Die Pflanzenkunde liefert uns wertvolles Wissen, mit dem wir Pflanzen besser pflegen können. In diesem Beitrag möchte ich Euch anhand eines kleinen Pflanzenlexikon zeigen, wie Ihr anhand von Blättern, Blüten und Früchten Eurer Pflanzen etwas über Ihren Licht- und Wasserbedarf lernen könnt. Das hilft sehr, denn das Aussehen Eurer Pflanze sagt Euch, wie Ihr sie behandeln müsst. Wenn Ihr über diesen Beitrag hinaus Fragen zur Pflanzenpflege habt, schreibt doch einfach einen Kommentar am Ende des Beitrags.

Ein Zitronenbaum verrät mit seinen Blättern und Blüten einiges über seine Bedürfnisse
In der Pflanzenkunde und in der Biologie ist die Anpassung der Pflanzen an einen bestimmten Standort ein wichtiges Thema. Da die meisten Pflanzen unbeweglich sind, haben sie sich an einen Standort und die dazugehörigen Standortfaktoren angepasst. Die wichtigsten Standortfaktoren sind Licht, Wasser, Boden und Temperatur. Das bedeutet auch, dass sich unterschiedliche Pflanzenarten an einem Standort ähnlich entwickelt haben, was für die Pflanzenbestimmung sehr hilfreich ist. Das Meiste verraten die Blätter über die Bedürfnisse der Pflanze.
Inhaltsverzeichnis
- Pflanzenkunde - der Aufbau der Pflanze
- Anpassung an Lichtverhältnisse
- Weiche Blätter - Kühlung macht durstige Pflanzen
- Schutz vor Trockenheit und Hitze
- Harte Blätter
- Sonnenschutz der Pflanzen
- Blätter als Wasserspeicher
- Lasst Blüten sprechen - von Bienen, Blumen und dem Wind
- Der Wind, der Wind - Blüten für die Windbestäubung
- Das Auge isst mit - prächtige Blüten
- Helle Blüten - im Dunkeln ist gut munkeln
- Die Spezialisten
- Transportmittel für den Nachwuchs - die Früchte
Pflanzenkunde - der Aufbau der Pflanze
Der Aufbau der Pflanzen ist (fast) immer gleich: Grüne Blätter sammeln Sonnenlicht und nutzen dieses, um Kohlendioxid und Wasser in Zucker und Sauerstoff zu verwandeln. Die Blätter verdunsten auch Wasser und atmen nachts Kohlendioxid aus. Die Wurzeln versorgen die Blätter und alle anderen Pflanzenteile mit Wasser und Nährstoffen, die aus der Erde genommen werden. Stamm, Stengel, Äste und Zweige verbinden alles und transportieren Wasser, Nährstoffe und Zucker dorthin, wo es benötigt wird.
Die Blätter sind bei Pflanzen also für die Photosynthese und die Verdunstung zuständig. Daher sagt die Beschaffenheit der Blätter viel über den Wasser- und Lichtbedarf der Pflanzen aus.
Anpassung an Lichtverhältnisse
In der Pflanzenkunde spielt das Licht natürlich eine große Rolle. Die Photosynthese -dh. die Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser in Zucker und Sauerstoff- funktioniert nur bei Licht. Es gibt keine Pflanzen, die ganz ohne Licht auskommen. Die Photosynthese erfolgt in den grünen Pflanzenteilen, also vor allem in den Blättern. Sind die Blätter besonders groß, deutet das eine Anpassung an halbschattige Standorte hin. Viele Zimmerpflanzen, die große Blätter haben, stammen aus dem Unterholz des tropischen Regenwalds, wo die Sonne nicht hinkommt. Mit großen Blättern schaffen es diese Pflanzen wie mit einem Kescher, auch vereinzelte Sonnenstrahlen einzufangen.

Die großen Blätter der Funkie helfen, auch vereinzelte Lichtstrahlen einzufangen, so dass Funkien auch im Halbschatten gedeihen.
Übrigens vergrößern sich bei Zitruspflanzen junge, noch wachsende Blätter bei leichten Lichtmangel. Auch hier vergrößert die Pflanze die Fläche, die Sonnenstrahlen einfangen kann. Dagegen haben andere Pflanzen ihre Blattoberfläche stark reduziert, da es Licht im Überfluss gibt. Diese Verkleinerung findet man bei Sukkulenten und vor allem bei den Kakteen: der Blattkörper einer Kaktee hat eine geringer Oberfläche als viele einzelne Blätter.
Pflegetipp: Pflanzen mit besonders großen Blättern kommen auch im Halbschatten zurecht.
Beispiel: Elefantenohr, Funkien
Weiche Blätter - Kühlung macht durstige Pflanzen
Pflanzen mit weichen Blättern verdunsten viel Wasser und kühlen sich damit ab. Ihr Wasserbedarf ist also besonders hoch, wie die Pflanzenkunde zeigt. Häufig haben diese Pflanzen wie etwa das Wandelröschen zusätzlich 'gefaltete' Blattoberflächen. Damit wird die Blattoberfläche weiter vergrößert. Typische 'Weichblatt'-Pflanzen sind die Engelstrompete, die Calla, die Kreuzblume oder auch der Enzianstrauch. Diese Pflanzen müssen häufiger gegossen werden.
Pflegetipp: Bei 'Weichblättern' könnt Ihr für die Wasserversorgung eine Unterschale einsetzen.

Die kleinen, weichen Blätter der Kreuzblume verdunsten viel Wasser.
Schutz vor Trockenheit und Hitze
Die meisten Pflanzen im mediterranen Garten benötigen aber weniger Wasser. Sie haben sich mit der Beschaffenheit Ihres Laubs an trockene und warme bis heiße Standorte angepasst. Dazu zeigt die Pflanzenkunde viele interessante Beispiele:
Harte Blätter
Im Gegensatz zu weichen Blättern sind harte Blätter ein Mittel, die Verdunstung zu reduzieren. Pflanzen mit harten Blättern haben sich an Standorte angepasst, wo nur wenige Niederschläge fallen. Das aufgenommene Wasser muss also vor Verdunstung geschützt werden. Pflanzen mit harten Blättern sind der Olivenbaum, der Zylinerputzer oder die Myrte. Diese Pflanzen benötigen weniger Wasser.

Die harten und silbrigen Blätter der Olive reduzieren die Verdunstung.
Pflegetipp: Bei Pflanzen mit harten Blättern solltet Ihr einen Feuchtigkeitsmesser* verwenden, um den Gießbedarf zu ermitteln.
Sonnenschutz der Pflanzen
Die Evolution hat neben der Konsistenz der Blätter weitere Methoden für den Hitze- und Verdunstungsschutz entwickelt, die wir bei vielen mediterranen Pflanzen finden. So reflektieren z.B. alle glänzenden Blätter wie bei Zitrus oder beim Mittelmeerschneeball Sonnenlicht und reduzieren damit die Verdunstung. Auch der Olivenbaum hat mit der silbrigen Unterseite seiner Blätter einen eingebauten Verdunstungsschutz. Die Zistrose hat mit ihren behaarten und zugleich öligen Blättern gleich einen doppelten Schutz vor Sonne und zu viel Verdunstung.
Pflegetipp: Pflanzen mit Sonnenschutz benötigen einen Platz in der Sonne - an einen solchen haben sie sich angepasst.
Beispiel: Zistrose, Rosmarin

Die haarig-öligen Blätter der Zistrose duften nicht nur toll, sondern bieten auch einen doppelten Sonnenschutz.
Blätter als Wasserspeicher
Die 'Kamele' unter den Pflanzen sind Sukkulenten und Kakteen. Sie kommen in Regionen vor, wo nur sehr selten Niederschlag fällt. Kakteen und Sukkulenten müssen sich also nicht nur vor Verdunstung schützen, sie müssen das Wasser auch noch speichern. Das tun sie in ihren voluminösen, fleischigen Blättern, die bei den Kakteen zu 'Pflanzenkörpern' werden. Da der Wasserschatz der Kakteen auch für Tiere attraktiv ist, schützen die Kakteen ihren Schatz mit stacheligen Dornen.
Übrigens sind Kakteen und Sukkulenten sehr dankbare Pflanzen für die Urlaubszeit - sie kommen -wie in ihren heimischen Regionen- auch zwei Wochen ohne Wasser aus. Auch wenn sie danach etwas mitgenommen aussehen, erholen sie sich nach dem Gießen sehr schnell.
Pflegetipp: Kakteen und Sukkulenten müssen nur ganz selten gegossen werden. Wenn sie einmal zu wenig Wasser bekommen haben, erholen sie sich schnell.
Lasst Blüten sprechen - von Bienen, Blumen und dem Wind
Während die Blätter vor allem für den Wasser- und Energiehaushalt der Pflanze zuständig sind, dienen die Blüten einer Pflanze der Fortpflanzung. Auffällige Blüten haben vor allem die Aufgabe, Insekten das Nektarangebot anzupreisen, das die Blüte bereithält. Wenn dann die Insekten den Nektar holen, nehmen sie Pollen mit und transportieren ihn für die Pflanze zur benachbarten Blüte, wo es zur Bestäubung kommt. Auf diese Weise wird die genetische Vielfalt erhöht.
Auch dieses Wechselspiel zwischen Insekten und Pflanzen sagt in der Pflanzenkunde einiges über den angestammten Standort aus.
Der Wind, der Wind - Blüten für die Windbestäubung
Zunächst geht es garnicht um Bienchen, sondern um solche Pflanzen, die sich eher mit dem Wind 'vermählen'. Auch der Wind kann zum Transport der Pollen benutzt werden. Da dabei keine große Show für Insekten gemacht werden muss, sind die Blüten der Windbestäuber eher klein und unscheinbar. Dafür sind sie umso zahlreicher, denn der Streuverlust bei der Windbestäubung ist umso größer. Damit der Wind überhaupt zu den Blüten gelangt, müssen diese auch dem Wind ausgesetzt sein. Sie befinden sich also in höheren Gefilden und insbesondere bei Bäumen. Ein tolles Beispiel aus dem Mediterranen Garten sind die Blüten der Olive. Aber auch andere Beispiele aus der Baumkunde für die Windbestäubung sind bekannt.
Pflegetipp: Pflanzen, die die Windbestäubung einsetzen, müssen nicht vor Wind geschützt werden.
Beispiel: Olivenbaum

Die unscheinbaren Blüten der Olive werden überwiegend vom Wind bestäubt.
Das Auge isst mit - prächtige Blüten
Wir Menschen lieben Blüten und Blumen - auch wenn sie garnicht für uns bestimmt sind. Es geht bei der Blüte allein darum, Insekten anzulocken. Weit ausladende Blütenblätter sind wie eine prächtige Allee, die für Insekten in das Schlaraffenland führt. Pflanzen konkurrieren um Insekten. Man könnte meinen, es gäbe immer genug davon, allerdings ist das falsch. Insekten benötigen Sonne und Wärme, damit sie sich überhaupt bewegen können. Natürlich sind sie auch effizient und fliegen nicht weiter als sie müssen. Und Blüten, die bestäubt werden wollen, gibt es viele. Also hat sich in der Evolution eine große Vielfalt herausgebildet, die für die Anpassung der Blüten an die Bedürfnisse der Insekten steht. Man spricht von einer Koevolution von Pflanzen und Insekten.
Besonders große, prächtige Blüten werden wir also dort finden, wo viele Pflanzen wachsen. Der Standort von Blütenpflanzen muss also sonnig, moderat warm und ausreichend feucht sein. Es gibt nur wenige Blütenpflanzen oder Blumen, die ohne einen sonnigen Standort auskommen. Die wechselwarmen Insekten halten sich eben ungern im Schatten auf. Die große Konkurrenz an diesen Top-Standorten führt dazu, dass die Pflanzen immer größere Blüten ausbilden.
Pflegetipp: Blühende Pflanzen brauchen in der Regel einen sonnigen Standort
Helle Blüten - im Dunkeln ist gut munkeln
Bei den Pflanzen ist es wie bei uns: Zuviel Konkurrenz ist anstrengend. Also hat die Evolution zu vielen Spezialisten geführt, die sich in eine Nische begeben haben, in der weniger Konkurrenz herrscht. Eine solche Nische bilden nachtaktive Insekten wie etwa Motten. Um aber in der Dämmerung und in der Dunkelheit gefunden zu werden, setzen die Pflanzen besonders helle, also weiße Blüten ein. Dazu nehmen greifen sie noch zu ihrer 'Wunderwaffe': sie duften! Wusstet Ihr, dass Zitruspflanzen in den Abendstunden intensiver duften als tagsüber? Damit werben sie um die Insekten, die Spätschicht haben.
Tipp: Stellt duftende Pflanzen wie Zitrus, Sternjasmin oder die Engelstrompete in Eurer Nähe auf und genießt den tollen Duft in den Abendstunden.

Leuchtet besonders in der Dämmerung und nachts - die Blüte der Zitrone
Die Spezialisten
Die Spezialisierung geht aber noch weiter: Es gibt Pflanzen, die haben sich ganz und gar einem Insekt verschrieben - und umgekehrt. Bei den Orchideen, die es ja in sehr vielen unterschiedlich angepassten Arten gibt, gibt es in der Pflanzenkunde tolle Beispiele. So imitieren Bienen-, Hummel- oder Fliegenragwurz die entsprechenden Insekten, um Artgenossen anzulocken.
Im mediterranen Garten ist es vor allem die Feige, die sich auf ein Insekt spezialisiert hat. Nomen est Omen - die Feigenwespe sorgt bei der Feige für die Befruchtung. Aber wo sind die Blüten? Ihr werden die Feigenblüten nicht ohne weiteres finden. Die Innenblüten der Feigen bilden sich in dem Fruchtkörper, der unbefruchtet heranwächst. Die Feigenwespe schlüpft dann in das Innere des Fruchtkörpers, wo sich Pollen und Stempel befinden. Da es hierzulande keine Feigenwespen gibt, sind viele Sorten selbstbefruchtend.
Tipp: Achtet bei der Anschaffung eines Feigenbaums auf selbstbefruchtende Sorten.
Transportmittel für den Nachwuchs - die Früchte
Auch die Beschaffenheit der Frucht sagt in der Pflanzenkunde viel über die Anpassung der Pflanzen an ihren Standort aus. Früchte sind Transportmittel für den Samen der Pflanzen. Da Pflanzen sich in der Regel nicht fortbewegen können, bilden sie mobile und transportable Samen aus. Dort, wo Früchte eine Rolle spielen, werden Tiere motiviert, die Frucht und die darin enthaltenen Kerne zu verspeisen. Die Kerne werden dann an einer anderen Stelle wieder ausgeschieden, so dass der Nachwuchs der Pflanze die Chance erhält, einen neuen Standort zu erobern.
Früchte müssen also schmackhaft, saftig und süß sein, damit sie für Tiere attraktiv sind. Süße Früchte erfordern aber eine intensive Zuckerproduktion und dafür benötigt die Pflanze viel Sonnenlicht. Besonders süße Früchte wie etwa Orangen, Wein oder Feigen benötigen also besonders viel Sonne.
Habt Ihr Euch schon mal gefragt, warum viele Früchte rund sind? Die Antwort der Pflanzenkunde ist einfach: Sie können rollen und sich von der Mutterpflanze wegbewegen. Auch leuchtende Farben wie bei der Zitrone und Orange dienen dem Transport: Tiere werden auf Früchte mit leuchtenden Farben aufmerksam, fressen diese und transportieren den Samen fort.
Pflegetipp: Soll eine Pflanze süße Früchte produzieren, braucht sie viel Sonne.
Literatur: Christoph und Maria Köchel: Kübelpflanzen - der Traum vom Süden. München, 2003
HAllo ich bin an Informationen über die strelizien interessiert, da meine ca.5jahre alte pfLanze einfach nicht blühen will . Stattdessen geht und kommt immer wieder Jahr für Jahr 1 Blatt. Ihr Standort istübers Jahr unverändert (unterm fenster) südlich bei 20grad und mit abgestandenem Wasser 1mal die Woche mit Dünger gegossen. Wie bringe ich meine Blume zum blühen.?
Hallo,
Sie müssen der Strelitzie mehr Licht geben. Sie sollte im Sommer draußen stehen, damit sie mehr direktes Sonnenlicht bekommt. Wenn Sie unter dem Fenster platziert ist, sollte Sie so nah wie möglich am Fenster stehen. Das Fenster sollte südlich oder südwestlich ausgerichtet sein.
Gerne können Sie mir auch ein Foto an post@mein-mediterraner-garten.de mailen. Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich also gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth