Kürzlich führte ich ein Verkaufsgespräch mit einem Pflanzenhändler. Er teilte mir mit, dass er lieber keine Sommerflieder von mir kaufen würde, da seine Kunden (einer seiner Kunden…) diese als gefährliche, aggressive und invasive Neophyten bezeichnet hätten. Und da denkt man ja gleich an hochgefährliche Pflanzen, die möglichst giftig sind, Allergien auslösen und sich unwiderstehlich breit machen. Igitt, sowas wollen wir hier nicht…
Natürlich sind Sommerflieder, die wir ja nicht umsonst auch Schmetterlingsflieder nennen, zwar Neophyten (das heisst erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gekommen – wie 12 000 andere Pflanzen auch…), aber keineswegs gefährlich, aggressiv oder invasiv. Sie sind einfach wunderschön, bereichern die Gärten und auch die Hecken und gehören zu den wenigen Sommer- und Herbstblühern, die wir zur Verfügung haben.
Dennoch kann ich einige zusätzliche und provokative Gedanken zum Gerede von den invasiven und aggressiven Neophyten nicht zurückhalten:
1. Da scheint sich nach der political correctness so etwas wie eine falsch verstandene botanical correctness breitzumachen, die meist jeglicher Grundlage entbehrt. Oder möchten Sie auf die Lupine, auf die Platane. auf die Douglastanne, und auf Nachtkerzen und Robinien verzichten? Und denken wir es noch weiter, sprengen wir den botanischen Raum: Möchten Sie etwa auf Ihr T-Shirt, auf Ihr Handy, auf Ihr Auto und vieles mehr verzichten, nur weil sie nicht von hier sind? Gerne möchte man solchen Biologisten und Puristen zurufen: Zurück in die Höhlen!
2. Unsere Gesellschaft baut, und baut jetzt in der Hochkonjunktur mehr denn je. Jede Stunde, jeden Tag geht Kulturland, aber auch Natur verloren. Hier habe ich den Eindruck, dass man in der Natur sozusagen kompensatorisch jenes ursprüngliche Paradies (von wann? vor Kolumbus? vor Christus? vor der Steinzeit?) zurückhaben möchte, das man an anderer Stelle tagtäglich anknabbert und zerstört.
3. Hier bei uns in Buchs, einer Gemeinde, die irgendwie nicht so recht weiss, ob sie nun eine kleine Stadt oder ein grosses Dorf sei, kam das Standortmarketing aus Politikern und Marketingmenschen auf die glorreiche Idee, man könne sich am besten seiner eigenen Existenz versichern, wenn man im Frühling Tulpen pflanze. Also: Wir sind Buchs – und pflanzen Tulpen. Und so wurden 10 000 Tulpen gepflanzt, im zweiten Jahr gar 15 000. Und damit alles auch seine Ordnung habe, mussten sie alle Gelb sein. Ja, Sie lesen richtig, gelb! 15 000 g-e-l-b-e Tulpen – wuuuunderbar! Und diese von keinem Gartenwissen, von keinem Gärtnergefühl angekränkelte Idee wurde natürlich in dieser unserer Zeit schnurrstracks mit einem Marketingpreis ausgezeichtnet….
Sie hören meine Ironie? Ja, aber ich schaffe es problemlos zurück zum ursprünglichen Thema: Sind Tulpen keine Neophyten? Oder ist hier nicht der Mensch ein aggressiver Humanneophyt, der solche schrecklichen Ideen umsetzt? Wie schön wären da einige Hundert verwildernde Sommerflieder und Nachtkerzen gewesen? Und gerne auch in verschiedenen Farben!!!
Ach ja, und hier gehts zu den Sommerfliedern in unserem Shop….
Invasiv
Erst mal vielen Dank für die viele Mühe, die sie sich geben!
Leider sind Ihre Informationen betreffend Neophyten irreführend.
Besonders der Sommerkleider stellt regional eine echt Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Ich kenne nicht wenige Orte an denen nichts anderes mehr wächst. Und ja, die Schmetterlinge lieben den Duft und nutzen ihn auch gerne als Eiablage. Für die Raupen wird es aber problematisch, da er keiner einheimischen Art als Futterpflanze dient... d.h. Kurz sieht na viele Schmetterlinge, mittelfristig aber keine mehr...