Ein mediterraner Jahreszeiten-Kalender ist enorm hilfreich, wenn es um die jahrezeitlich passende Pflege von mediterranen und exotischen Pflanzen geht. Wann soll man Pflanzen ein- und wann wieder ausräumen? Wann können frostempfindliche Zwiebel- und Beetpflanzen in den Garten gepflanzt werden? In diesem Beitrag möchte ich euch meinen mediterranen Jahreszeiten-Kalender vorstellen und hoffe, dass er euch hilft, noch schönere und gesündere Pflanzen zu haben.

Im Vollfrühling zeigen die Orangen mehrere Generationen, also Blüten,unreife und reife Früchte.
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes zum Jahreszeiten-Kalender
Wer kennt nicht berühmte Bauernregeln wie 'Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun? und Fass'. Als ich mal wieder unsicher war, ob ich meine Pflanzen schon rausstellen sollte, kam mir der Gedanke, ob es neben den Bauern- nicht auch Gärtnerregel gibt. Und tatsächlich wurde ich bei meinen Recherchen fündig: Der phänologische oder Jahreszeiten-Kalender hilft, die Entwicklung der Natur besser einschätzen und mit der Natur mediterrane Pflanzen zu pflegen.

Ist das Wetter wechselhaft -wie etwa im April- hat der Himmel am Meisten zu bieten.
Der Klimawandel - Jahreszeiten verschieben sich
Kalender gibt es viele: es gibt den kalendarischen oder den metereologischen Frühlingsanfang, die Chinesen haben einen anderen Kalender als wir Europäer. Doch der kalendarische oder auch der metereologische Frühlingsanfang haben immer weniger mit dem botanischen Frühlingsanfang zu tun. Die Ursache ist der Klimawandel, der zu einer Verschiebung der Jahreszeiten führt. Frühling, Sommer und Herbst setzen immer früher ein, der Winter wird entsprechend kürzer, wie der Bayerische Rundfunk zu berichten weiss. Es vergrößert sich aber auch die Unsicherheit, in welcher Jahreszeit wir uns gerade befinden.

Milderes Klima hilft der Feige bei ihrem Vormarsch gen Norden.
So funktioniert der Jahreszeiten - oder Gartenkalender
Mehr Sicherheit gibt der Jahreszeiten-Kalender. Dieser knüpft den Beginn von Jahreszeiten an Naturphänomene wie etwa die Apfelblüte. Das erklärt auch den eher fachlichen Begriff des phänologischen Kalenders. Das interessante am phänologischen Kalender für Mitteleuropa ist, dass dieser insgesamt von 10 Jahreszeiten ausgeht. Es werden 10 Ereignisse in der Pflanzenwelt bestimmt, die den Start einer Jahreszeit bestimmen. Diese sind
- Vorfrühling
- Erstfrühling
- Vollfrühling
- Frühsommer
- Hochsommer
- Spätsommer
- Frühherbst
- Vollherbst
- Spätherbst
- Winter.
Bemerkenswert ist, dass der Winter nicht weiter unterteilt wird. Die Erklärung ist einfach: Im Winter ruhen die Pflanzen und eine nennenswerte pflanzliche Aktivität findet nicht statt. In den nächsten Abschnitten möchte ich euch mit meinem mediterranen Jahreszeiten-Kalender die wichtigsten Jahreszeiten für den mediterranen Garten und die dann durchzuführenden Pflegemaßnahmen erläutern.
Der mediterrane Jahreszeiten-Kalender
Besonders wichtig für mediterrane und exotische Pflanzen ist der Schutz vor Frost. Daher sind die Übergangsjahreszeiten im Frühjahr und Herbst die wichtigsten. Gerade in diesen Zeiten hilft die Naturbeobachtung des phänologischen Kalenders.

Schneeglöcken und Buschwindröschen sind klassische Frühlingsboten.
Vorfrühling
Der Vorfrühling beginnt, wenn die Schneeglöckchen blühen. In dieser Zeit, meistens im Februar bis März, kann man sich auf den Frühling freuen. Zum Rausstellen frostempfindlicher Pflanzen ist es allerdings noch zu früh. Allerdings kann der Saisonstart geplant werden. Wer genug Platz im Winterquartier hat, kann dort die Pflanzen umtopfen und schneiden.

Oft zeigen sich die ersten Blüten der Zitrone schon im Winterquartier.
Erstfrühling
Die Frühlingsboten für den Erstfrühling sind die Forsythien. Wenn diese im April blühen, kann man nicht nur die Rosen schneiden (wie vielleicht manche wissen), sondern auch die ersten Pflanzen rausstellen. Im Erstfrühling können die robusteren Zitrussorten wie Zitronenbaum, Orangenbaum, Mandarine und Kumquat rausgestellt werden. Auch der Oleander oder die Calla können schon raus. Allerdings sollten all diese Pflanzen geschützt z.B. nah am Haus aufgestellt werden. Spätfröste wie im Frühjahr 2017 sind noch möglich, so dass man im Zweifel Pflanzen wieder reinräumen muss. Die erste Umtopf- und Schnittrunde hält Mediterrangärtner und -gärtnerinnen auf Trab. Bei Frühlingsgewittern und Platzregen müssen die Pflanzen geschützt werden.

Eine der schönsten Blüten im mediterranen Garten zeigt die Ananasguave.
Vollfrühling
Wenn die Apfelbäume blühen, dann ist Vollfrühling. Nun kann die zweite Runde der Auswinterung erfolgen. Wärmeliebende Zitruspflanzen wie die Buddhas Hand Zitrone oder Mexikansiche Limette, empfindliche subtropische Kübelpflanzen wie Wandelröschen, Bougainvillea oder Ananasguave können nun ebenfalls rausgesetzt werden. Wer empfindliche Sukkulenten wie Agaven und Aloen hat, kann diese so nach draußen stellen, dass sie vor allem vor Regen geschützt sind.

Auch wenn die Agave parryi bedingt winterhart ist, kann sie erst im Vollfrühling ungeschützt raus.
Ab dem Vollfrühling kann man damit rechnen, dass auch nachts die Temperaturen im zweistelligen Bereich liegen. Das verlängert das Wachstum der mediterranen Pflanzen erheblich. Die Pflanzen treiben aus, bilden Knospen und Blüten. Da sie nun auch Nährstoffe benötigen, beginnt im Vollfrühling auch das Düngen der Pflanzen. Da höhere Temperaturen auch die Verdunstung intensivieren beginnt im Vollfrühling die Zeit des Gießkannenschleppens. Das Gießen der mediterranen Pflanzen sollte aber stets bedarfsgerecht erfolgen, am Besten verwendet ihr einen Feuchtigkeitsmesser*.
Frühsommer
Im Frühsommer, der von der Holunderblüte eingeläutet wird, gibt es kein Halten mehr. Nun können auch die empfindlichsten Exoten wie etwa die Gloriosa einen Platz draußen beziehen. Beet- und Balkonpflanzen sind eingepflanzt und auch Gemüse wie Tomaten und Auberginen beginnt nun zu wachsen und zu gedeihen.

Die spekatukuläre Blüte der Ruhmeskrone
Hochsommer und Spätsommer
Der Hochsommer wird von der Lindenblüte eingeleitet. Im Sommer können wir alle Pflanzen genießen, müssen aber auch regelmäßig gießen und düngen. Für viele fällt die Urlaubszeit in den Hoch- oder Spätsommer, was schade ist, denn nun ist der Mediterrane Garten am schönsten.
Im Spätsommer lässt die Vegetation bereits etwas nach. Bei vielen Pflanzen ist die Blüte vorbei, so dass sich Fruchtansätze zeigen. So sind auch reife Frühäpfel die Boten des Spätsommers.

Eine späte, dafür aber umso schönere Blüte - die Engelstrompete
Frühherbst
Während heimische Pflanzen im Frühherbst bereits in die Schlussrunde gehen, beginnt bei einigen spät austreibenden Kübelpflanzen wie etwa der Engelstrompete erst die Blüte. Die Nächte werden etwas kühler, das sich verringernde Wachstum reduziert auch den Wasserbedarf der Pflanzen. Ab dem Frühherbst, der von der Holunderreife bestimmt wird, sollte nicht mehr gedüngt werden, um Überdüngung zu vermeiden. Auf Frost muss zum Glück nicht geachtet werden.

Sie blüht meist bis in den Herbst - die Bougainvillea.
Vollherbst
Das ändert sich im Vollherbst, der von reifen Walnüssen angekündigt wird. Die empfindlichsten Pflanzen müssen in kälteren Lagen bereits eingeräumt werden. Bei mir ziehen die Pflanzen in den gleichen Etappen ins Winterquartier ein, wie sie im Frühjahr ausgezogen sind. Allerdings sollte nicht zu früh eingeräumt werden. Ein goldener Oktober kann wichtigen Sonnenschein liefern, der für die Pflanzen Energie bedeutet. Diese wird als Zucker in Wurzeln, Stamm und Ästen eingelagert und steht während des Winters aber auch im Frühjahr für den Austrieb zur Verfügung.

Gefroren hat es heuer ?
Spätherbst
Wenn sich das Eichenlaub verfärbt, ist Spätherbst. Jetzt im November sind nicht nur erste Fröste wahrscheinlich sondern auch Herbststürme und viel Regen. Nicht unbedingt das Lieblingswetter mediterraner Pflanzen. Nun beginnt das große Räumen. Vor dem Einräumen in das Winterquartier ist die Überprüfung auf Schädlinge wie etwa Schildläuse wichtig. Zu groß geratene Pflanzen sollten jetzt in einem Vorschnitt gekürzt werden, damit der Platz in der Überwinterung ausreicht. Der eigentliche Hauptschnitt findet aber erst im Frühjahr statt. Auf Umtopfen sollte verzichtet werden, es sei denn, einer Pflanze geht es sehr schlecht.
Winter
Bei deutlichen reduzierten Temperaturen -zwischen 5° und 10° C für mediterrane und 10° und 15° für subtropische Pflanzen- beginnt nun die Winterruhe. Das heisst nicht, dass die Pflanzen keine Betreuung brauchen. Schädlingskontrolle und gelegentliches aber stets moderates Gießen, wenn die Erde weitgehend abgetrocknet ist, gehören zu den Aufgaben in der Überwinterung. Doch das schönste im Winter ist, vom Frühjahr zu träumen und erste Pläne für das neue Gartenjahr zu machen.