird schwächer. Wenn dann ein Zitrusbaum nicht kühl, sondern warm aufgestellt ist, dann verliert er seine Blätter. Der Blattverlust ist ein Schutzmechanismus, der den Zitrusbaum vor dem Aufzehren schützt. Denn bei warmen Temperaturen und geringem Licht funktioniert das Ausatmen von CO2, aber nicht die Aufnahme von CO2 durch die Fotosynthese. Würde die Atmung fortgesetzt, würde der CO2 Haushalt der Pflanze aus dem Gleichgewicht geraten. Durch Verlust der Blätter wird also die Ausatmung bei zu wenig Licht reduziert.
Der Zitrusbaum verliert Blätter - Blattverlust im späten Winter
Im späten Winter, also etwa im Februar, führt ein gegenläufiger Prozess zum Blattverlust. Im späten Winter erwärmt eine stärker werdende Sonne die Blattoberflächen der Zitruspflanzen in einem Winterquartier mit Tageslichtquelle. Die Pflanzen benötigen dann Verdunstung, damit die Blätter gekühlt werden. Alerdings ist die Verdunstung durch kalte Wurzeln eingeschränkt: Der Zitrusbaum verliert Blätter. Auch hier ist der Blattverlust ein Schutzmechanismus, der weitergehende Schäden verhindert.
Blattverlust beim Zitrusbaum - das Problem nasser Füße
Auch besondere Stresssituationen können zum Blattverlust führen. Bei einem Mandarinenbaum habe ich es einmal erlebt, dass dieser mit spontanem und erheblichen Blattverlust auf zu viel Wasser reagiert hat. Ich war noch Anfänger in Sachen Citrus und hatte es mit dem winterlichen Gießen viel zu gemeint.
Einige Zitrusbesitzer nehmen fälschlicherweise an, dass sie den Blattverlust mit mehr Gießen beheben können. Damit aber verschlechtern sie die Lage des Zitrusbaums sehr deutlich. Denn dieser hat aufgrund fehlenden Laubs nur noch sehr eingeschränkt die Möglichkeit, das Wasser durch Verdunstung wieder loszuwerden. Wenn es zudem noch kühl ist, ist die Verdunstung ohnehin stark eingeschränkt. Insgesamt sollte im Winter größte Vorsicht beim Gießen herrschen. Wenn der Baum kühl steht, braucht er faktisch kein Wasser. Insgesamt solltet Ihr nur dann gießen wenn die Erde auch in tieferen Schichten abgetrocknet ist. Das könnt Ihr am besten mit einem Feuchtigkeitsmesser* feststellen.
Der Zitrusbaum verliert Blätter - was tun wenn die Blätter fallen
Der Blattverlust bei Citrus Bäumen ist meistens Ergebnis eines längeren Ungleichgewichts. Wenn er also einsetzt, kann er nicht sofort wieder gestoppt werden. Ihr habt Glück, wenn es bei einsetzenden Blattfall draußen noch frostfrei ist. Nach meiner Erfahrung ist die einzige Möglichkeit den Blattfall zu stoppen, den Citrusbaum nach draußen in eine kühle Umgebung zu stellen.
Kommt es im späten Winter aufgrund von zunehmender Wärme zu Blattfall, könnt Ihr die Situation durch Beschattung und Kühlung durch Lüftung rasch verbessern. Auch hier dürfte es günstig sein, den Zitrusbaum so früh wie möglich herauszustellen. Allerdings muss es frostfrei sein.
Wenn Euer Zitrusbaum die Blätter verloren hat, dann müsst Ihr bis zum nächsten Frühjahr warten, bis ein neuer Austrieb erfolgt. Wichtig ist -wie geschildert- dass Ihr nach dem Blattverlust nicht mehr gießt. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, den Zitrusbaum unmittelbar vor dem Herausstellen umzutopfen. Am Ende des Umtopfen wird die Erde einmal angegossen und der Baum an einen warmen Frühlingsstandort gestellt. Dort sollte er sich von der Sonne wärmen lassen, und neu austreiben.
Sollte es bei Euch zu Blattverlust kommen, könnt ihr euch gerne bei mir unter post@mein-mediterraner-garten.de melden. Gerne gebe ich euch Ratschläge und Tipps wie ihr euren Zitrusbaum trotz Blattverlust gut durch den Winter bekommt und wieder zum Austrieb bringt.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Hallo,
ich habe im vergangenen Frühjahr auf meinem Grundstück auf einer griechischen Insel mehrere Zitrusbäumchen (Zitrone, Orange und Grapefruit) im Boden eingepflanzt. Den Sommer über bis in den Herbst wurden die Bäumchen regelmäßig gegossen. Danach habe ich die Bäumchen knapp 4 Monate lang (von Ende November bis jetzt) sich selbst überlassen. Ich bin jetzt soeben auf die Insel zurückgekehrt und habe die Bäumchen leider in praktisch blattlosem Zustand vorgefunden; es sind bestenfalls nur noch wenige Blätter an jedem Bäumchen vorhanden, und dies auch nur in schlechtem Zustand. Bei der Mehrzahl der Bäumchen sind die neueren Äste noch grün, aber teilweise schon gelb verfärbt. Bei einem Bäumchen sind allerdings die meisten Äste braun geworden und nur noch wenige grüne Äste vorhanden (siehe beigefügtes Foto von der oberen Hälfte des betreffenden Bäumchens, auf dem auch ein letztes noch verbliebenes grünes Blatt erkennbar ist). Die Erde ist momentan sehr trocken, die Tageshöchsttemperaturen liegen z.Z. bei knapp über 20 Grad.
Meine Frage: gibt es irgendeine Hoffnung, dass die Bäumchen noch zu retten sind? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen? Sollten braune oder gelbe Äste entfernt werden? Ist Gießen jetzt angebracht oder kontraproduktiv? Sollte gedüngt werden?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Freundliche Grüße
Helmut Riechert
Sehr geehrter Herr Riechert,
offensichtlich hat die Zeit im Sommer und das Gießen nicht gereicht, damit die Bäume sich selbst versorgen können. Die Geschwindigkeit und Intensität des Anwurzelns hängt natürlich auch von der Qualität des Bodens ab. Wenn dieser eher karg ist, könnte das das Anwachsen verzögert haben.
Gab es denn während des Winters ein besonderes Wetterextrem? War es frostig oder besonders trocken in der Zeit, wo Sie weg waren?
Sie sollten auf jeden Fall alle braunen Äste abschneiden. Dann sollten Sie sich den Boden noch einmal genau ansehen. Wenn dieser schlecht ist, würde es Sinn machen, die Bäume noch einmal rauszunehmen, den Boden zu verbessern und dann die Bäume noch einmal neu einzupflanzen. Dann müssen Sie noch einmal gießen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen. Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth