
Wer eine Fleischfressende Pflanze kultivieren möchte, wird sich in der Regel zunächst eine Venusfliegenfalle besorgen, da diese als relativ pflegeleicht gilt. Für Fortgeschrittene im Bereich der Pflanzenpflege hingegen ist eine andere Pflanze sehr zu empfehlen: die Kannenpflanze (Nepenthes). Sie wird zwar nicht unbedingt als perfekter Insektenvernichter eingesetzt werden können, jedoch ist sie ausgesprochen interessant anzusehen. Werden einige Tipps bezüglich der Kannenpflanzen Pflege beachtet, wird man als Besitzer viele Jahre lang Freude an dieser seltenen und dekorativen Pflanze haben.
Inhaltsverzeichnis
- Kannenpflanze, Nepenthes – Pflegetipps für Schnellleser
- Wissenswertes über die Kannenpflanze
- Kannenpflanze braucht hellen Standort
- Kannenpflanzen vertragen keine Blumenerde
- Was ist beim Kannenpflanzen Kaufen zu beachten?
- Kannenpflanze pflanzen und umtopfen
- Kannenpflanze vermehren durch Stecklinge
- Kannenpflanze Vermehrung durch Samen
- Kannenpflanze Pflegetipps
- Kannenpflanze Pflegefehler erkennen und beheben
- Muss man die Kannenpflanze füttern?
- Kannenpflanze schneiden?
- Kannenpflanze Krankheiten und Schädlinge
Kannenpflanze, Nepenthes – Steckbrief von Gartenbista
Kannenpflanze, Nepenthes – Pflegetipps für Schnellleser
- Standort: hell; keine direkte Sonne; hohe Luftfeuchtigkeit
- Substrat: durchlässig; keine handelsübliche Blumenerde
- Kaufen: Fachhandel; nicht bei unbekannten Quellen kaufen
- Vermehrung: Stecklinge; auch durch Samen möglich, jedoch nicht empfehlenswert
- Gießen: regelmäßig; kalkarmes Wasser verwenden; Pflanze darf nicht austrocknen; Staunässe vermeiden
- Düngen: nicht notwendig; gegebenenfalls etwas Orchideendünger
- Besprühen: regelmäßig mit kalkarmem Wasser
- Pflegefehler: zu dunkler Standort; zu geringe Luftfeuchtigkeit; zu viel Wasser
- Füttern: nicht notwendig
- Schneiden: notfalls die Spitze, um Höhenwachstum einzudämmen und Breitenwachstum zu fördern
- Krankheiten: Wurzelfäule und Schimmelbildung durch Pflegefehler
- Schädlinge: keine bekannt
Wissenswertes über die Kannenpflanze
Nepenthes stammen ursprünglich von ostasiatischen Inseln, auf welchen ein heißes, tropisches Klima mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit herrscht. Diese fleischfressenden Pflanzen gehören zur Familie der Nelkenartigen, innerhalb derer sie die einzige Gattung der Familie „Kannenpflanzengewächse“ einnehmen. Viele Arten sind durch das Abholzen der Regenwälder vom Aussterben bedroht und stehen demzufolge auf der Roten Liste gefährdeter Arten der UICN.
Ihre Bezeichnung haben sie aufgrund der Tatsache, dass sie Kannen bilden, in welchen sich die Insekten fangen. Diese Kannen leben nicht ewig: nach einiger Zeit beginnen sie, vom Deckel her abzusterben; später folgt der obere Teil der Kanne.
Es gibt etwa 100 verschiedene Kannenpflanzenarten, welche unterteilt werden in
- Tiefland-Nepenthes
- Hochland-Nepenthes.

Die Tiefland-Nepenthes erhielten ihre Bezeichnung aufgrund der Tatsache, dass sie in ihrer Heimat in Gebieten wachsen, welche unter 1.2000 m gelegen sind. Diese Arten benötigen ein heißes, feuchtes Klima – und zwar ganzjährig. Optimal ist es, sie bei Temperaturen um 30°C ganzjährig in einem eigens für sie bereitgestellten Gewächshaus zu kultivieren; ist dies nicht möglich, so benötigen sie ein Terrarium, in dem ihnen die gewünschten Bedingungen geschaffen werden.
Hochland-Nepenthes hingegen wachsen – wie der Name vermuten lässt – im Hochland, also in Gebieten über 1.200 m Höhe. Tagsüber benötigen sie Temperaturen um 25°C; nachts sollten diese allerdings auf etwa 10°C fallen. Eine Kultivierung dieser Arten ist demzufolge ebenfalls nicht einfach und sollte nach Möglichkeit in einem Gewächshaus beziehungsweise Terrarium erfolgen.
Darüber hinaus gibt es mehr als 100 Zucht-Hybriden, welche vor allem alltagstauglich sein sollen. Dies bedeutet, dass sie nicht unter der Permisse gezüchtet werden, dass sie das Herz eines Botanikers erfreuen, sondern so, dass sie für jeden gewöhnlichen Pflanzenfreund geschaffen sind. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass derartige Hybriden-Sorten robuster und widerstandsfähiger sind als die reinen Arten. In der Regel gehören jene Kannenpflanzen, welche im Fachhandel erworben werden können, zu den Zuchthybriden.
Kannenpflanze braucht hellen Standort

Die Nepenthes benötigt viel Licht, um optimal gedeihen zu können. Wird sie in einem Terrarium gehalten, so ist es häufig notwendig, ihr eine zusätzliche Beleuchtung zu installieren. Grundsätzlich sollte direkte Sonneneinstrahlung allerdings vermieden werden.
Neben der Helligkeit ist eine hohe Luftfeuchtigkeit von immenser Bedeutung: diese muss mindestens 70% betragen, da die Pflanzen ansonsten einfach eintrocknen. Ausnahmen bilden lediglich die Zucht-Hybriden: sie kommen durchaus mit jener Luftfeuchtigkeit und den Temperaturen aus, welche in Wohnräumen für gewöhnlich herrschen.
Die Tiefland- Nepenthes-Arten hingegen müssen individuell aufgestellt werden. So möchten einige ganzjährig Temperaturen um 30°C ausgesetzt sein, was in der Regel nur in einem Gewächshaus oder Terrarium möglich ist. Die Hochland-Arten hingegen benötigen einen nächtlichen Temperaturabfall, was wiederum ebenfalls nicht unbedingt in einem heimischen Wohnzimmer der Fall ist.
Bei der Wahl des perfekten Standorts ist zudem die zu erwartende Größe einer Kannenpflanze zu bedenken: diese fleischfressenden Pflanzen können ein beachtliches Ausmaß erreichen und benötigen deswegen reichlich Platz.
Lubera-Tipp: Da die Kannenpflanze Ranken bildet, kann sie sehr gut in einem Ampeltopf gehalten werden!

Kannenpflanzen vertragen keine Blumenerde
Beim Substrat sind die Nepenthes ebenfalls sehr anspruchsvoll: es muss unbedingt
- wasserdurchlässig und
- luftdurchlässig
sein und muss zudem noch die Eigenschaft besitzen, Wasser zu speichern, ohne Staunässe zu bilden. Keinesfalls vertragen Kannenpflanzen handelsübliche Blumenerde. Optimal ist es, ein individuelles Pflanzsubstrat zusammenzumischen. Dieses sollte aus Karnivorenerde bestehen, der verschiedene Beimengungen zugeführt werden:
- Aktivkohle
- Kokosfaser
- Perlit
- Pinienrinde
- Quarzkies
Was ist beim Kannenpflanzen Kaufen zu beachten?
Wer sich als absoluter Anfänger im Bereich der Kultivierung Fleischfressender Pflanzen in einen Fachhandel begibt, um eine Kannenpflanze zu kaufen, wird in der Regel eine Zucht-Hybride angeboten bekommen. Das ist insofern gut, da diese auch für gewöhnliche Wohnräume gezüchtet worden sind. Auch sind sie robuster und widerstandsfähiger als andere Arten, so dass sie kleine Pflegefehler verzeihen können.
Grundsätzlich sollte eine Beratung seitens des Fachhändlers in Anspruch genommen werden, um durch ihn die individuell passenden Pflegetipps zu erhalten.
Sehr abzuraten ist davon, Kannenpflanzen von unbekannten Quellen zu kaufen, zum Beispiel über das Internet. Es kann dort nämlich immer wieder passieren, dass man an einen dubiosen Händler gerät. Aufgrund des Washingtoner Artenschutzabkommens sind sämtliche Nepenthes-Arten geschützt und dürfen weder ausgegraben noch verkauft werden. Als Käufer einer illegal ausgegrabenen Kannenpflanze kann man große Unannehmlichkeiten bekommen – abgesehen davon, dass man als echter Pflanzenfreund keine Pflanzen besitzen möchte, welche nicht rechtmäßig erworben worden sind.

Kannenpflanze pflanzen und umtopfen
Bei der Wahl des richtigen Pflanzgefäßes ist darauf zu achten, dass dieses eher flach sein sollte. Da die Nepenthes vorzugsweise als Hängepflanze kultiviert wird, ist es empfehlenswert, sie in ein Ampelgefäß zu pflanzen.
Ein Umtopfen darf grundsätzlich nur während der Wachstumsphase (März bis September) erfolgen und sollte auch nur dann geschehen, wenn das bestehende Pflanzgefäß zu klein geworden ist. Die Karnivore wird dann in ein größeres Gefäß mit frischer Erde gesetzt, wobei so viel wie möglich des alten Substrats am Wurzelwerk verbleiben sollte.
Lubera-Tipp: Pflanzgefäß auf einen Untersetzer stellen!
Kannenpflanze vermehren durch Stecklinge
Während der Wachstumsphase kann die Nepenthes durch Stecklinge vermehrt werden:
- Kopfsteckling direkt am Stamm zwischen zwei Blättern abschneiden
- Alternativ Blattsteckling schneiden, der mindestens zwei Blätter besitzt
- Pflanzgefäß mit Pflanzsubstrat füllen
- Steckling umgehend ins Pflanzsubstrat stecken
- Substrat gleichmäßig feucht halten
Nach einiger Zeit wird der Steckling Wurzeln bilden und wird dann ebenso kultiviert wie eine erwachsene Pflanze.
Kannenpflanze Vermehrung durch Samen
Auch ist eine Vermehrung der Nepenthes durch samen möglich. Allerdings gestaltet sich diese ausgesprochen schwierig und wird auch nur dann erfolgreich sein, wenn das Saatgut frisch ist. Wer seine Karnivore vermehren möchte, sollte dies mithilfe von Stecklingen tun.
Kannenpflanze Pflegetipps
- Gießen: Wie die meisten Karnivoren haben auch die Nepenthes einen hohen Wasserbedarf. Während der Wachstumsphase ist ein regelmäßiges Gießen unabdingbar, wobei kalkfreies Wasser verwendet werden sollte. Die Wasserzufuhr sollte über den Untersetzer erfolgen, um Staunässe zu vermeiden.
- Düngen: Düngen ist nicht zwingend notwendig, da die Insekten, welche in den Kannen verdaut werden, für ausreichend Nährstoffe sorgen. Wer seiner Nepenthes etwas besonders Gutes tun möchte, kann ihr im Frühjahr eine Gabe Orchideendünger zukommen lassen.
- Besprühen: Ein regelmäßiges Besprühen mit kalkarmem Wasser sorgt für eine gute Luftfeuchtigkeit.
Kannenpflanze Pflegefehler erkennen und beheben
Nepenthes sind sehr schnell beleidigt, wenn ihnen nicht genügend oder auch die falsche Pflege zuteilwird. Wird ein Pflegefehler rechtzeitig bemerkt und korrigiert, so stehen die Chancen allerdings gut, dass die Kannenpflanze wieder normal gedeihen wird. Zu den häufigsten Pflegefehlern zählen:
- Zu dunkler Standort
- Zu wenig Luftfeuchtigkeit
Ist eines oder sind sogar beide dieser Kriterien erfüllt, so wird die Kannenpflanze keine Kannen mehr bilden. Abhilfe kann dadurch geschaffen werden, indem mit Wasser gefüllte Untersetzer neben die Nepenthes gestellt werden.
Trocknen die Kannen hingegen aus, so ist dies ein sicheres Indiz für eine zu geringe Luftfeuchtigkeit. Auch hierbei ist es wichtig, dass umgehend für ein feuchteres Klima gesorgt wird.
Auch Staunässe kann zu einem großen Problem für die Karnivore werden, da sie zur Wurzelfäule führen kann. Diese wiederum kann den Tod der betroffenen Pflanze bedeuten; Staunässe ist daher zwingend zu vermeiden.

Muss man die Kannenpflanze füttern?
Wer eine Fleischfressende Pflanze besitzt, möchte ihr gerne etwas Gutes tun und sie füttern. Dies ist nicht notwendig: Kannenpflanzen besitzen sowohl Luft- als auch Bodenkannen, mit denen sie kriechende und fliegende Insekten fangen. In diesen Kannen befindet sich eine Flüssigkeit, welche zunächst dafür sorgt, dass sich das gefangene Insekt nicht mehr bewegen kann; später wird es einfach aufgelöst.
Lubera-Tipp: Frisch verstorbene Insekten in eine offene Kanne werfen, um der Nepenthes eine Freude zu machen!
Kannenpflanze schneiden?
Da Kannenpflanzen sehr stark wuchern und demzufolge beachtliche Höhen erreichen können, möchte manch einer seine fleischfressende Pflanze schneiden. Dies sollte nur insofern geschehen, als dass die oberste Spitze der Pflanze abgeschnitten wird. Dies hat zur Folge, dass sich mehr Seitentriebe bilden, die Nepenthes also buschiger wächst anstelle in die Höhe.
Kannenpflanze Krankheiten und Schädlinge
Die Nepenthes bleibt in der Regel sowohl von Krankheiten als auch von Parasiten verschont. Lediglich durch Pflegefehler kann es zu Störungen im Wohlbefinden kommen, welche zu
- Wurzelfäule oder
- Schimmelbildung
führen können. Werden diese Fehler rechtzeitig bekannt und behoben, kann die Kannenpflanze danach genauso weiterleben wie vor deren Eintritt.
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Wann wurde dieser Artikel geschrieben bzw. veröffentlicht?
Juni 2016