Mit dem KÖNNEN ist es ja so eine Sache, hauptsächlich weil es so subjektiv ist, ebenso wie das VIEL. Was ist viel? Und was kann ich überhaupt? Die Einen überschätzen ihr Können, die anderen unterschätzen es und beim Vergleichen mit Anderen sind wir alles andere als objektiv. Ich kann vor allem Eines: Viel schmecken! Und ja, Schmecken hat auch was mit Können zu tun, denn man muss es erstens trainieren, zweitens erleben und geniessen können und drittens das Können besitzen, die Produkte für die Geschmacksexplosionen herzustellen, in diesem Fall: Sie zu züchten. Mein Job ist der schnelle, mühelose, leckere Part und der Job vom Lubera Chefzüchter der mühselige, langwierige und arbeitsintensive Part. Aber das verursacht keinerlei schlechtes Gewissen bei mir, jedem das Seine, finde ich. Jeder KANN eben was anderes. Und ich kann eben gut schmecken und geniessen. Züchten kann ich nicht. Es läuft also auf Teamwork hinaus. Was ja nichts anderes ist, als das Können zu kombinieren. ;-)
Als ich jetzt Ende Oktober meine allerletzten Pünktchenbeeren geerntet und im Nieselregen das frische Prickeln und die aromatische Säure auf der Zunge spürte, das zarte Fruchtfleisch und die weichen Minikerne zerbissen habe, dachte ich dankbar an all die Geschmacksrichtungen, die ich dieses Jahr im Garten erfahren und erleben durfte (dank dem grossen Können von Chefzüchter Markus Kobelt und dank meiner bescheidenen Fähigkeiten als Hobbygärtner). Angefangen beim Rhabarber 'Red Canada' (ja, habe ich roh probiert, das hat was!) und bei den spannenden, so ganz anders schmeckenden (und färbenden!) Erstbeeren Anfang Juni, dann das geniale Aroma der Cassissima Ende Juni (besonders von 'Black Marble', die zum Aroma noch imposante Grösse im Mund explodieren lässt), der unvergleichlichen Fruchtigkeit der 'Rosa Sport' Johannisbeere, der neonfarbigen Röte von 'Babette' (ich glaube fast, ich kann Farben schmecken, wirklich!), das süss-saure Umami der Japanischen Weinbeeren, die unvergleichlichen Erinnerungen an die Kindheit beim Genuss der Stachelbeeren (Geschmäcker lösen Gefühle aus!), das konkurrenzlose, seligmachende Geniessen der vielen Tomatensorten von Lubera (ich liebe 'Resi'), das Knacken beim Hineinbeissen in die Paprika 'Roter Augsburger' (nicht mit 'Fresno' versuchen!), das rauchige Aroma der Herbsthimbeere 'Autumn Passion', die dominante, jedoch durchaus ertragbare Säure der Sanddornsorten 'Garden's Gift' und 'Botanica' (Sauer macht lustig, das stimmt!) und die freudige Erregung beim allerersten Biss in meinen ersten Redlove 'Jedermann's' Apfel, meinen ersten 'Ladylike Apfel' und (juchhuuu!) meinen allerersten Mini-Wildpfirsich Veroma 'Pico', der so weich, so saftig und ganz anders als erwartet war!

Bild: Redlove Jedermann's: Absolut DIE Überraschung des Jahres! Tatsächlich ein Geschmack von Süsse und Lieblichkeit, die jeder mag (sogar mein Mann, das sagt doch alles). ;-)

Bild: Redlove glänzt auch in der Optik: Weisses und rotes Fruchtfleisch klar voneinander getrennt. Das Auge isst ja schliesslich mit.
Mit den Pointillas im Mund und grosser Wehmut im Herzen zogen all diese Geschmäcker an mir vorbei und ich konnte sie fast alle spüren im Mund, so wie jetzt beim Schreiben auch. Traurigkeit, dass ich wieder so lange auf diese Geschmäcker warten muss, paart sich mit Dankbarkeit und vor allem Vorfreude auf das nächste Jahr. Ist es nicht schön, dass wir diese herrlichen Früchte nur einmal im Jahr ernten können? Dass wir wie staunende, kleine Kinder jedes Jahr aufs Neue die Geschmäcker entdecken, uns erinnern und zutiefst geniessen, wohlwissend, dass dieser Genuss so schnell vorbei sein wird?
Selbst wenn wir unsere Beeren, Äpfel und Gemüsesorten verarbeiten, einfrieren, einkochen, haltbar machen, so geht doch nichts über das barfuss Pflücken im Garten, die Sonne auf dem Rücken, jede zweite Beere im Mund statt im Korb. Wer fühlt da nicht wieder einen kleinen Teil der Unbeschwertheit der Kindheit, das "Im-Augenblick-Leben" und "Im-Hier-und-Jetzt-Geniessen", wie es eigentlich nur Kinder können? Die Realität ausblenden und nur den Geschmack im Mund erfühlen, ertasten und erleben: Das geht am besten mit den eigenen Früchten aus dem Garten, weil man da neben den vielfältigen, sonnengereiften Aromen auch den eigenen, verdienten Stolz mitschmeckt.
Und so fühlte ich mich – mit den letzten Pointillas im Mund – wie die kleine Lotta aus der Krachmacherstrasse, die Astrid Lindgren mit den Worten "Mit mir ist es komisch. Ich kann so viel!" unsterblich machte. Und auch das schmecke ich, wenn ich meine Beeren vernasche: Die Sonne im Schweden vergangener Zeiten, den Erdbeer-Kuchen, den Michel's Mama gebacken hat, die Moltebeeren, die die Kinder aus Bullerbü pflückten, das grosse Festessen, das Michel auf Katthult gegeben hat oder wie Polly auf dem Weihnachtsmarkt Bonbons verkaufte. Astrid Lindgren hat übrigens viel vom Essen geschrieben in ihren Büchern. Denn die üppigen und leckeren Mahlzeiten ihrer Kindheit hat sie nie vergessen. Diese Geschmäcker – am besten mit Sommer, Sonne und Natur konserviert – gingen ihr nie mehr aus dem Sinn, ebenso wie es mir mit meinen Geschmackerlebnissen aus dem Garten geht.
Bild: Ein Feuerrad in Rot: Snackpaprika Rela und Redlove Circe (eigentlich ein Sommerapfel, aber dank der kühlen Temperaturen dieses Jahr bis Anfang Oktober erntbar).
Bild: Grosse und kleine Redlove-Freuden: Odysso gross und stark (besonders im Aroma) und Redlove Lollipop, schöner als jeder Zierapfel (ist mein mit roten Kügelchen behängter Weihnachtsbaum im herbslichen Garten).
Die Planungen für 2022 laufen jetzt. Beim Einmachen und Einkochen werden Pläne geschmiedet. Ganz oben auf der Liste: Noch einen Apfel Jedermann's (endlich ein süsser Redlove für den Frischgenuss!), eine neue Feige (der letzte Winter hat meine dahingerafft, dieser Geschmack fehlt mir!), eine Szechuan Pfeffer Pflanze (Pfeffer mit Zitronengeschmack!) und eine rosa Blaubeere (ich bin mir sicher, ich kann auch ROSA schmecken, ich kann ja so viel, nicht wahr). ;-)
Bild: Aus Pointillas wird Likör: Ab ins Glas mit den schillernden Kügelchen, Kandiszucker obenauf und ....
...mit Schnaps (in meinem Fall Korn) aufgiessen, Sternanis sowie Vanille- und Zimtstange rein und warten bis zum 1. Advent. Dann alles durch ein feines Sieb giessen, den Likör in kleine Fläschchen abfüllen und an liebe Freunde verschenken.
Ich wette, Weihnachten, wenn mein Pointilla-Likör fertig ist, werde ich fröhlich-beschwingt-beschwippst noch mehr auf meine "1000-Dinge-die-ich-pflanzen-und-schmecken-muss-bevor-ich-sterbe-Liste" setzen. Also, lieber Markus Kobelt, sei gewappnet und setze auch du wieder viel auf deine Neuigkeiten-Liste im Online-Shop. Danke schon mal im Voraus. Und: Skål.
PS: Würde es helfen, wenn ich dir zur Motivation etwas vom Pointilla-Likör schicke? ;-)
Pointilla
Maya Borkowsky
Liebe Grüsse.....
Ranka
ja die Vögel lieben diese Beeren. Hier muss man schnell sein wenn man vor den Vögeln etwas ernten möchten.
Ein Schutznetz kann da hefeln.
Ihr Lubera Team