Immer wieder erreichen uns Kundenanfragen zur Giftigkeit verschiedener Pflanzen. Gerade bei neuen Obstarten oder wenig bekannten Pflanzen gibt es hierzu offene Fragen. Erst kürzlich kam wieder eine Frage: "Ist die Indianerbanane giftig?"
Das Thema Gesundheitsrisiken und Allergien im Zusammenhang mit Paw-paw (Asimina triloba) ist sehr wichtig und glücklicherweise gibt es hierzu auch einige Forschungsergebnisse, welche wir hier versuchen aufzuschlüsseln.
Inhaltsverzeichnis
- Was meinen Experten zur Frage ob die Indianerbanane giftig ist?
- Das Problem des Acetogengehalts der Indianerbanane:
- Allergische Reaktionen:
- Grundlegende Überlegungen: Sollten wir Angst vor giftigen Pflanzen haben?
- Warum Lubera weiterhin Indianerbananen verkauft
- Fazit: Ist die Indianerbanane giftig?
- Literatur:
Was meinen Experten zur Frage ob die Indianerbanane giftig ist?
Im Sommer 2023 konnte ich mich mit verschiedenen Forschern der Kentucky State University (KSU) in den USA zum Thema austauschen. Die KSU ist weltweit führend in der Pawpaw Züchtung und Forschung. Die Meinung des führenden Wissenschaftlers Dr. Kirk Pomper ist hier sehr klar und lässt sich mit dem folgenden Zitat von ihm zusammenfassen:
"The pawpaw has a long history of food use and the FDA does not currently have any evidence that pawpaw is unsafe to eat."
Also auf deutsch: Die PawPaw wird seit langem als Lebensmittel verwendet, und der FDA (die amerikanische Gesundheitsbehörde) liegen derzeit keine Beweise dafür vor, dass die Frucht für den Verzehr ungeeignet ist.
Das Problem des Acetogengehalts der Indianerbanane:
Ist das Thema also somit geklärt? Nicht ganz, denn die Hinweise auf mögliche Probleme beim Verzehr der Indianerbanane sind echt. Die Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau schreibt beispielsweise zum Thema:
„Empfehlung zu Nichtverzehr: Acetogeningehalt bei Indianerbanane
Im Herbst 2023 wurde eine Untersuchung durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart auf eventuell negative Inhaltsstoffe der Früchte durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass ein hoher Anteil von Acetogeninen vorhanden ist und diese neurotoxisch wirken können. Daraufhin wurde eine Empfehlung zum Nichtverzehr der Indianerbanane durch das CVUA Stuttgart als notwendige Verbraucherinformation herausgegeben. Die Zusammenfassung des Berichtes kann […] nachgelesen werden.
Im Herbst 2024 sollen Früchte verschiedener Indianerbananensorten beim CVUA Stuttgart auf den Acetogeningehalt untersucht werden. Bisher gibt es keine Grenzwerte von Acetogeninen beim menschlichen Verzehr. Inwieweit Unterschiede bei Sorten und Reifegrad vorhanden sind, wird sich zeigen. Bis dahin schließen wir uns der Empfehlung zum Nichtverzehr des CVUA an.“
Das Hauptproblem, welches in der wissenschaftlichen Literatur zum Thema genannt wird und auch bei der Studie in Stuttgart ist die mögliche Neurotoxizität von gewissen Molekülen in dieser Frucht. Pawpaw enthält Acetogenine, Verbindungen, die in hohen Dosen potenziell neurotoxische Wirkungen gezeigt haben. Konkret geht es meist um das Molekül Annonacin, welches bei langer Einnahme in höheren Dosen bei Ratten zu Demenz und Parkinson geführt hat. Da es hier eine (theoretisch) mögliche Gefahr gibt rät die bayrische Landesanstalt vom Verzehr ab.
Wie wahrscheinlich ist es sich durch den Konsum von Indianerbananen zu vergiften?
Zwar wurden diese Neurotoxischen Moleküle in den Indianerbananen gefunden, aber heisst das auch zwangsläufig, dass eine Gefahr für Menschen daraus folgt? Denn nach Paracelsus macht ja die Menge das Gift.
Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass es bei typische Konsummengen extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Schaden beim Menschen auftritt. Auch fehlt es an umfangreichen Fallstudien, um diese Risiken endgültig zu bestätigen. Bei der Studie in Stuttgart und auch bei anderen Studien zum Thema wurden diese problematischen Moleküle hauptsächlich in der Schale und den Samen gefunden, und in geringerem Umfang im Fruchtfleisch.
Die Indianerbanane wird normalerweise nicht das ganze Jahr über in größeren Mengen verzehrt, sondern nur in einem kurzen Zeitfenster Ende des Sommers, wenn es gerade reife Früchte gibt. Niemand ist die Frucht täglich 365 Tage im Jahr.
Ist die Indianerbanane gut gegen Krebs?
Während es stimmt, dass in den Früchten von Asimina triloba das problematische Molekül Acetogenin gefunden wurde, so wurden auch zahlreiche andere „gute“ gesundheistförderliche Moleküle gefunden. Verbindungen, welche gegen Übergewicht helfen, Krebszellen und Tumore bekämpfen und als Antioxidantien wirken. Somit sind die Indianerbananen ein gemischter Cocktail, mit potential gesundheitsförderlichen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen.
Bild: Verschiedene Moleküle in der Indianerbanane und ihre Effekte auf den Körper. (https://doi.org/10.1016/j.tifs.2024.104530)
Allergische Reaktionen:
Ein anderes Thema sind Allergien. Während viele Menschen den Geschmack von Pawpaw genießen, werden manche Menschen nach dem Verzehr der Frucht krank. Es kann zu Hautausschlag, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen. In anderen Fällen kann eine Allergie gegen die Blätter oder die Fruchtschale auftreten (Peterson, 1991). Viele Teile dieses Baumes, insbesondere Rinde, Blätter und Samen, enthalten eine Vielzahl von Alkaloiden, Phenolsäuren, Proanthocyanidinen, Tanninen, Flavinoiden und Acetogeninen. Während diese Chemikalien bei einigen Personen allergische Reaktionen hervorrufen können, sind einige von ihnen krebshemmend und wieder andere können als natürliche Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. (McLaughlin und Hui, 1993; Zhao et al., 1994).
Grundlegende Überlegungen: Sollten wir Angst vor giftigen Pflanzen haben?
Im Jahr 2023 war die Giftpflanze des Jahres „Petersilie“, im Jahr zuvor war es die „Kartoffel“. Zu den giftigen Pflanzen könnte man die Liste beliebig lange machen und alles von der Tomate bis zum Rhabarber unterbringen. Grundsätzlich gibt es bei Pflanzen aus der Natur fast nie ein „Nullrisiko“. Menschen können tödliche allergische Reaktionen gegen Erdnüsse oder Erdbeeren haben. Pflaumenkerne enthalten giftige Blausäure. Es gibt Unverträglichkeitsreaktionen bei Melone und Bohne. Das Laub zahlreicher Pflanzen kann irritierend wirken oder sogar wie beim Oleander zu Hautverbrennungen führen.
Sollte man deshalb alle diese Pflanzen verbieten oder nicht mehr verkaufen?
Oder lieber lernen in einer Welt zu leben wo ein „Nullrisiko“ nicht existiert. Grundsätzlich empfehle ich jedem bei einer neuen Frucht oder Pflanze vorsichtig zu sein. Erst einmal ganz wenig zu probieren und dann abzuwarten, was der Körper dazu sagt, denn auch ein normaler Apfel kann für Allergiker gefährlich werden.
Warum Lubera weiterhin Indianerbananen verkauft
PawPaws wurden seit mindestens 2.000 Jahren von Menschen geerntet, angebaut und gegessen, bisher konnten keine grösseren Gesundheitsschäden beim Menschen nachgewiesen werden. Das heisst jedoch nicht, dass einzelne Personen Unverträglichkeiten und Allergien entwickeln und lieber vom Verzehr absehen sollten. Auch kann es sein, dass manches einfach noch nicht genügend Erforscht wurde.
Wir werden die weitere Wissenschaftliche Forschung zum Thema verfolgen und falls es neue klare Beweise dafür geben sollte, dass PawPaws gefährlich und gesundheitsschädlich sind, dann auch darauf hinweisen. Bis dahin bieten wir weiter Indianerbananen in unserem Onlineshop an.
Im Augenblick stimmen wir jedoch Dr. Kirk Pomper von der KSU zu, dass der gelegentliche Verzehr von Indianerbananen in normalen Mengen wahrscheinlich kein negativer Einfluss auf die Gesundheit hat. Jedoch muss jeder das für sich selbst entscheiden.
Fazit: Ist die Indianerbanane giftig?
Während die Pawpaw-Frucht im Allgemeinen in moderaten Mengen sicher zu essen ist, enthält sie Verbindungen, die potenziell Gesundheitsrisiken darstellen könnten, wenn sie in großen Mengen über einen langen Zeitraum konsumiert werden. Allergische Reaktionen sind möglich, und Einzelpersonen sollten ihre Reaktionen auf die Frucht überwachen. Das gründliche Waschen und Schälen der Frucht und die sorgfältige Handhabung können einige der potenziellen Risiken mindern.
Literatur:
Du willst dir lieber selbst einen Überblick über die Wissenschaftliche Literatur verschaffen. Wir haben dir hierzu verschiedene Studien zum Thema zusammengestellt:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S004101011630054X
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0924224424002061
https://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/jf504500g
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0161813X11001975
https://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=7&ID=3899