Ein Olivenbaum ist der Inbegriff mediterranen Flairs und immer mehr Gartenbesitzer wollen sich dieses Flair in den Garten holen. Aber gibt es winterharte Olivenbäume? Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn 'Winterhärte' ist ein relativer Begriff. Was Ihr tun müsst, um einen Olivenbaum draußen überwintern zu können, möchte ich Euch in diesem Beitrag zeigen.
Die Frage nach der Winterhärte ist bei Olivenbäumen schnell auf den Punkt gebracht - sie sind 'bedingt winterhart'. Das bedeutet, dass bestimmte Bedingungen an einem Standort erfüllt sein müssen, damit die Olivenbäume die Winter draußen überstehen. Für welche Bedingungen und welche Standorte Olivenbäume winterhart sind, erläutere ich in den nächsten Abschnitten. Auch helfe ich Euch bei der Auswahl von Olivenbäumen, wenn ihr einen Olivenbaum kaufen möchtet. Als Lösung des Überwinterungsproblems zeige ich mit der 'flexiblen Überwinterung' eine Möglichkeit, Olivenbäume an den Winter nördlich der Alpen zu gewöhnen. Diese Methode könnt Ihr auch für bedingt winterharte Palmen und andere bedingt winterharte Bäume anwenden.
Inhaltsverzeichnis
- Winterharte Olivenbäume - was heißt eigentlich winterhart?
- Die Rolle der Winterhärtezone
- Bedingt mediterran - die Winterhärtezone 8
- Die Rolle des Mikrostandorts
- Winterharte Olivenbäume - die Auswahl und Sorten
- Olivensorten - die große Vielfalt
- Frosttoleranz bei Olivensorten
- Winterharte Olivenbäume - die Überwinterung
- Winterschutz für den Olivenbaum
- Winterharte Olivenbäume - die Pflege
Winterharte Olivenbäume - was heißt eigentlich winterhart?
'Winterharte Olivenbäume können im Winter draußen bleiben und können im Garten eingepflanzt werden' - so könnte man die Frage schnell beantworten. Aber so einfach ist die Antwort leider nicht. Die entscheidende Ergänzung ist, für welchen Standort, für welche Region die Olivenbäume winterhart sind. Wenn ihr einen 'winterharten' Olivenbaum kaufen wollt, müsst ihr also zunächst diese Fragen klären.

Ein Olivenhain in Norditalien
Die Rolle der Winterhärtezone
Der Hintergrund ist, dass in verschiedenen Regionen nördlich der Alpen der Winter und damit Frost, Kälte aber auch Nässe anders verlaufen. Olivenbäume, die in einer Region winterhart sind, sind es in anderen Regionen nicht. Um diese klimatischen Standortunterschiede abzubilden, gibt es so genannte Winterhärtezonen. Diese geben Auskunft über die Durchschnittstemperatur einer Region. Eine Deutschlandkarte mit einer Winterhärtezonen findet Ihr hier. Bei den Winterhärtezonen gilt, dass es umso kälter ist, je niedriger die Numerierung der Zone ist. Interessant ist auch der Vergleich der Zonen: so liegt etwa der Niederrhein wie Teile Südfrankreichs und Zentralspaniens in der Winterhärtezone 8.
Bedingt mediterran - die Winterhärtezone 8
Daraus folgt die interessante und wichtige Konsequenz, dass Pflanzen, die in einem Teil einer Winterhärtezone gedeihen grundsätzlich auch in anderen Teilen wachsen können. Die Winterhärtezone 8 ist auch die Zone, in der Olivenbäume winterhart sind und draußen überwintern können. Die Temperaturen im Winter werden in dieser Zone selten kälter als -10°C und bleiben damit regelmäßig so mild, dass Olivenbäume dort gedeihen können. Eine weitere Orientierung bieten Weinbaugebieten, wo neben Olivenbäumen auch Feigen winterhart sind.
Die Rolle des Mikrostandorts
Allerdings kommt es neben der geografischen Region auch auf den konkreten Standort im Garten und die individuelle Pflanze (siehe den Abschnitt Auswahl) an. Während die Region und die Winterhärtezone den großräumigen Makrostandort identifiziert, wird der konkrete kleinräumige Standort im Garten als Mikrostandort bezeichnet. Jeder Garten hat sein eigenes Klima, das stark vom Verlauf der Sonne geprägt ist. Als gute Gärtner seid ihr mit diesem Mikrostandort und seinen klimatischen Bedingungen gut vertraut. So wisst ihr, dass auch Wind und Regen eine wichtige Rolle für die Belastungen spielen, denen empfindlichere Pflanzen im Winter ausgesetzt sind. Der konkrete Standort für den Olivenbaum muss daher unbedingt vor kalten Morgenfrösten geschützt sein. Diese sind gerade in Kombination mit der Morgensonne sehr gefährlich. Folglich ist eher ein Standort im Westen oder Süden des Grundstücks vorzuziehen, allerdings sollte dieser vor auch vor Nässe geschützt sein.
Winterharte Olivenbäume - die Auswahl und Sorten
Neben der Winterhärtezone und dem konkreten Standort im Garten kommt es auch auf die individuelle Pflanze an. Pflanzen sind wie Tiere und Menschen als Lebewesen Individuen, die auch im Rahmen einer Art oder auch Sorte sehr unterschiedlich sein können. Die größte Rolle spielt bei Olivenbäumen das Alter und die Herkunft: wenn man z.B. einen alten Olivenbaum aus einer sehr warmen Region wie etwa Andalusien in das eher kalte Franken bringt und dort auspflanzt, ist das Risiko sehr hoch, dass der Olivenbaum einen sehr kalten Winter oder auch einen sehr nassen Winter nicht übersteht. Er ist schlicht und ergreifend nicht an dieses Klima gewöhnt. Wenn Ihr also einen Olivenbaum auspflanzen wollt, solltet Ihr Euch eher für einen jüngeren Baum entscheiden, denn dieser kann sich besser an einen neuen Standort akklimatisieren.

Olivenbäume am Gardasee - eine der nördlichen Regionen des Olivenanbaus
Olivensorten - die große Vielfalt
Auch die Auswahl einer frosthärteren Sorte unterstützt das Überwintern des Olivenbaums draußen. Was viele nicht wissen: es gibt rund um das Mittelmeer tausende Sorten von Oliven, die regional entstanden sind. Überall dort, wo der Olivenanbau eine Rolle spielt, haben sich auch eigene Sorten entwickelt. Eine Liste der wichtigsten Olivensorten findet Ihr hier. Besonders interessant für mediterrane Gärten nördlich der Alpen sind Sorten aus den nördlichen Anbaugebieten der Olive wie etwa am Gardasee. Als typische Sorten werden Casaliva, Leccino und Rossenal genannt.
Frosttoleranz bei Olivensorten
Wissenschaftler der Universität Cordoba und der Polytechnischen Universität von Madrid haben die Frosthärte von acht winterharten Olivenbäumen bzw. -sorten getestet (Quelle: Barranco/Ruiz/Gomez-del Campo 2005). Als Ergebnis dieses Tests können konkrete Werte für einzelne Sorten benannt werden. Danach toleriert die Sorte Cornicabra -13° C, die Sorte Arbequina -11,8° C, Hojblanca -9,9° C und Empeltre -9,5° C.
Leider werden winterharte Olivenbäume im Pflanzenhandel nur selten in Sorten angeboten, es lohnt sich also in jedem Fall nach der Herkunft und auch nach der konkrete Sorte zu fragen, wenn Ihr einen winterharten Olivenbaum kaufen wollt.
Winterharte Olivenbäume - die Überwinterung
Wenn Ihr nun eine milde Region, einen guten Standort und eine geeignete Pflanze habt, solltet Ihr dennoch bei der Überwinterung vorsichtig sein. Zum einem benötigen Olivenbäume unter Umständen Zeit zur Akklimatisierung, zum anderen lohnt es sich, eigene Erfahrungen mit den Winterbedingungen auf Eurem Grundstück zu machen. Olivenbäume sollten vor allem vor
- eisigen Winden
- Temperaturstürzen und
- übermässiger Nässe
geschützt werden. Um also dem Olivenbaum und auch Euch Zeit zu geben, den Standort und seine Bedingung kennenzulernen, möchte ich Euch die 'flexible Überwinterung' vorstellen. Diese wende ich seit 2008 bei meinem Olivenbaum in Brühl/Rheinland an und konnte ihn damit bislang fast vollständig draußen überwintern. Bei der flexiblen Überwinterung wird der Olivenbaum nicht eingepflanzt sondern bleibt draußen im Topf. Der Baum kann dann in den kalten Monaten näher ans Haus gestellt werden, wo er geschützter ist und von der Abwärme des Hauses profitiert. Solange der Baum noch kleiner ist, kann man ihn bei ganz kalten Nächten auch kurzfristig in einen kühlen Raum z.B. in die Garage oder in einen Geräteschuppen stellen. Er kommt durchaus einige Tage ohne Licht aus, wenn die Temperaturen im Kurzzeit-Quartier um den Gefrierpunkt liegen und er damit in der Winterruhe bleibt. Nicht geeignet als Not- oder Winterquartier sind beheizte Wohnräume.
Winterschutz für den Olivenbaum
Einen Nachteil hat die flexible Überwinterung im Vergleich zur Überwinterung eines eingepflanzten Baumes: die Wurzeln sind im Topf weniger geschützt als in der Erde. Daher sollte der Topf mit einem Vlies oder einer Decke eingepackt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Baum mit dem Topf in ein Erdloch zu stellen. Zum einem sieht es dann so aus als sei der Baum eingepflanzt, zum anderen bietet das Erdloch in Verbindung mit einer Abdeckung im Winter einen guten Schutz für den Wurzelballen.
Überall dort, wo die Temperatur im Winter regelmäßig unter -10° C liegt, sollten Olivenbäume im Kübel dauerhaft in einem geschützten, um die 5° C kühlen Raum mit ausreichend Licht überwintern. Bei kühlen Temperaturen kommt der Baum in die Winterruhe, in der er auch mit dunklen Lichtverhältnissen zurecht kommt.
Winterharte Olivenbäume - die Pflege
Die gute Nachricht kommt zum Schluss . Wenn Ihr für Eure bedingt winterharten Olivenbäume den richtigen Standort gefunden habt, ist er sehr pflegeleicht. Er benötigt sehr wenig Wasser und Dünger nur im Frühjahr und während der Wachstumszeit. Im frühen Frühjahr könnt Ihr die Olivenbäume schneiden und nach Bedarf umtopfen.
Das größte Problem bei der Überwinterung draußen ist in milden Regionen vor allem übermässige Nässe. Gerade im späten Winter, wenn sich die Feuchtigkeit im Topf erhöht hat, aber noch nicht verdunstet werden kann, leiden die Bäume spürbar. Blattverlust und Pilzerkrankungen sind ein Problem. Ihr könnt den Baum durch einen geschützten Standort mit weniger Nässe schützen. Auch und gerade die Wurzeln müssen vor Nässe geschützt werden. Bei Olivenbäumen im Topf könnt Ihr diesen abdecken, so dass nicht alles Regenwasser hineinläuft. Bei ausgepflanzten Olivenbäume ist vor allem auf durchlässige Erde und eine gute Drainage im Pflanzloch zu achten. Diese ermöglichte einen guten Wasserabfluss. Auch beim ausgepflanzten Olivenbaum könnt Ihr die Pflanzscheibe -also die Erde oberhalb des Wurzelballens- abdecken und so vor Nässe schützen.
Guten Morgen Herr Dr. Große Holtforth,
wir bauen gerade unseren Garten um und würden gerne einen Olivenbaum von mind. 2,00 Meter mit intrigieren. Dieser soll im Kübel als Schattenspender dienen. Nun habe ich mich auf Ihrer Seite ein wenig belesen. Aber leider weiß ich nicht zu welcher Zeit man einen Baum kaufen sollte, damit er Zeit hat sich an die Umgebung zu gewöhnen. Mein Anschaffungszeitraum wäre bis September 2018. Würde die Zeit bis zum Winter ausreichen sein, oder sollte man den Baum erst im Frühjahr kaufen? Durch unsere Lage wäre ein Cornicabra, Arteguina oder ein Hojblanca die richtige Wahl. Könnten Sie mir vielleicht noch einen anderen Baum empfehlen? Der Baum würde auf der Westseite stehen und hat von 10:00-15:00 Uhr viel Sonne. Sollte der Winter zu hart werden können wir den Baum im Kaltwintergarten überwintern. Dazu auch noch eine Frage. Ab wie viel Grad sollte der Baum in seinem Winterquartier? Der Kaltwintergarten wird auch im Winter ab und an mal ein wenig beheizt (z.B. Weihnachten) Ist das für den Baum gefährlich?
Als letzte wäre da noch ein Zitronenbaum. Welche Sorte könnte Sie mir hier empfehlen. Dieser sollte auf der Sonnenterrasse stehen und natürlich auch Früchte tragen. Braucht man dazu zwei Bäume? Was muss ich hierbei beachten
Viele Grüße
Annette Grommeck
Sehr geehrte Frau Grommeck,
vielen Dank für die nette Nachricht. September ist ein guter Monat, einen Olivenbaum zu kaufen, denn es dürfte einige Angebote geben. Ob Sie allerdings sortenechte Olivenbäume bekommen, steht auf einem anderen Blatt. Sie sollten bei einem versierten Anbieter kaufen, der Ihnen auch etwas zu der Sorte sagen kann. Neben den von Ihnen genannten ist Leccino eine gängige und robuste Olivensorte.
Wenn Sie einen Kaltwintergarten haben, ist das gut. Ab -5° C, spätestens -10° C, sollten Sie den Baum reinstellen. Temperaturen über 10° C und einen längeren Zeitraum im Winterquartier sind tatsächlich ungünstig. An Weihnachten ist es ja noch nicht so kalt.
Bei den Zitronen ist die Vierjahreszeiten-Zitrone ein wunderbarer Klassiker für jede Terrasse. Hier finden Sie eine Übersicht zu Zitronensorten und die Vierjahreszeiten-Zitrone.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth