Pflanzen vor Frost schützen - diese nicht immer leichte Aufgabe beschäftigt viele Gärtner nördlich der Alpen spätestens ab Oktober oder November. Da in unseren Gärten mittlerweile viele unterschiedliche Pflanzen aus verschiedenen Klimaregionen wachsen, ist nicht immer klar, wie der perfekte Winterschutz* für einzelne Pflanzen und Pflanzengruppen aussieht. In diesem Beitrag findet ihr daher Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Pflanzen Überwinterung.
Inhaltsverzeichnis

Frost bei Pflanzen kann auch reizvoll sein
Warum muss man Pflanzen vor Frost schützen
Frost und Eis sind für alle Lebewesen, so auch für Pflanzen, eine Herausforderung. Da die meisten Vorgänge des Lebens auf Wasser basieren, bedeutet Frost, der das Zellinnere einer Pflanze erreicht, die Zerstörung der Zellen, des Gewebes und je nach Umfang der gesamten Pflanze.
Allerdings ist der Schutz nur dann nötig, wenn die Pflanze sich nicht selber schützt. Bei heimischen Pflanzen und Pflanzen aus Klimazonen oder Höhenlagen mit Frost, hat die Natur einige sehr effektive Schutzmechanismen entwickelt, mit denen sich Pflanzen vor Frost schützen können. Der sichtbarste Mechanismus ist der Abwurf der Blätter bei vielen Laubbäumen. Ein weiterer Mechanismus bei nicht verholzenden Pflanzen wie etwa Stauden oder Zwiebelblumen ist der 'Rückzug in den Boden'. Oberirdische Pflanzenteile sterben im Winter ab, dafür werden in unterirdischen Speicherorganen Nährstoffe und das biologische 'Programm' konserviert, das im nächsten Frühjahr neues Wachstum ermöglichen.

Zwiebelblumen wie die Tulpe schützen sich durch Rückzug in den Boden.
Welche Pflanzen muss man vor Frost schützen
Pflanzen bereiten sich also ganz unterschiedlich auf den Winter vor. Keinen besonderen Schutz benötigen die Pflanzen, die sich an frostige Winter angepasst haben. Je nördlicher und östlicher eine Herkunftsregion ist, umso eher schützt sich die Pflanze selbst vor Frost. Auch Gebirgspflanzen haben sich im Laufe der Evolution an Eis und Schnee angepasst.

Aparte Blüte, die aber sehr frostempfindlich ist - der tropische Hibiskus
Keinen Winterschutz* haben solche Pflanzen, die sich über tausende Jahren (oder noch länger) in frostfreien oder nur selten frostigen Regionen entwickelt haben. Da diese Pflanzen länger wachsen können als Pflanzen aus nördlichen Regionen sind sie häufig attraktiver, blühen üppiger und vielfältiger. Ein Vergleich der Blüten des Hibiscus rosa sinensis -des tropischen oder chinesischen Hibiskus- mit den Blüten des Hibiscus syriacus -des Garteneibisch- zeigen den Unterschied sehr deutlich. Die attraktivere Blüte finden wir beim tropischen Hibiskus, dafür ist der Garteneibisch hierzulande winterhart.

Der Garteneibisch Hibiscus syriacus ist winterhart, die Blüte ist weniger aufwändig.
Es sind also die so genannten exotischen Pflanzen, die man vor Frost schützen muss. 'Exotisch' heisst zunächst nur 'fremd'. Konkreter wird es, wenn man die Pflanzen nach Klimaregionen einteilt. Es gibt tropische, subtropische und mediterrane Pflanzen. Diese Gruppen können nicht immer ganz trennscharf unterschieden werden. Zwischen den mediterranen und subtropischen gibt es einige Schnittmengen, aber auch deutliche Unterschiede. Bei der Frage, welche Pflanzen man vor Frost schützen muss, ist immer der aktuelle Standort der Pflanzen der Ausgangspunkt. Man unterscheidet dann zwischen
- nicht winterharten
- bedingt winterharten und
- winterharten
Pflanzen. So kann eine Pflanzen, die etwa in der Pfalz winterhart ist, in Brandenburg einen Winterschutz* benötigen. Das gilt etwa für den Olivenbaum, der in milden Regionen draußen überwintern kann, in kälteren Regionen aber wirkungsvoll vor Frost und Nässe geschützt werden muss. Das Beispiel zeigt, dass die Gruppe der bedingt winterharten Pflanzen, zu denen der Olivenbaum gehört, das größte Kopfzerbrechen bereiten kann. Bei der Frage nach Winterschutz einfacher sind die eindeutig nicht winterharten und die winterharten bzw. frostfesten Pflanzen. In diesem Beitrag findet ihr Hinweise auf die Frage, welche Pflanzen winterhart sind und welche nicht.

Wenn die Gewässer zufrieren, müssen empfindliche Pflanzen vor Frost geschützt werden.
Wann muss man Pflanzen vor Frost schützen
Wer exotische und mediterrane Pflanzen besitzen, kann ein Lied davon singen: Im Herbst und Frühjahr gilt so mancher banger Blick der Wetter- und vor allem der Temperaturvorhersage und der Frage, wann es erste oder späte Frostnächte geben wird. Leider kommt nach meiner Erfahrung hinzu, dass durch den Klimawandel das Wetter eher unbeständiger wird. Das Frühjahr 2017 hat gezeigt, worauf man sich einstellen muss. Nach sommerlichen Temperaturen um die 25° C Ende März, schlug der Frost Anfang April noch mal deutlich zu. Wer Pflanzen zu früh rausgestellt und nicht ausreichend geschützt hat, musste so manchen Frostschaden hinnehmen.
Die gute Nachricht ist, dass man mit der Zeit viele Erfahrungen sammelt, die den richtigen Zeitraum für den Winterschutz bei exotischen Pflanzen festlegen helfen. Bei mir im Rheinland rechne ich ab Anfang November mit ersten Frösten. Tropische und wärmeliebende Pflanzen wie etwa Tibouchina, Mandeville oder Rote Zitrone räume ich daher schon Ende Oktober in das Winterquartier. Dagegen bleiben mediterrane Pflanzen wie Zitronen- und Orangenbaum, Agapanthus oder Kumquat so lange es geht draußen. Bei diesen Pflanzen ist also der tägliche Blick auf die Wetterkarte, auf das Außenthermometer und den Nachthimmel entscheidend. Klart es in einer Novembernacht auf und herrscht eine östliche Luftströmung ist Frost wahrscheinlich. Vielleicht kennt ihr das: Ich bin schon nachts aufgewacht und habe nach einem Blick auf einen sternenklaren Novemberhimmel die Pflanzen schnell eingeräumt. Am kältesten ist es in den frühen Morgenstunden, so dass man zum Spontanräumen die ganze Nacht Zeit hat.

In einer Orangerie -wie hier im Kruittuin in Leuven- haben Pflanzen ideale Überwinterungsbedingungen.
Wo kann man Pflanzen vor Frost schützen
Neben dem Zeitraum der Überwinterung ist auch die Suche nach einem geeigneten Winterquartier nicht immer ganz einfach. Glücklicher Weise gibt es Vorbilder, wenn man Pflanzen vor Frost schützen will. Die Kultivierung exotischer Pflanzen wird in Europa schon seit der Renaissance praktiziert. Es sind also Orangerien, Palmenhäuser und auch zahlreiche historische Wintergärten, die Hinweise zum richtigen Winterquartier geben. Stets geht es darum, soviel wie möglich vom ohnehin schon knappen Winterlicht einzufangen und gleichzeitig durch eine Heizung den Frost draußen zu halten.
Die Rolle von Temperatur und Licht
Die Heizung muss bei den mediterranen Pflanzen aber niedrig eingestellt sein. Auf diese Weise sind die Pflanzen in der Winterruhe -der sogenannten Dormanz- und kommen mit wenig Licht zurecht. Tropische Pflanzen kennen leider keine Dormanz und reagieren mit Blattabwurf auf die für sie ungewöhnlich niedrigen Temperaturen. Daher brauchen sie mit ca. 15° C ein deutlich wärmeres Winterquartier. Die allermeisten Pflanzen reagieren negativ auf eine Kombination aus hohen Wohnraumtemperaturen und wenig Licht. Die einzigen Pflanzen, die damit gut zurecht kommen, sind tropische Schattenpflanzen. Wenn ihr euch typische Zimmerpflanzen anseht wie etwa das Fensterblatt Monstera, dann erkennt ihr, dass sich große Blätter gebildet haben, um das geringe Licht effektiv einzufangen.

Blattpflanzen wie Monstera, Colocasia und Farne fangen mit großen Blättern auch wenig Licht ein.
Was sind geeignete Winterquartiere?
Ideal für die Überwinterung sind alle mit großen Glasflächen nach Süden ausgerichteten Winterquartiere. Dazu gehören Wintergärten, Gewächshäuser und Orangerien. Allerdings muss beachtet werden, dass gerade bei Wohnwintergärten beschichtete Fenster und hohe Temperaturen der idealen Pflanzenüberwinterung entgegenstehen. Neben den aufwändigen Winterquartieren sind für den 'Hausgebrauch' unbeheizte Treppenhäuser oder andere unbeheizte Nebenräume geeignet, sofern sie eine ausreichende Lichtquelle haben. Kellerräume und Garagen haben das nicht, allerdings kann man dort mit einer Pflanzenbeleuchtung* nachhelfen.
Wie kann man Pflanzen vor Frost schützen?
Neben dem rechtzeitigen Einräumen der Pflanzen kann man die Pflanzen im Winterquartier aber auch bedingt winterharte Pflanzen draußen zusätzlich schützen. Da die Wurzeln der wichtigste Teil der Pflanzen sind -den man leicht vergessen kann- ist ein Schutz der Wurzeln durch ein isolierendes Material hilfreich. Einen Topf kann man auf eine Matte oder ähnliches stellen. Auch ein Vlies oder Sackleinen, in den man den Topf einpackt, hilft der Pflanze. Wer einen Olivenbaum im Kübel draußen überwintert, sollte diesen auch vor Nässe schützen. Bei meinem Olivenbaum erfüllt eine alte Kunststoffdecke diesen Zweck sehr zuverlässig.

Wenn der Topf beim Olivenbaum gut eingepackt wird, kann er in milden Regionen auch draußen überwintern.
Bei empfindlichen Pflanzen, die draußen bleiben, kann und sollte auch die Krone mit einem Schutz versehen werden. Dazu gibt es lichtdurchlässige Schutzhüllen, die aber luftundurchlässig sind. Das erfordert die Logik des Frostschutzes, die kalte Luft soll eben nicht an die Pflanze geraten. Solche Schutzhüllen sind hilfreich bei Frostperioden, wenn es aber über 0° C ist, fehlt die Luftzirkulation. Es können Schimmelprobleme auftreten. Wenn ab Februar die Sonne wieder kräftiger wird, kann es sogar zu warm werden. Daher muss man den Einsatz von Schutzhüllen stets sorgfältig begleiten.
Darüber hinaus brauchen die Pflanzen, die man vor Frost schützen will, ganz unterschiedliche, aber in der Regel nicht aufwändige Pflegemaßnahmen im Winter. Dazu finden Sie hier bei Mein mediterraner Garten eine Vielzahl von Beiträgen. Wenn eure Pflanzen nicht dabei sind, dürft ihr euch gerne melden. Sicherlich kann ich mit Überwinterungstipps für eure grünen Lieblinge weiterhelfen.
Die besten Angebote für mediterrane Pflanzen findet Ihr im Lubera Gartenshop.
Hallo Herr Große Holtforth,
der heutige Newsletter ist wieder sehr informativ, vielen Dank dafür.
Ich habe folgende frage. Mein Oleander ist inzwischen zu groß geworden, dass ich ihn kaum vor noch ins Haus bewegen kann. Kann ich ihn im Frühjahr auch teilen, wenn ja, dann einfach mit dem Spaten oder ist das zu Robust.
Schöne Weihnachtsfeiertage
M. Blaßl
Hallo Herr Blaßl,
vielen Dank für die nette Nachricht. Sie sollten Ihren Oleander nicht behandeln wie eine Staude, denn das ist er nicht. Sie können ihn aber deutlich zurückschneiden und die Wurzeln einkürzen. Das sollte seinen Sturm und Drang etwas eindämmen. Bei den Wurzeln können Sie ein 'Tortenstück' entfernen. Das hilft auch, um die Topfgröße zu verkleinern oder zumindest nicht immer größer werden zu lassen.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth