Der Apfelspalier nach Guyot-System ist in den letzten Jahren im professionellen Apfelanbau als neues Erziehungssystem aufgekommen (oder zumindest intensiv diskutiert und ausprobiert worden) und kann ganz einfach auch im Garten ausprobiert werden. In diesem Artikel zeigen wir die Herkunft des Guyot Apfelspaliers, die Vorteile, die es im Erwerbsanbau verspricht und dann natürlich auch die Anwendung im Hausgartenanbau. Selbstverständlich gibt es am Schluss eine Schritt für Schritt Anleitung zur Anlage eines Guyot-Spalierbaums.
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Inhaltsverzeichnis
- Das Guyot-Erziehungssystem bei Reben
- Der Unterschied zwischen Trauben- und Apfelbaum bei der Spalier-Erziehung
- So sieht ein Apfelspalier nach dem Guyot-System aus
- Apfelspalier nach dem Guyot-System – die Vorteile im Erwerbsanbau
- Das Guyot Apfelspalier - die Vorteile im Garten
- Wie erziehe ich ein Apfelspalier nach dem Guyot-System – Schritt für Schritt
- Können auch andere Obstarten nach dem Guyot-System erzogen werden?
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Thema: Apfelbäume
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Thema: Gartentipps
Das Guyot-Erziehungssystem bei Reben
Das Guyot Erziehungssystem bei Reben (und darauf bezieht sich auch der Name des Apfelspaliers) ist nach Jules Guyot (1807 – 1872) benannt, einem der bekanntesten Pomologen des 19. Jahrhunderts. Das Guyot Rebenspalier entspricht im Wesentlichen der heutigen Strecker-Erziehung, die in Mitteleuropa und speziell in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich wohl die wichtigste Schnitt- und Erziehungsmethode bei Reben ist.
Beim Rebschnitt im Frühling werden nur zwei frisch gewachsene Triebe am Rebenstamm belassen, und zwar grundsätzlich die zwei frisch gewachsenen Triebe, die am nächsten zum Stamm ansetzen.
- Der zweitnächste Trieb (der sogenannte Strecker) wird auf ca. 6-8 Augen eingekürzt und flach auf den Draht gebunden. Häufig wird der Strecker auch nach unten gebogen und an einem weiter unten befestigten Draht angebunden. Der am nächsten beim Stamm sitzende Trieb wird auf 2-3 Augen zurückgeschnitten, er dient sozusagen als Reserve und wird die Äste hervorbringen, die dann nächstes Jahr wieder als Strecker benutzt werden.
- Auf dem Strecker entwickeln sich dann vertikal die Fruchttriebe, die den Ertrag hervorbringen.
- Aus dem kurzen zurückgeschnittenen Trieb entwickeln sich die Langtriebe, die dann nächstes Jahr als Strecker benutzt werden.
- Natürlich kann dieses Guyot-System, das auch Strecker-Erziehung genannt wird, auch beidseitig, also rechts und links vom Rebstock angewendet werden, so dass aus jedem Rebstock 2 Strecker entstehen.
- Die Strecker und die Fruchttriebe werden nach einem Jahr ganz auf Stamm zurückgeschnitten, es sei denn, der angeschnittene Reserve-Trieb habe sich schlecht entwickelt und man muss aus dem Streckerholz einen möglichst nah beim Stamm ansetzenden Strecker fürs nachfolgende Jahr finden.

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Der Unterschied zwischen Trauben- und Apfelbaum bei der Spalier-Erziehung
Könnte man jetzt nicht ein analoges Erziehungs- und Schnittsystem für den Apfel kreieren? Der entscheidende Unterschied zwischen Rebe und Apfel besteht aber darin, dass die Rebe am diesjährigen, aus dem Strecker entstehenden Holz fruchtet, an den Fruchttrieben; dagegen fruchtet der Apfel am 2-jährigen und älteren Holz. Bei der Rebe wird der Strecker samt Fruchtholz jedes Jahr neu aufgebaut, bei einem analogen Apfelspalier müsste ein permanentes Gerüst aufgebaut werden, eine horizontale Achse mit vertikalen fruchttragenden Trieben drauf.
So sieht ein Apfelspalier nach dem Guyot-System aus
Beim Apfelspalier nach Guyot wird die zentrale Achse, der Trieb, der aus der Veredlung entsteht, flach gezogen. Auf dieser nun horizontalen Achse wächst starkes, nach oben gerichtetes Holz, lange Fruchttriebe, die je nach Sorteneigenschaften kürzeres Fruchtholz bilden. Im Bild unten sieht man wunderschöne Guyot Apfelspaliere in Nonstal- übrigens mit der Sorte Paradis Myra® (die im Erwerbsanbau Lumaga Galant® heisst) – gezüchtet natürlich von Lubera®.
Bild: Guyot Spaliere mit Paradis® Myra®
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Apfelspalier nach dem Guyot-System – die Vorteile im Erwerbsanbau
Im Südtirol und im Trentino wird wohl der modernste Obstbau Europas betrieben. Wie kommen hier die Anbau-Berater und Anbauer auf die Idee, ein uraltes Reben-Erziehungssystem auf den Apfelbaum zu übertragen? Eigentlich sind es 3 Vorteile des Apfelspaliers nach Guyot, die die Trentiner und Südtiroler zu dieser Baumform bewogen haben:
- Die Erziehungsform führt zu einem flachen, wenig tiefen Gerüstsystem, wo die Äpfel und auch Blätter eine ideale Besonnung haben.
- Dies führt zu besserer Fruchtqualität, und zu tieferen Pflück-Kosten.
- Es ist absehbar, dass auch im Apfelanbau einmal Roboter die mühsame Pflückaufgabe übernehmen könnten; dies ist nur mit einem sozusagen zweidimensionalen Apfelbaumsystem, fast ohne Tiefe möglich.
Bild: Apfelbehang an zwei benachbarten vertikalen Spaliertrieben
Das Guyot Apfelspalier - die Vorteile im Garten
Auch für den Gartenanbau ergeben sich mit dem Apfelspalier einige Vorteile, die auf der Hand liegen:
- bessere Besonnung und damit Fruchtqualität
- keine Wuchsprobleme, die Wuchsstärke verteilt sich auf diverse vertikale Achsen
- sehr schmaler Baum, der wenig Raum beansprucht
- hoher Zierwert
- einfache Erziehung
Bild: Guyot Spalier mit Paradis® Myra®
Wie erziehe ich ein Apfelspalier nach dem Guyot-System – Schritt für Schritt
Das Apfelspalier nach Guyot können auch Sie in Ihrem Garten ganz einfach erziehen, indem Sie den nachfolgenden Schritt-für-Schritt Erklärungen folgen:
1. Als Pflanzgut benutzen Sie am besten einen einjährigen Easytree®; kompakt wachsende und gut garnierende Sorten wie zB. Paradis Myra sind natürlich zu bevorzugen. Ebenso geeignet sind Paradis® Utopia®, Paradis® Elegance®, Paradis® Werdenberg® und Redlove® Era® und Calypso®.
Bild: Easytree® Apfel Paradis® Utopia® - endlich keine Utopie (mehr) im Paradies
Bild. Easytree® Apfel Paradis® Elegance® - ein Apfel mit hervorragender Textur und guter Lagerfähigkeit
Bild: Easytree® Apfel Paradis® Werdenberg® - der erste Sommerapfel mit Dessertqualität
Bild: Easytree® Apfel Redlove® Era® - der rotfleischige Dessertapfel
Bild: Easytree® Apfel Redlove® Calypso® - der rotfleischige Aroma-Redlove®
2. Das freistehende oder an einer Wand befestigte Gerüst hat Drähte auf ca. 50cm Höhe, auf 120cm Höhe und allenfalls nochmals auf 180-200cm Höhe.
3. Der Easytree® wird im 45° Winkel gepflanzt, genau gleich wie für die Schnurbaumerziehung.
4. Wenn der Baum angewachsen ist und auch mehrere nach oben gerichtete Äste auf der oberen Seite des Schnurbaums ausgetrieben haben, wird der Baum in die Waagrechte runtergebunden, die senkrechten Triebe wachsen jetzt sozusagen wie die Gitterlatten eines Zauns auf der horizontalen Achse.
5. Im ersten Jahr werden alle Früchte an der horizontalen Achse entfernt.
6. Um den längsten Tag herum werden zu starke und viel höher wachsende Triebe etwas pinziert, um ein regelmässiges Wachstum zu ermöglichen, alles hängende Holz wird entfernt.
7. Im zweiten Standjahr schon werden die vertikalen schmalen Spindeln fruchten, sie können vertikal weiterwachsen bis auf 2m Höhe, die Früchte werden jetzt belassen.
Bild: vertikale Triebe mit Fruchtbehang
8. Falls sich an den vertikalen Achsen längeres Holz bildet, wird dies im 2. Jahr und auch in den folgenden Jahren jeweils im Juni/Juli und nochmals im Februar bis auf 15cm zurückgeschnitten.

Können auch andere Obstarten nach dem Guyot-System erzogen werden?
Natürlich können auch andere Obstarten nach dem Guyot-System erzogen werden. Speziell geeignet sind sicher Birnbäume, aber auch bei Kirschen ist eine solche Erziehung möglich. Als Pflanzmaterial sollte immer ein einjähriger Easytree®, also ein einjähriger Baum benutzt werden.
Bild: Easytree® Aprikose Luizet - selbstfruchtbare Aroma-Aprikose/-Marille aus dem Wallis (CH)
Bild: Easytree® Birne 'Williams Christ' - frühe Standard-Birnensorte, jeder kennt sie
Bild: Easytree® Süsskirsche Kordia - moderne Kirschensorte mit riesigen Früchten
Auch mit Zwetschge möglich
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team