Wer die Welt retten will, sollte Pflanzen nicht verbieten, sondern pflanzen! Das ist unsere Überzeugung bei Lubera und das ist auch der Grund, dass uns die Gesetzesvorlage zu Pflanzenverboten in der Schweiz zu einer regelrechten Kampagne bewogen hat. Neben vielen anderen Zuschriften, von denen wir in diesem Artikel eine repräsentative Auswahl zeigen, wurde uns auch geraten, das Thema doch zu lassen und uns abzuregen. Das Problem erledige sich voraussichtlich von selber, da Pflanzen ja unmöglich wirklich und effektiv verboten werden könnten...
Pflanzen sind unsere Geschäftsgrundlage bei Lubera, genauso wie sie unser aller Lebensgrundlagen sind. Da reagieren wir sensibel, da sollten wir alle hypersensibel reagieren.
Unser operatives Geschäft im Pflanzenverkauf ist allerdings nur insofern von Pflanzenverboten betroffen, als sich Markus Kobelt als kreativer Pflanzenzüchter die Freiheit erhalten will, neue und fremde Pflanzen auszuprobieren und auch zu verbreiten. Mit einer generellen Verbotskultur können wir nur schwer leben, mit einzelnen Vertriebsverboten leben wir schon jetzt problemlos. Es ist halt nicht dasselbe, wenn man per Gesetz versucht, eine potentiell unendliche Liste von Pflanzen geradewegs zu verbieten und allenfalls auszulöschen, oder ob man bei einigen Pflanzen nur den Vertrieb verbietet, (was im Einzelfall nicht immer gut, aber auch nicht systemrelevant negativ ist).
Pflanzengebot statt Pflanzenverbot
Guten Morgen
Der beste Gartenbrief seit langem!!! Ganz herzlichen Dank für diese Worte. Anstatt in der Schweiz endlich einmal diese unsäglichen "Gartenkompositionen" aus Rasen und Thuja oder Steinwüsten in sogenannten Gärten zu verbieten, verbietet man lieber Pflanzen. Dabei müsste überhaupt nichts verboten werden. Man müsste nur die Gesetze ergänzen und pro m2 Boden, der gekauft wird, die Neupflanzung von so und so vielen Bäumen, Sträuchern etc. fordern, die die Biodiversität fördern und ganz nebenbei noch etwas gegen den Klimawandel tun. Dass in heutigen Zeiten des Klimawandels, von dem inzwischen nicht nur alle reden, nein, der sich auch bereits unangenehm bemerkbar macht, noch Pflanzenverbote statt -gebote ausgesprochen werden, lässt mich stark an den sogenannten Volksvertretern zweifeln. Aber solange dreiviertel der Menschen Blätter, die im Herbst von Bäumen und Sträucher fallen, als Dreck empfinden, weil sie jeglichen Bezug zur Natur verloren haben, solange wird es wohl weiter Verbote statt Gebote hageln. Es sei denn, der Viertel, der die Natur zu schätzen weiss, steht jetzt auf und gibt den Pflanzen eine Stimme.
In diesem Sinn einen wunderbaren verregneten Samstag, den Steinwüsten zwar nicht benötigen, die Natur aber umso mehr.
Freundliche Grüsse
Leonie Jenal (Villa Jenal)
Pflanzengebote statt Pflanzenverbote. Sehr schön, Frau Jenal. Er ist uns aus dem Herz gesprochen.
Herzlichen Dank für das Feedback.
Markus Kobelt
Gegen Bürokratie und für eine langfristige Sichtweite
Sehr geehrter Herr Kobelt
Es ist gut und wichtig, dass endlich jemand vom Fach diese Bürokratie und latente Kriminalisierung des Kulturgutes Gartenpflanzen, der Gartenbauer und der Bürger in der Schweiz anspricht. Mir sind die Haare zu Berge gestanden als ich diesen Bericht in der Zeitung gelesen habe. Auch in mir hat sich so eine Art Wiederstand dagegen formiert. Ist es nicht doch so, dass sich in unserem Lande die ohnehin weitgehend vom Menschen gestaltete Natur schon seit Jahrhunderten von der natürlichen, wie sie nach der Eiszeit vor 11 tausend Jahren ausgesehen hat zu einer Vielfalt verändert hat? Und ich glaube es ist sogar gut so. Die Eiszeiten hatten 90% aller vorher hier heimischen Pflanzenarten ausgelöscht. Die Zeiten gingen und das Klima änderte sich abermals, zuletzt wiederum Richtung Warmzeit. Was der Mensch hier tut ist lediglich eine Beschleunigung der Wiederansiedlung vormals hier heimischer Pflanzenarten. Der Amberbaum zum Beispiel ist erst in der allerletzten Eiszeit von der unausweichlichen Kälte ausgelöscht worden. Aber ein genetisch sehr naher Verwandter lebt noch immer in Amerika. Und er darf auch wieder in der Schweiz wachsen. Mit unserer Hilfe und einem Klima, das er als das seinige wieder erkennt. In den warmen zwischeneiszeitlichen Phasen gab es hier immergrüne Kirschbäume. Die gibt es heute auch wieder. Wir nennen sie Kirschlorbeer. Vielleicht sind wir gerade über diese neuen (alten) Pflanzenarten einmal froh die in einem turbulenteren und heisseren Klima bestehen können. Die Schweizer Büro-Botaniker nennen sie invasiv und möchten sie gerne ausrotten. Ich nenne diese Pflanzen erfolgreich und sehr erhaltenswert. Ich hoffe auf eine breit abgestützte Fürsprache für unser aller Kulturgut Gartenpflanzen in unserer Schweiz, in unseren Gärten.
Mit herzlichen Grüssen
Thomas Graf
Sehr geehrter Herr Graf
Mir gefällt natürlich Ihr Feedback. Herzlichen Dank! Ja uns fehlt die zeitliche Perspektive: In den Eiszeitperioden wurden die Arten jeweils dezimiert und eingeschränkt, um nachher wieder zu explodieren. Genau dies passiert jetzt in der aktuellen und wohl weitgehend Menschen-gemachten Warmzeit. Und weil wir in diesem Anthropozän, wie man die aktuelle menschengemachte Weltzeit beschreiben sollte - alles beschleunigen, ist es ziemlich kontraproduktiv, die Entwicklung neuer erfolgreicher Pflanze aufzuhalten.
Herzlichen Dank
Markus Kobelt
Verbotskultur vs. Verantwortung für das Leben
Sehr geehrter Herr Kobelt
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mir ist schon klar, dass wir auf ein Verbot bestimmter Pflanzen hinsteuern - als weiteres Mosaiksteinchen in unserer Verbotskultur. Der sogenannte gesunde Menschenverstand scheint abhanden gekommen zu sein. Die Situation bezüglich unerwünschter Pflanzen hätte vielleicht nicht dieses Ausmass angenommen, wären nicht wohlmeinende Bürger hingegangen, um die Pflanzen, die ihnen in Ihren Gärten zu viel wurden mangels richtiger Pflege, zu denen auch der Pflanzenschnitt gehört, einfach irgendwo im Wald oder sonst wo auf freiem Feld entsorgt. Ich habe das gemerkt, als in unserer Gemeinde die Köpfe rot wurden vor Wut, als der Bundesrat unseren Wildbach, der der grösste und letzte unverbaute in der Schweiz ist mit seiner Auenlandschaft unter Schutz zu stellen. Da tobten ein paar Nachbarn, dass sie dann nicht mehr Pflanzen im Wald entsorgen könnten. Bitte???! Da fragte ich mich nicht mehr, wieso wir beispielsweise Bambus mitten im Buchenwald haben.
Wir tendieren zunehmend hysterisch und extrem in allen Belangen, was das menschliche Miteinander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden kann. Wer heute die Nase rümpft über die vielen Gebote und auch Verbote im Mittelalter, der sollte sich ernsthaft hinterfragen, ob wir nicht in eine weitaus rigidere Zeit hineinrutschen.
Wer Pflanzen in seinen Garten oder auf seinen Balkon aufnimmt, übernimmt Verantwortung, auch gegenüber der betreffenden Pflanze als eigenständiges Lebewesen. Pflanzen als solche zu begreifen - davon sind wir noch meilenweit entfernt. Wer hat schon die Bücher von Florianne Koechlin und Stefano Mancuso gelesen? Das Gesetz, das uns da droht, wird den Respekt vor Pflanzen kein Jota verbessern.
Übrigens schrieb ich über diese Frage vor wenigen Jahren in einem Leserbrief in der NZZ im Zusammenhang mit veganer Ernährung. Daraufhin bekam ich einen Brief von einem Mediziner (der doch ein Mindestmass an Intelligenz und Bildung haben sollte, der mich beschuldigte, der Fleischlobby anzugehören. Ich fand es sehr interessant, dass veganer sich so betupft fühlen können, wenn man ihnen erklärt, dass Pflanzen intelligente Wesen sind.
Anonym
Eigentlich hat die Kampagne zu dieser Gesetzesvorlage langfristig nichts mit dem Geschäft zu tun: Wenn wir halt 5 Pflanzen von unseren 5000 nicht mehr verkaufen dürfen, betrifft uns das geschäftlich wenig. Als Züchter und Bürger aber können wir da nicht schweigen.
Persönlich finde ich Sommerflieder ganz schön und auch subversiv, wie sie sich überall einnisten. Kürzlich habe ich auf dem Flughafen London City einen gesehen, der sozusagen aus dem Beton herauswuchs…
Herzliche Grüsse
Markus Kobelt
Dürfen wir Pflanzen verbieten?
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Schöpfung auf unserer Erde hat eine ganz schöne Menge von Pflanzen und Tiere hervorgebracht. Die einen Pflanzen mögen wir mehr, die anderen weniger.
Neophyten, die wir vor vielen Jahren bei uns eingeführt habe, sind zwischenzeitlich bei uns heimisch geworden; ob wir Sie mögen oder nicht. Manchmal sind diese auch nicht ganz segensreich.
Das Verbot kommt mir so vor, wie die Patente auf Tiere, die Monsanto so sehr anstrebt. Wer gibt dieser Firma das Recht auf die Schöpfung ein Patent zu wollen.
Ist das ethisch noch vertretbar??? Was glauben wir Menschen was uns alles zusteht???
Nur weil wir und auch ich immer wieder Unterschriften gesammelt haben – insgesamt 3 Schubkarren voll Postkarten mit Unterschriften – und vor das europäische Patentamt in vielen Protestmärschen gezogen sind mit Übergabe der Postkarten, hat das das Patentamt davon abgesehen das Schweinegen, das am häufigsten bei fast allen Rassen vorkommt, zu patentieren. (Monsanto wollte eine Schlachtpräme von 1,00 € pro geschlachtetem Schwein mit Patent erreichen).
Was zeigt uns das? Es macht Sinn aufzustehen und auch wenn es sein muss lautstark,nicht mit Allem einverstanden zu sein.
Rainer Mühe (1ter Vorsitzender Ortsgruppe, Bund Naturschutz)
Sehr geehrter Herr Mühe
Mir macht Ihr Feedback besonders viel Freude. Viele Naturschutzgruppen sind leider der Propaganda gegen fremde Pflanzen auf den Leim gegangen - und unterstützen jetzt die Verbote.
Sie haben Recht: Manche der Einwanderer sind segensreich, andere vielleicht auch nicht so… Aber wer mag das beurteilen und wie? Eine Sammelstudie zu neuen Spezies auf den britischen Inseln zeigt: in den letzten 2000 Jahren haben sich 1875 fremde Spezies (Tiere und Pflanzen) auf der Insel naturalisiert, unterhalten und vermehren sich selber. Aber es ist kein einziger Fall dokumentiert, wo einwandernde Pflanzen dafür verantwortlich sind, dass andere Pflanzen verschwunden sind… Und die Gewinne an Diversität sind per Saldo deutlich grösser als die Verluste.
Schön sind die Inselstudien: Das sind zwar Einzelfälle bekannt, wo einwandernde Nagetiere beispielsweise ziemlich viel Unheil anrichteten, aber die andere Seite der Medaille ist auch ganz deutlich, und viel wichtiger: Die Ankunft von fremden Pflanzen hat die Diversität zB. in Neuseeland (auf anderen pazifischen Inseln sieht man das gleiche Bild) verdoppelt.
Und Diversität ist wirklich ein biologischer Wert an und für sich: Er bedeutet für uns alle (wir gehören auch zur Natur), mehr Möglichkeiten, mehr Chancen, mehr Leben.
Herzlichen Dank
Markus Kobelt
Verkehrte Welt, verkehrte Argumentation
Ich bin auch gegen jegliches Pflanzenverbot.
Es wird wohl ebenfalls nicht lange dauern, dass die "Beamten" sagen, die südländischen Pflanzen sind auch mitverantwortlich für das wärmere Klima bei uns. ;)
Freundliche Grüße und
Weiter so!
Anonym
Daran habe ich noch gar nicht gedacht, aber das wird nicht lange auf sich warten lassen.
Die Argumentation, die jetzt für die Pflanzenverbote gebraucht wird, ist ja ähnlich haarsträubend:
Die Klimaveränderung führt dazu, dass mehr Pflanzen einwandern und auch erfolgreicher sind. Also müssen wir diese Pflanzen verbieten.
Denkt man das zu Ende, landet man in der Wüste.
Ja wirklich, Ihre neue Beweiskette ist ähnlich gut ;-) Erzählen Sie das bitte nicht weiter…
Markus Kobelt
Wie lange dürfen wir noch Reisen?
Sali Markus
Mit Schmunzeln habe ich Deinen letzten Newsletter gelesen. Ich war schon öfter in diese Thematik verstrickt. Siehe Mail unten. Wir laufen so in ein Dilemma. Durch die Klimaerwärmung verschwinden die jetzt heimischen Pflanzen. Neue, die sich gut ausbreiten dürfen nicht kommen, da sie invasiv sind.
Auf meine telefonische Nachfrage beim AWEL, ob gebietsfremde Pflanzen auch einmal als heimisch gelten, wenn sie mehrere Jahrzehnte vor Ort gewachsen sind, erhielt ich abschlägigen Bescheid. Was mit der erleichterten Einbürgerung für Secondos gilt, gilt nicht für Pflanzen, wenn sie sich schlecht benehmen.
Seit der Aufklärung findet eine rege Reisetätigkeit und der Austausch von Pflanzen statt. Siehe all die botanischen Gärten, die über Pflanzensammlungen aus allen Ländern verfügen. Die Mobilität der Gesellschaft ist ein Kernelement unserer Kultur. Warum soll das nicht für Pflanzen gelten? Alles verändert sich, nur die Natur soll gleich bleiben.
Die Gemeindeverwaltung Oetwil an der Limmat hat übrigens eine ganze Rabatte von Freiland Opuntien :-)
Herzliche Grüsse
Christian Hirt (Garten.ch)
Ja Christian, genau das ist der Punkt. Auf Inseln stirbt nachgewiesenermassen die Pflanzenvielfalt. Die Vielfalt in Australien und Neuseeland ist durch Pflanzenimporte um 50% gewachsen. Das geht nicht ohne 'Kosten', aber insgesamt ist Vielfalt per se wertvoll: mehr Chancen, mehr Möglichkeiten, mehr Zukunft.
Herzliche Grüsse
Markus
Sündenbock-Politik
Sehr geehrter Herr Kobelt
Es gibt schon lange verbotene Pflanzen, denken Sie nur an die illegalen Drogenpflanzen. Eine interessante Anekdote hierzu erlebte ich in einer bekannten Kakteen-Gärtnerei. Ich war im Auftrag für ein Kunstprojekt auf der Suche nach einem verbotenen Rauschkaktus. Die eher biedere Verkäuferin zeigte mir den gewünschten Trichocereus. Um nicht unter das Verbot zu fallen, war seine Art nur mit sp. bezeichnet. Die im Übrigen eher ländlich bieder wirkende Verkäuferin wies mich aber gleich noch darauf hin, dass der daneben im Regal stehten Trichocereus pachanoi mehr berauschende Wirkstoffe habe. Ich bedankte mich für die Beratung und entschied mich dem Auftrag entsprechend für den Schwächeren aber Illegalen. Mich interessiert der Vergleich der pflanzlichen mit der sozialen Repression. Wer sitzt in den Gefängnissen? Drögeler und Ausländer. Das ist stammtischmässig verkürzt. Aber es hat viel mit Sündenbockpolitik zu tun. Auch der einheimische Schilf ist ein naturschützerisches Problem in Feuchtgebieten. Doch die Ursache Stickoxideinträge sind schwieriger zu bekämpfen als die böse Goldrute.
Etwas vom Besten zum Thema dünkt mich Peter Wullschlegers Artikel im letztjährigen Topiaria Helvetica.
Mit besten Grüssen
Anonym
Millionenschaden an Brrücken