Schöne Pflanzen in Szene setzen und tolle Pflanzenfotos machen - das versuchen viele Gärtnerinnen und Gärtner. Doch wie in der Pflege mediterraner Pflanzen gibt es auch bei der Pflanzenfotografie einige Aspekte zu beachten, die ein Foto besonders attraktiv machen. In diesem Beitrag möchte ich Euch von meinen Erfahrungen in der Pflanzenfotografie berichten und zeigen, wie Ihr tolle Pflanzenfotos machen könnt. Dabei erzähle ich etwas über das Motiv, das Licht, den Bildaufbau, über Kamera und Belichtung und über die Fotobearbeitung.

Farben, Details und vor allem das richtige Licht machen Euer Pflanzenfoto zu etwas Besonderem
Inhaltsverzeichnis
- Tolle Pflanzenfotos machen - das Motiv
- Hier wachsen tolle Pflanzen
- Der richtige Zeitpunkt
- Tolle Pflanzenfotos machen - das Licht
- Die blaue Stunde
- Abends und mittags fotografieren
- Pflanzenfotos im Winter
- Tolle Pflanzenfotos machen - der Bildaufbau
- Der goldene Schnitt
- Tolle Pflanzenfotos machen - die Kamera
- Kameratypen
- Tolle Pflanzenfotos machen - die Belichtung
- Blende und Belichtung
- Die Fokussierung
- Tolle Pflanzenfotos machen - die Bildbearbeitung
- Bild- und Aufnahmeformate
- Mein Tipp
Tolle Pflanzenfotos machen - das Motiv
Bei mir war es die Begeisterung für herrliche mediterrane Pflanzen, die mich dazu brachte, Pflanzen zu fotografieren. Zunächst waren es die Pflanzen im eigenen Garten, die ich sehr häufig in Szene setzte. Da sich aber bestimmte Motive auch erschöpfen, ging ich dazu über, botanische Gärten zu besuchen und auch im Urlaub rund um das Mittelmeer zu fotografieren, um dort Pflanzenfotos zu erstellen.
Hier wachsen tolle Pflanzen
Ein schönes und interessantes Motiv ist also Ausgangspunkt eines jeden Pflanzenfotos. Umgekehrt kann man keine guten Pflanzenfotos machen, wenn man kein geeignetes Motiv hat. Die gute Nachricht ist: jede Pflanze hat ihre Schönheit, die sich aber häufig im Kleinen verbergen. Jedoch benötigt man einige Übung, um diese Details auch zu bestimmen. Ihr werdet schnell feststellen, welche Pflanzen Ihr besonders gerne und gut fotografieren könnt. Hier sind meine Tipps, wo Ihr interessante Pflanzen für tolle Pflanzenfotos findet:
- Eigener Garten
- Botanische Gärten
- Öffentliche Gärten und Parks
- In Gärten der Offenen Gartenpforte
- Im Urlaub
- in der freien Natur.

Mildes Licht taucht tolle Blüten in noch schönere Farben wie bei dieser Zistrose
Sicher sind Blüten mit ihren vielfältigen Farben, Formen und Texturen -also Oberflächen- besonders interessant, um fotografiert zu werden. Wenn Ihr Euch aber immer weiter entwickelt, könnt Ihr auch andere Teile und Details von Pflanzen in Szene setzen. Es gibt viele interessante Blattpflanzen und auch große, knorrige Bäume sind interessant.
Der richtige Zeitpunkt
Man könnte ja meinen, dass die Pflanzenfotografie banal ist, da Pflanzen ja überall verfügbar sind und sich nicht bewegen. Gott sei Dank ist das nicht der Fall, es gibt ausreichend Herausforderungen. Zunächst ist es so, dass tolle Pflanzen nicht in jedem Garten stehen, man muss sie schon gezielt suchen und ansteuern. Weiter gibt es die Jahreszeiten, die die Möglichkeiten für tolle Pflanzenfotos einschränken. Und schließlich spielt das Wetter noch eine wichtige Rolle: Sonnenschein und Windstille sind eine wichtige Voraussetzung, wenn Ihr unter freiem Himmel tolle Pflanzenfotos machen wollt.
Tolle Pflanzenfotos machen - das Licht
Neben dem Motiv, das der Kern Eures Fotos und Eurer fotografischen Aussage ist, ist das Licht entscheidend, wenn Ihr tolle Pflanzenfotos machen wollt. Ein schönes, warmes und mildes Sonnenlicht empfinden wir als besonders angenehm, um die Details und Besonderheiten einer Pflanze in Szene zu setzen. Das beste Licht, um Pflanzen zu fotografieren, haben wir in der so genannten blauen Stunde: das ist die Zeit, ungefähr eine Stunde nach Sonnenaufgang. Dann ist das Sonnenlicht noch dezent aber gleichzeitig stark genug, um Details der Pflanze auszuleuchten.
Die blaue Stunde
Der große Vorteil der blauen Stunde ist, dass es in dieser Zeit am ehesten windstill ist und sich zarte Blüten nicht allzu sehr bewegen. Ein weiterer Vorteil betrifft das Fotografieren von Insekten und Wechselblütern: da es am frühen Morgen noch kühl ist, sind diese noch bewegungslos, so dass man sie besser fotografieren kann.

Fotos, die in der Mittagssonne gemacht werden, haben häufig scharfe Schattierungen und müssen nachbearbeitet werden.
Abends und mittags fotografieren
Als Alternative zur 'blauen Stunde' kann die Zeit am Abend genutzt werden. Auch dann schwächst sich die Sonnenenergie ab und damit die Schattierungen und grelle Lichteffekte. Wenn Ihr in der Mittagszeit tolle Pflanzenfotos machen wollt, geht das natürlich auch. Allerdings müsst Ihr dann versuchen, scharfe Schattierungen und grelle Ausleuchtungen zu vermeiden. Ihr könnt diese bei der Belichtung reduzieren und durch Nachbearbeitung des Fotos abmildern.
Pflanzenfotos im Winter
In der dunklen Jahreszeit kann ein Pflanzenfotograf durchaus verzweifeln. Es gibt weder Pflanzen noch Licht. Wenn Ihr auch im Winter nicht auf das Fotografieren von Pflanzen verzichten wollt, könnt Ihr es ja einmal mit 'Studioaufnahmen' probieren. Eine interessante Variante ist es, im Blumengeschäft einige tolle Blüten zu kaufen und die zuhause zu fotografieren. Fortgeschrittene Pflanzenfotografen schaffen sich vielleicht eine professionelle Studiobeleuchtung an -die nicht teuer sein muss-, aber man kann auch mit verfügbaren Lichtquellen ein tolles Studiofoto aufnehmen.
Tolle Pflanzenfotos machen - der Bildaufbau
Wenn Ihr ein interessantes Motiv bei gutem Licht vor der Kamera habt, stellt sich als nächstes die Frage nach der Bildgestaltung. Ihr müsst also eine Idee haben, ob Ihr eine Nahaufnahme, eine Totale oder eine Szene fotografieren wollt. In der Pflanzenfotografie dominiert sicher die Nahaufnahme, weil wir dort die schönsten Details der Pflanzen zeigen können. Ihr könnt aber auch tolle Pflanzenfotos machen, indem Ihr eine Pflanze in ihrer natürlichen Umgebung als Totale fotografiert. Dort, wo eine Pflanze mit einem anderen Objekt, insbesondere einem Lebewesen wie etwa einem Insekt abgebildet wird, entsteht eine Szene. Diese ist besonders interessant, da sie ja den Faktor Zeit, das Momentum einschließt.

Beim 'Goldenen Schnitt' wird das Hauptmotiv auf eine 2/3-Position des Bildes gesetzt.
In jedem Fall sollte der Bildaufbau die Bildaussage unterstützen. Wenn Ihr z.B. bei diesem Bild von der im Wetter verbogenen Pinie zeigen wollt, wie Pflanzen direkt am Meer vom Wind geplagt sind, wäre ein großer Bildanteil für den blauen Himmel sicher langweilig und nichtssägend. Bei meinem Foto haben mich die grau-weißen Wolken gerettet, da sie den Himmel zu einem Teil der Szene machen.
Der goldene Schnitt
Eine aus meiner Sicht sehr sichere Regel des Bildaufbaus ist der 'Goldene Schnitt'. Vereinfacht besagt diese Regel, dass das zentrale Motiv eines Bildes auf einer 2/3-Position platziert wird. Gedanklich teilt Ihr dazu die Bildfläche in drei Spalten und drei Zeilen auf. Das Motiv -wie oben die Pinie am Strand- wird dann so platziert, dass sie ungefähr auf der Trennlinie zwischen zweiter und dritter Zeile und Spalte positioniert ist. Ihr müsst Euch nicht sklavisch an den 'Goldenen Schnitt' halten, zumal es häufig Pflanzenmotive gibt, die sich eben nicht exakt positionieren lassen. Allerdings hilft der 'Goldene Schnitt' gerade am Anfang der Entwicklung zum Pflanzenfotografen.
Tolle Pflanzenfotos machen - die Kamera
Vielleicht werdet Ihr Euch schon gefragt haben, warum ich nicht als Erstes von der Kamera spreche, wenn es darum geht, tolle Pflanzenfotos zu machen. Nun, die Antwort ist einfach: die Kamera ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Wenn Ihr kein schönes und interessantes Motiv, wenn Ihr schlechtes Licht und einen ungeeigneten Bildaufbau habt, kann auch die beste Kamera kein gutes Foto machen.

Eine Kamera mit Wechselobjektiven erhöht die Bandbreite Eurer Pflanzenfotografie so z.B. um Makroaufnahmen
Ich kann hier keine Kameraberatung machen, dazu gibt es im Internet eine Vielzahl von Beiträgen, bei denen Ihr die kommerziellen von den nicht- oder weniger kommerziellen Beiträgen unterscheiden solltet. Meine Empfehlung ist dieser Beitrag von kleine-fotoschule.de, der umfassende Aspekte des Kamerakaufs beinhaltet.
Kameratypen
Wenn Ihr tolle Pflanzenfotos machen wollt, solltet Ihr zunächst einmal klein anfangen. Tatsächlich kann man auch mit vielen Smartphones tolle Fotos machen und mit Motivauswahl, Lichtverhältnisse und Bildaufbau experimentieren. Wenn Ihr damit erfolgreich seid, werdet Ihr Euch bestimmt bald weiterentwickeln wollen. In der nächsten Stufe könnte sich eine Kompaktkamera mit gutem Objektiv anschließen, bei der Ihr erste Belichtungsvarianten erlernen könnt. Und schließlich steht eine Kamera mit Wechselobjektiven an, bei denen Ihr noch mehr Variationsmöglichkeiten habt, wenn Ihr tolle Pflanzenfotos macht.
Ich selber benutze eine Systemkamera, also eine spiegellose Digitalkamera mit der Möglichkeit, Objektive auszuwechseln. Wichtig ist weiter der Sucher, um auch bei schwierigen Lichtverhältnissen einen Eindruck vom Bild zu bekommen. Da Pflanzen häufig nah am Boden wachsen, ist ein ausschwenkbares und drehbares Display sehr hilfreich, um auch ausgefallene Perspektiven einnehmen zu können. Für die Systemkamera spricht -im Gegensatz zur Spiegelreflexkamera- auch, dass sie kleiner, kompakter und leichter ist. Auch die Objektive sind kürzer und damit leichter. Wenn Ihr Eure Kameraausrüstung mit in den Urlaub nehmt, hat das große Vorteile.
Apropos Objektive: Die Qualität der Objektive ist zentral für die Qualität der Bilder. Lichtstarke Objektive ermöglichen fantastische Makroaufnahmen mit tollen Schärfenunterschieden zwischen Motiv und Hintergrund. Leider sind besonders lichtstarke Objektive auch besonders teuer. Daher empfehle ich, gebrauchte Objektive -und auch Kameras- zu kaufen. Es gibt viele Angebote von Fachhändlern, bei denen Ihr keine Einschränkung der Funktionsweise und Qualität befürchten müsst. Aktuell arbeite ich mit drei Objektiven, einem Weitwinkel-, einem Tele- und einem Makroobjektiv und bin mit dieser Ausstattung sehr zufrieden.
Tolle Pflanzenfotos machen - die Belichtung
Spätestens ab dem Einsatz einer Kompaktkamera stellt sich die Frage, wie Ihr Eure Bilder belichten könnt. Zwar bieten alle modernen Kameras Automatikmodi zur Belichtung an. Allerdings ist die manuelle oder teilautomatische Belichtung vorzuziehen, da Ihr dabei viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten habt. Für die manuelle Belichtungseinstellung solltet Ihr Euch mit den Grundlagen der Digitalfotografie beschäftigen, damit Ihr versteht, wie Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert (=Empfindlichkeit des Sensors der Digitalfoto) zusammenspielen. Nicht minder wichtig ist meines Erachtens die Fokussierung oder Schärfung des Bildes. Man kann in der Bildbearbeitung fast alles reparieren bis auf fehlende Schärfe.

Bei großer Offenblende erhält man ein fantastisch belichtetes Foto, das viele Details zeigt - wie hier bei einer Kreuzblume.
Blende und Belichtung
Ausgangspunkt Eurer Belichtung sollte immer Euer Motiv und die Lichtsituation sein. Ihr wollt eine Makro- (=Nah)Aufnahme in der 'Blauen Stunde' bei vergleichsweise wenig Licht erstellen? Dann braucht Ihr eine große Blende (mit niedrigen Blendenwerten z. B. 2,8) und eine längere Belichtungszeit. Wenn das Licht ganz schwach ist, kann auch ein höherer Iso-Wert die Empfindlichkeit der Kamera erhöhen. Allerdings bezahlt man diese Empfindlichkeit je nach Kamera ab einem ISO-Wert von 400 bis 1000 mit einem unschönen Rauschen. Eine längere Belichtungszeit führt dazu, dass Bild sehr schnell verwackelt, so dass ein Stativ zum Einsatz kommen muss. Die Größe und Lichtstärke der Blende hängt von der Qualität des Objektivs ab.
Umgekehrt erfordert die Fotografie in der Mittagszeit bei starkem Licht eine kleine Blende (mit großem Blendenwert), kurzer Belichtungszeit und niedrigen ISO-Wert. Auch sich bewegende Motive z.B. Insekten kann man nur mit kurzer Belichtungszeit scharf fotografieren.
Die Fokussierung
Die Fokussierung kann mit Autofokus oder mit manueller Fokussierung erfolgen. Bei inszenierten Bilder empfehle ich die manuelle Fokussierung. Nur so bekommt Ihr die Schärfe auf den Teil der Pflanze, der tatsächlich im Zentrum Eures Bildes stehen soll. Wenn es allerdings schnell gehen muss, Ihr ein Teleobjektiv einsetzt oder es sehr windig ist, muss auch schon einmal der Autofokus ausreichen.
Tolle Pflanzenfotos machen - die Bildbearbeitung
Die Digitalfotografie ermöglicht es, dass jeder ohne großen Aufwand Fotos nachträglich bearbeiten kann. Wenn Ihr mit dem Smartphone startet, werdet Ihr zunächst Pflanzenfotos im jpeg-Format aufnehmen. Diese könnt Ihr problemlos mit kostenlosen Fotoprogrammen wie z.B. Irfanview nachträglich schärfen, Belichtung und Kontrast anpassen und auch die Farben korrigieren. Neben Irfanview ist auch Gimp eine gute, kostenlose Alternative zu teuren Bildbearbeitungsprogrammen.

Farben und Kontraste lassen sich mit einer professionellen Bildbearbeitung intensivieren. Die Agave vorne belegt den wichtigen Grundsatz 'Vordergrund macht Bild gesund'.
Bild- und Aufnahmeformate
Wenn Ihr wirklich tolle Pflanzenfotos machen wollt, kommt Ihr irgendwann an fortgeschrittener Bildbearbeitung nicht vorbei. Diese beginnt damit, dass Ihr in Eurer Kamera RAW als Bildformat einstellt. Dieses speichert ein Vielfaches Mehr an Bildinformation als jpeg, muss aber dann noch bearbeitet werden. Bei dieser Bearbeitung ist Lightroom von Adobe das Maß der Dinge. Es ist zwar kostenpflichtig und auch nicht ganz billig. Dafür hilft es Euch durch einen tollen Workflow, Eure Bilder nicht zu bearbeiten sondern auch zu archivieren und für verschiedene Anwendungen zugänglich zu machen.
Mein Tipp
Und zum Schluss noch ein ganz persönlicher Tipp: Seid geduldig und hört nicht auf zu lernen. Es wird einige Zeit dauern, bis Ihr mit Euren Fotos wirklich zufrieden seid, aber jeder kann diese Zufriedenheit erreichen. Und wenn Ihr zufrieden seid, solltet Ihr Eure Fotos auch zeigen. Nicht nur Eurer Familie und Euren Freunden, sondern auch der Öffentlichkeit z.B. in der Fotocommunity oder in einem eigenen Fotoblog.