Orangen pflanzen - was für die Regionen nördlich der Alpen nach einer verrückten Idee klingt, kann Euch durchaus gelingen, wenn Ihr einige Hintergründe und Pflanz- und Pflegetipps berücksichtigt. Diese will ich Euch in diesem Beitrag erläutern. Es geht um einen geeigneten Standort, die Auswahl von Pflanzen und eine geeigneten Pflanzmethode. Dabei will ich auch die Frage erläutern, ob man aus Kernen Orangen Pflanzen ziehen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Orangen pflanzen - das solltet Ihr zum Orangenbaum wissen
- Echte und unechte Orangen
- Orangen pflanzen - Pflanz- und Pflegetipps
- Orangen Pflanzen aus Kernen ziehen
- Veredelte Orangen Pflanzen kaufen
- Orangen Pflanzen selbst veredeln
- Das Wichtigste zur Orangen Pflanzen Pflege:
- Die Überwinterung
- Der Standort im Sommer
- Den Orangenbaum gießen und düngen
- Den Orangenbaum umtopfen
- Den Orangenbaum schneiden
- Eigene Orangen ernten
Orangen pflanzen - das solltet Ihr zum Orangenbaum wissen
Orangen gehören zu den wichtigsten Obstsorten und Obstpflanzen der Welt. Dennoch ist über die Orangen Pflanzen relativ wenig bekannt. Unsere saftigen Orangen erhalten wir von Pflanzen der Art Citrus sinensis, was mit 'Chinesischer Citrus' übersetzt werden kann. Diese Herkunftsbezeichnung stand auch Pate für eine weitere verbreitete Bezeichnung für die Orange: Apfelsine. Hier stand der 'Chinesische Apfel' bei niederländischen Seekaufleuten Pate, die diese damals wertvolle Frucht aus ihren Kolonien nach Nordeuropa brachten. Die Bezeichnung 'Orange' oder deren Vorläufer wie etwa 'Narango' dagegen wanderte mit der Verbreitung der Pflanze aus Südostasien und Indien über Persien, Arabien, Nordafrika nach Spanien, Portugal und Italien nach Südeuropa.

Im Mittelmeerraum -wie hier auf Ibiza- wachsen Orangen Pflanzen in vielen Gärten.
Echte und unechte Orangen
Wenn Ihr Orangen pflanzen wollt, die Ihr auch essen könnt, solltet Ihr darauf achten, dass Ihr 'echte' Orangen verwendet. Tatsächlich gibt es einige Verwechslunggefahr mit Zitruspflanzen, die zwar als Orange bezeichnet werden, aber keine sind. Am populärsten sind sicher die häufig als Orangenbäumchen bezeichneten Calamondin. Diese tragen mandarinengroße, eher saure Früchte und sind eine Kreuzung aus Mandarine und Kumquat -also definitiv keine Orangen.

Sehr schön, aber keine Orangen - Calamondin
Ebenso wenig sind Bitterorangen, die in England auch als Sevilla Orangen bekannt sind, keine Orangen Pflanzen der Art Citrus sinensis. Wie es der deutsche Name schon sagt, sind die Früchte Bitter. Die botanische Art ist die Citrus aurantium, also die 'Goldene Zitruspflanze'. Schließlich ist noch die Dreiblättrige Orange Poncirus trifoliata bekannt und zunehmend populär. Diese orangenähnliche Pflanze ist eine Zitrusverwandte und weitgehend winterhart. Saftig süße und genießbare Früchte liefert die Poncirus trifoliata aber auch nicht. Diese liefert nur Citrus sinensis.
Orangen pflanzen - Pflanz- und Pflegetipps
Auf dem Weg zu eigenen Orangen stellt sich zunächst die Frage, welche Orangen Pflanzen man nehmen soll. Dazu gibt es zwei einfache Wege: Einen Orangenbaum aus einem Kern ziehen oder einen 'fertigen' Orangenbaum kaufen. Ein dritter, etwas umständlicher Weg ist die Veredelung einer Pflanze.
Orangen Pflanzen aus Kernen ziehen
Wie bei Zitronen Pflanzen kann man auch bei einem Orangenbaum eine Pflanze aus einem Orangen Samen oder Kern ziehen. Dabei wird ein Kern zunächst wenige Tage in einem Glas Wasser aufgeweicht und dann in feuchte Erde gesteckt. Nach ca. drei Wochen, in der der Topf an einem hellen, warmen Platz stehen sollte, könnt Ihr mit einem Keimling rechnen. Dieser braucht aber ca. acht Jahre bis er zu einer blühenden Orangen Pflanze trägt und nach der Blüte Früchte trägt.

Bei selbst gezogenen Pflanzen stellen sich die herrlichen Orangenblüten erst nach einigen Jahren ein. Mit veredelten Pflanzen kommen die Blüten und Orangen früher.
So einfach das Selbstziehen von Orangenbäumen sein mag, gibt es doch ein relevantes Risiko. Wenn Ihr einen Kern erwischt, bei dem die Mutterpflanze eine unfruchtbare Hybride ist, kann es dazu kommen, dass der selbstgezogene Baum nicht blüht. Leider findet man das erst nach langer Zeit raus, was regelmäßiger nach langer Zeit der Pflege zu großen Enttäuschungen führt.

Im Orangenhimmel
Veredelte Orangen Pflanzen kaufen
Auf Nummer Sicher geht Ihr, wenn Ihr eine veredelte Orangen Pflanze im Fachhandel oder bei einer Baumschule kauft. Die Veredelung der Pflanzen hat den großen Vorteil, dass Ihr auch eine kleinere, günstige Orangen Pflanze kaufen könnt, die schon Blüten trägt und Früchte bildet. Aber wie ist das möglich?

An einem veredelten Orangenbaum finden sich häufig mehrere Generationen Früchte an einer Pflanze.
Bei der Veredelung wird eine robuste Zitrussorte wie die oben beschriebene Bitterorange oder die Dreiblättrige Zitrone als Unterlage oder Wurzelstock genommen. Die Krone der Unterlage wird dann zunächst entfernt, um anschließend ein sogenanntes Edelreis auf den Wurzelstock zu setzen oder zu 'propfen'. Das Edelreis ist ein blütentragender Ast einer älteren und fruchtbaren Orangen Pflanze. Durch eine feste Verbindung zwischen Wurzelstock und Edelreis wachsen diese zusammen und die Eigenschaften beider Pflanzen verbinden sich. So kann auch eine eigentlich zu kleine und zu junge Zitruspflanze Blüten und Früchte tragen.

Orangenblüten gehören zu den schönsten und edelsten Zitrusblüten.
Ihr solltet also darauf achten, dass Ihr eine veredelte Pflanze kauft. Das ist nicht schwer, denn die allermeisten der angebotenen Orangenbäume sind veredelt. Allerdings hängt die Qualität der Pflanze auch von der Qualität der Veredelung ab. Am Besten kauft Ihr eine Orangen Pflanze beim Fachhandel oder versierten Baumschulen. So könnt Ihr sicher sein, dass sowohl die Auswahl von Unterlage und Edelreis als auch die Veredelung als solches nach den Regeln der Kunst durchgeführt wurde.
Orangen Pflanzen selbst veredeln
Als dritter und ambitioniertester Weg an Orangen Pflanzen zu gelangen kann man die Veredelung auch selbst durchführen. Dazu braucht Ihr eine Pflanze für die Unterlage und ein Edelreis. Während Ihr die Unterlage sicher im Handel kaufen könnt, ist die Beschaffung des Edelreises etwas schwieriger. Da Edelreiser nicht angeboten werden, seid Ihr auf die freundliche Unterstützung eines Besitzers eines größeren Orangenbaums angewiesen, der Euch ein Edelreis abgibt. Aber vielleicht habt Ihr selber einen größeren Baum und wollt diesen über die Veredelung vermehren.
Das Wichtigste zur Orangen Pflanzen Pflege:
Ein Orangenbaum ist wie andere Zitruspflanzen pflegeleicht, wenn man die Besonderheiten dieser aus den Subtropen stammenden Pflanze verstanden hat. Dabei sind drei Aspekte wichtig:
- Der Orangenbaum verträgt keinen Frost
- Der Orangenbaum braucht viel Licht
- Der Orangenbaum braucht wenig Wasser.
Die Überwinterung
Die fehlende Frostverträglichkeit macht es erforderlich, dass der Orangenbaum im Winter in einem geschützten Winterquartier steht. Die Orangen Pflanzen können also nicht ausgepflanzt werden, sondern müssen im Kübel oder Topf bleiben. Allerdings ist der Orangenbaum keine Zimmerpflanze. Dazu braucht er zuviel Licht, das er nur bekommt, wenn er draußen unter freiem Himmel steht. Für die Winterzeit besteht die Lösung für die Orangen Überwinterung in einem kühlen, aber nach menschlichem Maßstab hellem Winterquartier. Um den Orangenbaum zu überwintern, braucht Ihr keineswegs eine eigene Orangerie. Es reicht ein unbeheiztes Winterquartier mit einer Lichtquelle. Das kann ein Treppen- oder Gartenhaus, ein Gewächshaus oder ein Kaltwintergarten sein. Auch eine Garage, in der ein Frostwächter* und eine Energie-Pflanzenlampe* oder LED-Pflanzenlampe* installiert werden, ist als 'Orangerie' geeignet.
Der Standort im Sommer
Damit der Orangenbaum gut wächst, sollte die Überwinterung nach Beendigung der Frostperiode so früh wie möglich beendet werden. Im Frühjahr kommt der Orangenbaum an einen sonnig-warmen Standort auf Terrasse oder Balkon. Achtet darauf, dass der Orangenbaum möglichst viel direkte Sonne bekommt, es geht um jeden einzelnen Sonnenstrahl, der direkt auf die Blätter scheinen soll. Der Standort sollte auch geschützt sein, damit der Baum nicht allzu sehr dem Wind ausgesetzt ist.
Den Orangenbaum gießen und düngen
Hat der Orangenbaum einen sonnigen Standort ist er insgesamt genügsam. Er braucht wenig Wasser und sollte immer nur dann gegossen werden, wenn die Erde zur Hälfte abgetrocknet ist. Das könnt Ihr mit dem Finger oder mit einem Feuchtigkeitsmesser* herausfinden.
Während der Wachstumszeit von Mai bis August sollte der Orangenbaum immer dann, wenn gegossen wird, auch gedüngt werden. Als Dünger ist ein Zitrusdünger empfehlenswert, der neben Stickstoff-, Phosphat- und Kaliumverbindungen auch Spurenelemente wie Eisen, Zink, Magnesium und Molybdän enthält.
Den Orangenbaum umtopfen
Wenn der Orangenbaum ordentlich wächst, benötigt er ca. alle zwei bis drei Jahre neue Erde und einen größeren Topf. Der größere Topf sollte ca. 4cm im Durchmesser größer sein als der Vorgänger. Die Erde sollte durchlässig und dennoch strukturstabil sein. Wichtig ist auch der Wasserabfluss, die so genannte Drainage. Der Topf braucht unbedingt ein Abflussloch, außerdem sollte in die Erde ein Drainagematerial wie Schotter, Kies oder Poroton gemischt werden, die sowohl Struktur als auch Drainage geben.
Den Orangenbaum schneiden
Ein Orangenbaum, der hierzulande eher langsam wächst, sollte auch nur moderat geschnitten werden. Beim so genannten Erhaltungsschnitt werden abgestorbene Äste, Zweige und Blätter entfernt. Diese Schneidemaßnahmen können laufend durchgeführt werden. Wenn die Orangenbaum Krone geformt werden soll, kann im Februar ein ganz behutsamer Erziehungsschnitt erfolgen. Hierbei werden wenige Triebspitzen entfernt, wenn diese im Vergleich zur sonstigen Krone zu lang werden. Da der Orangenbaum aber insgesamt rund und kompakt wächst, ist der Erziehungsschnitt nur in Ausnahmefällen nötig. In gar keinem Fall sollte ein gesunder Orangenbaum drastisch zurückgeschnitten werden.
Eigene Orangen ernten
Ziel der Orangen Pflanzung und Pflege ist die eigene Orangenernte. Diese wird möglich, wenn der Orangenbaum blüht und Früchte bildet. Der Orangenbaum blüht ein bis zwei Mal im Jahr. Eine erste Blüte erfolgt im mittleren Frühjahr, bei gutem Verlauf des Sommers erfolgt eine zweite Blüte im späteren Sommer. Da die Orangen wie viele andere Zitruspflanzen Selbstbefruchter sind, bildet sich aus jeder Blüte eine Frucht. Diese bleibt während des Sommers grün und wächst heran. Wenn sie die vollständige Größe erreicht hat und es im Herbst Nachts kühler wird, verfärben sich die Orangen dann zum strahlenden Orange.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Was kann ich mit den Früchten meines Orangenbäumchen machen. Kann ich daraus Marmelade kochen. Sie sind sehr sauer.
Mit freundlichen Grüßen
Hallo,
Sie haben bestimmt ein Calamondin-Bäumchen (Citrus mitis), das eine Kreuzung aus einer Mandarine und einem Kumquat ist. Von den Früchten können Sie tatsächlich Mamelade machen.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth