Wenn ihr exotische Pflanzen im Gewächshaus überwintern möchtet, solltet ihr darauf achten, dass Temperatur und Licht den Anforderungen eurer Pflanzen entsprechen. Wie das geht und welche Temperaturverhältnisse für verschiedene Pflanzengruppen sinnvoll sind, erkläre ich in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- Überwinterungsbedürfnisse von Pflanzen
- Herkunfts- und Klimaregionen von Pflanzen
- Die Gewächshaustypen
- Pflanzen im Gewächshaus überwintern - darauf kommt es an
- Herausforderung Gewächshausklima
- Licht
- Zu kalte Temperaturen
- Zu hohe und schwankende Temperaturen
- Feuchtigkeit
- Pflanzen im Gewächshaus überwintern - klein anfangen und lernen

Pflanzen im Gewächshaus überwintern
Überwinterungsbedürfnisse von Pflanzen
Wer ein Gewächshaus anschaffen möchte, um Pflanzen im Gewächshaus überwintern zu können, sollte sich zunächst Gedanken zu den Standortbedürfnissen der Pflanzen machen.

Lorbeerbäume kommen im Winter mit einem gerade frostfreien Gewächshaus zurecht.
Herkunfts- und Klimaregionen von Pflanzen
Je nach Herkunft und Klimaregion, an die sich Pflanzen angepasst haben, sind diese Bedürfnisse sehr unterschiedlich. Folgende Pflanzengruppen können dabei unterschieden werden:
- Frostharte heimische Pflanzen
- Bedingt winterharte Pflanzen mit einer Frosthärte um die -10° C
- Mediterrane Pflanzen mit einer Frosthärte um -2° C
- Subtropische Pflanzen mit einem Temperaturbedarf um 10° C
- Tropische Pflanzen, die ganzjährig ein feuchtes und um 18° C warmes Klima brauchen.
Weitere Anpassungsmerkmale der Pflanzen sind etwa Feuchtegrad oder Höhenlagen. Ein Gewächshaus-Besitzer oder Bauherr wird schnell erkennen: Die gesamte Vielfalt der natürlichen Vegetation auf der Erde lässt sich mit einem einzigen Gewächshaus kaum abbilden. Daher ist die wichtigste Frage, welcher Gewächshaustyp entstehen soll.
Die Gewächshaustypen
Wenn man Pflanzen im Gewächshaus überwintern will, ist die Heizung und damit das Temperaturverhältnis entscheidend. Dabei werden folgende Gewächshaustypen unterschieden:
- Unbeheiztes Gewächshaus
- Kalt-Gewächshaus
- Temperiertes Gewächshaus
- Tropen-Gewächshaus (oft auch Palmenhaus).
Ein unbeheiztes Gewächshaus ist sicher am wenigsten aufwändig. Allerdings kann es nur für bedingt winterharte Pflanzen eingesetzt werden und diesen einen Kälte- und Nässeschutz bieten. Ein Olivenbaum oder ein Feigenbaum können durchaus in einem nicht beheizten Gewächshaus überwintern.
Am weitesten verbreitet dürfte das Kalt-Gewächshaus sein. Es wird gerade frostfrei gehalten, die Durchschnittstemperatur liegt bei 5° C. Das Kalt-Gewächshaus ist ideal für viele mediterrane Pflanzen, darunter die Zitrusklassiker der Zitronenbaum, der Orangenbaum, die Mandarine oder die Bitterorange.
Dagegen benötigen wärmeliebende Zitruspflanzen wie etwa Grapefruit, Buddhas Hand Zitrone oder die Mexikanische Limette ein temperiertes Gewächshaus. Die Temperatur beträgt am Boden mindestens 10° C und sorgt dafür, dass die Pflanzen aus den Subtropen die Blätter nicht verlieren.

Eine Kathedrale für Pflanzen - das Palmenhaus im Frankfurter Palmengarten
Der 'Mercedes' unter den Gewächshäusern ist sicher ein Tropen-Haus, das mit Hilfe aufwändiger Gewächshaustechnik auf Zimmertemperatur gebracht wird. Gleichzeitig wird für hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt. Diesen hohen Aufwand können in der Regel nur Botanische Gärten leisten. Eine der typischsten Formen des Tropen-Hauses ist das Palmenhaus. Ein besonderes schönes Palmenhaus könnt ihr im Frankfurter Palmengarten bewundern.
Pflanzen im Gewächshaus überwintern - darauf kommt es an
Mit der Auswahl der Temperaturverhältnisse und der dazugehörigen Heizung legt man sich langfristig fest, was vor allem mit dem Aufwand der Anschaffung und Errichtung zu tun hat. Daneben müsst ihr aber auch kurzfristig darauf achten werden, dass Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse zu den Bedürfnissen der Pflanzen passen, die im Gewächshaus überwintern.
Herausforderung Gewächshausklima
Ein Gewächshaus ist natürlich vor allem wegen seiner hervorragenden Lichtverhältnisse ideal, um exotische Pflanzen durch den Winter zu bringen. Allerdings ist dort, wo Licht ist, stets auch Schatten. Will man Pflanzen im Gewächshaus überwintern, besteht der 'Schatten', oder besser die Herausforderung darin, die Standortfaktoren Licht, Temperatur und Feuchtigkeit in einem für die Pflanzen geeignetem Verhältnis zu halten.
Licht
Das im Gewächshaus zur Verfügung stehende Licht ist das Tageslicht, deren Lichtenergiegehalt nur durch die Verglasung gefiltert wird. Milchglasartige Doppelstegplatten lassen etwas weniger Licht durch als Ein-Scheiben-Klarglas. Auch umgebende Bäume oder andere Schattenspender müssen beachtet werden, wenn man den Lichteinfall im Gewächshaus optimieren will.
Der Licht-Verlauf, wenn man Pflanzen im Gewächshaus überwintern will, wird aber vor allem durch den Bewölkungsgrad bestimmt. Häufig sind die Winter bei uns sehr dunkel, da langhaltende Phasen dichter Bewölkung bestehen. Ein typischer Winterverlauf ist, dass bis zur Mitte des Überwinterungszeit, die Anfang bis Mitte Januar ist, eher wenig Tageslicht vorhanden ist. Danach und vor allem im Februar nimmt die Sonnenintensität deutlich zu. Die größte Herausforderung für die Überwinterung im Gewächshaus besteht dann im Februar oder frühen März, wenn die Sonnenintensität tagsüber sehr hoch ist, während nachts noch deutliche Minusgerade herrschen.
Zu kalte Temperaturen
Frost ist die größte Bedrohung für exotische Pflanzen hierzulande. Daher kommt der Ausstattung des Gewächshauses mit einer Heizung besondere Bedeutung zu. Für die Gewächshausheizung* gibt es unterschiedliche Varianten, die sich auch bei den Anschaffungskosten deutlich unterscheiden. Die Vielfalt reicht von elektrisch betriebenen Heizungen bis hin zu recht aufwändigen Warmwasserheizungen. Entscheidend für die Sicherstellung ausreichender Temperaturen ist, dass die Heizung ausreichend dimensioniert ist. Weiter wird ein Thermostat benötigt, dass für eine Steuerung der Heizung sorgt.
Neben der Auswahl der Heizung könnt ihr auch mit Isolierung etwas gegen zu kalte Temperaturen tun. Der Boden kann mit isolierenden Matten ausgelegt werden. Manche Gewächshausbesitzer packen das gesamte Haus mit isolierender Noppenfolie ein. Schließlich lassen sich auch die Töpfe mit Decken oder Folien isolieren, damit die Wurzeln nicht zu kalt werden.
Zu hohe und schwankende Temperaturen
Wird die Sonne im Februar wieder stärker, kann die Temperatur im Gewächshaus aber auch rasch sommerliche Werte erreichen. Verantwortlich dafür ist der Treibhauseffekt, der auch für den Klimawandel verantwortlich ist. Im Gewächshaus kann es dazu führen, dass im späten Winter bei zunehmender Intensität der Sonneneinstrahlung die Pflanzen einen Wärmeschock bekommen. Daher ist ausreichende Lüftung die wichtigste Aufgabe, wenn man Pflanzen im Gewächshaus überwintern will. Dabei erfordert die Lüftung im Spätwinter durchaus Fingerspitzengefühl: Während tagsüber die Temperaturen zu hoch sind und Lüftung erforderlich sind, ist es Nachts bei klarem Himmel und Minustemperaturen das genaue Gegenteil. Automatische Temperatur- und Lüftungssteuerung sind wichtige Hilfsmittel, um erfolgreich Pflanzen zu überwintern. Auch die Flexibilität der Heizung ist ein wichtiger Aspekt. Nur eine schnell reagierende Heizung kann helfen, die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht zu überbrücken. Auch Winternächte, die zunächst bedeckt beginnen, dann aber aufklaren und Frost bringen, sind eine Herausforderung für die Gewächshausheizung.
Feuchtigkeit
Analog zur Temperatur bildet sich Luftfeuchtigkeit. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser kann die Luft aufnehmen. Ist es dagegen kälter, kondensiert Wasser an den kalten Gewächshausscheiben. Der Maßstab für die Luftfeuchtigkeit ist die relative Luftfeuchtigkeit. Sie gibt an, wieviel % der Luft bei einer gegebenen Temperatur mit Wasser gesättigt ist. Für die meisten mediterranen und subtropischen Pflanzen ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 % ausreichend. Ist die Feuchtigkeit zu hoch, droht Schimmelbildung und ihr müsst lüften. Sinkt dagegen -etwa aufgrund zu intensiven Lüftens- die Luftfeuchtigkeit, dann müsst ihr die Luft befeuchten. Ein einfaches Mittel kann sein, alle Pflanzen im Gewächshaus mit Wasser abzuspritzen.
Pflanzen im Gewächshaus überwintern - klein anfangen und lernen
Die Vielzahl der Aspekte, die bei der Überwinterung von Pflanzen im Gewächshaus beachtet werden müssen, kann Respekt einflößen. Aber lasst euch nicht bange machen oder gar vom Kauf eines Gewächshauses abschaffen. Am glücklichsten werdet ihr, wenn ihr mit wenigen einfach zu überwinternden Pflanzen beginnt und euch peu à peu steigert. Je mehr Erfahrungen ihr mit der Überwinterung sammelt, umso zufriedener werdet ihr sein. Achtet beim Kauf der Pflanzen darauf, dass ihr nur solche Pflanzen in die Sammlung aufnimmt, für die euer Gewächshaustyp geeignet ist. Lasst euch also von den Händlern genau erklären, welche Überwinterungsbedingung für eine Pflanze nötig ist. Natürlich findet ihr auch hier auf meinen Seiten viele Pflanzenportraits, die Auskunft zu Mindestemperaturen und Lichtverhältnissen geben.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Literatur: Christoph und Maria Köchel: Kübelpflanzen - der Traum vom Süden. Die schönsten Arten im Portrait - Standort und Pflege, München 2003
Schwitzwasser
Markus Kobelt