Der Garten im Februar: Es ist Februar, und ich stehe vor meinem ersten eigenen Garten. Alles sieht noch kahl und etwas trostlos aus – es ist Winter. Der Garten wirkt verwildert, als ob er von den Vormietern nicht viel Liebe bekommen hat. Doch an einigen Stellen strecken bereits die ersten Frühlingsboten ihre noch grünen Köpfe in die kalte Winterluft. Und ich? Ich bin voller Vorfreude! Als absoluter Garten-Neuling bin ich jedoch auch ein wenig überfordert mit meinem Vorhaben, aus diesem wilden Fleckchen eine grüne und blühende Oase zu machen.
Die Fragen, die mir dabei durch den Kopf schießen, sind zahlreich
- Wie und wo fange ich überhaupt an?
- Was wächst hier schon, und wie gehe ich damit um?
- Was brauche ich alles an Gartengeräten?
- Welche Pflanzen möchte und kann ich in meinem Garten wachsen lassen?
Diese Fragen sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was mir im Kopf herumspukt. Als gebürtige Hamburgerin war ein eigener Garten bislang für mich ein bloßer Traum. Doch jetzt, mit dem Wagnis Kleinstadt-Abenteuer, ist er endlich Realität. Der Wunsch, mein eigenes Gemüse und Obst anzubauen, wieder mehr in Verbindung mit der Natur zu kommen und dem hektischen Großstadtleben zu entfliehen, hat sich erfüllt. Mein erstes Gartenjahr liegt vor mir und ich nehme euch auf diese Abenteuerreise mit!
Bestandsaufnahme: Mit welchen Gartenbewohnern habe ich es zu tun?
Zunächst einmal: Wo soll die Reise hingehen? In meiner Vorstellung möchte ich den Garten möglichst naturnah gestalten und mit den vorhandenen Gegebenheiten arbeiten. Zudem möchte ich am liebsten mit viel recycelten Materialien arbeiten, um möglichst nachhaltig und budgetfreundlich zu bleiben. Zudem bin ich nur Mieterin von Haus und Garten, weshalb ich mir Hochbeete mit Gemüse, Kräutern und Obst vorstellen kann. Eine bunt blühende Wildpflanzenwiese darf auch nicht fehlen, denn der Garten soll auch ein vielseitiger Lebensraum für Wildtiere wie Vögel und Insekten werden.
Bevor ich mich jedoch in die Gartenarbeit stürze, ist eine gründliche Bestandsaufnahme notwendig. Wie gehe ich mit dem um, was bereits da ist?
Um den Garten besser kennenzulernen, mache ich einen Rundgang. Ich nehme eine Pflanzenbestimmungs-App zur Hand, doch die kargen Winteräste lassen auch die App rätseln. Ein paar Pflanzen kann ich immerhin identifizieren: Hortensien, Rhododendron, Weidekätzchen. Auch mehrere Tannenbäume sowie jeweils ein Apfel-, ein Birnen- und ein Kirschbaum halten hier wohl schon ein paar Jahrzehnte die Stellung. Eine Rosenpflanze entdecke ich auch. Hier stellt sich die Frage, was diese Pflanzen jetzt noch von mir brauchen. Aber dazu an anderer Stelle.
Anhand des Standorts dieser Pflanzen bekomme ich auch eine grobe Vorstellung von den Licht-Schatten-Verhältnissen im Garten. Ich habe zudem einen Tag über den Sonnenlauf beobachtet und festgestellt: der Vorgarten bekommt morgens Sonne und liegt nachmittags im Schatten. Der Garten hinter dem Haus – mein „Hauptgarten“ – hat eine Nord-West-Ausrichtung, die eine Hälfte wird ab dem späten Vormittag bis in den Abend hinein von der Sonne verwöhnt, während die andere Seite ein Schattendasein führt. Die Terrasse und der Balkon – die auch noch bepflanzt werden wollen – sind den ganzen Tag über von Sonne durchflutet. Ideal für Sonnenanbeter wie Tomaten und Kräuter.
Ich habe also einen Gartenbereich, der fast den ganzen Tag im Schatten liegt, und einen, der ab dem Vormittag viel Sonne bekommt – eine tolle Grundlage, um meine Pflanzen passend zu platzieren.
Bild: Sonnenseite
Bild: Schattenseite
Der Boden: Ein Thema für sich
Boden gut, alles gut, heißt es. Der Boden ist entscheidend dafür, was in meinem Garten wächst. Folgt man den Gartenprofis, ist es wichtig, ihn zu kennen, zu wissen, welche Bodenart vorliegt, um die Pflanzen gezielt wählen und pflegen zu können. Auch wenn ich für mein Gemüse ein Hochbeet angedacht habe und meine Kräuter in Töpfen auf der Terrasse wachsen sollen, habe ich mir vorgenommen, die bestehenden Beete zu revitalisieren und würde daher durchaus interessant finden, was der Boden hergibt.
Aber wie bestimme ich eigentlich die Bodenart? Was ist der Unterschied zwischen sandigem, schluffigem und tonigem Boden?
Boden besteht hauptsächlich aus drei Komponenten: Sand, Schluff und Ton. Diese unterscheiden sich in ihrer Körnung, was den Wasser- und Nährstoffhaushalt im Boden beeinflusst. Je nachdem, welcher Anteil überwiegt, verändert sich die Beschaffenheit und Fruchtbarkeit des Bodens.
- Sandiger Boden: Grobe Körnung, gut durchlüftet und wasserdurchlässig. Pflanzenwurzeln können sich leicht ausbreiten, aber der Boden speichert keine Nährstoffe. Daher muss er regelmäßig mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden.
- Schluffiger Boden: Mittlere Körnung, sehr gut in der Lage, Wasser und Nährstoffe zu speichern. Perfekt für viele Pflanzen, da der Boden gut belüftet ist und die Nährstoffe gespeichert bleiben.
- Toniger Boden: Feine Körnung, sehr wasserhaltend, aber für viele Pflanzen schwierig, da sie das Wasser nicht gut aufnehmen oder durch Staunässe „ersticken“ können. Interessanterweise mögen Obstbäume tonige Böden.
Um die Bodenart zu bestimmen, mache ich die „Fingerprobe“. Man nehme eine tiefe Bodenprobe, befeuchtet sie und versuche, sie zu einer Kugel bzw. zu einer Rolle zu formen. Wenn die Probe leicht zerfällt, handelt es sich um einen sandigen Boden. Wenn der Boden sich gut formen lässt, aber nicht sehr fest wird und du ein „seifiges“ Gefühl beim Reiben zwischen den Fingern spürst, handelt es sich um einen schluffigen Boden. Wenn sie sich gut formen lässt und ein bisschen klebrig ist, handelt es sich um einen tonigen Boden.
Meine Erfahrung: Ich habe eine Bodenprobe aus dem „Hortensienbeet“ entnommen. Der Boden ist recht steinig, und an einigen Stellen stieß ich auf Wurzeln oder harte Erdschichten, die die Probe erschwerten. Die Bestimmung der Bodenbeschaffenheit war auch gar nicht so einfach. Wie viel Wasser ist eigentlich richtig? In meiner Probe hatte sich sogar ein kleiner Regenwurm verirrt, den ich – hoffentlich wieder ins richtige Loch – zurückgesetzt habe. Ich konnte die Bodenprobe zu einer Kugel formen, doch beim Versuch, sie zu rollen, zerbrach sie sofort. Der Boden fühlte sich leicht körnig an und haftete an meinen Fingerrillen – habe ich also einen sandigen Schluffboden?
Ich werde auf jeden Fall noch einen weiteren Test durchführen und habe mir auch ein pH-Bodentest-Set bestellt, um zu überprüfen, ob der Boden eher sauer oder basisch ist. Es natürlich auch noch die Möglichkeit, eine professionelle Laboranalyse durchführen zu lassen, aber fürs Erste belasse ich es erst einmal dabei.
Vielleicht habt ihr ja noch weitere Tipps?
Die richtige Ausstattung: Was brauche ich wirklich?
Nun, da ich eine erste Bestandsaufnahme gemacht und einen Eindruck vom Boden bekommen habe, brauche ich natürlich die richtige Ausrüstung, um loszulegen. Was sind also die wichtigsten Werkzeuge für einen Garten-Neuling?
Hier ist eine Liste der Basic-Ausstattung:
- Spaten: Zum Umgraben und Ausheben von Pflanzlöchern. Unverzichtbar, um den Boden vorzubereiten.
- Grabegabel: Zum Lockern des Bodens und Entfernen von Unkraut. Sie hilft, den Boden aufzulockern, ohne ihn zu stark zu stören.
- Gartenschere: Zum Schneiden von Sträuchern, Kräutern, Blumen oder sogar dünnen Ästen. Eine gute Schere ist essenziell für die Pflege der Pflanzen.
- Gartenschaufel: Für präzisere Arbeiten wie das Umfüllen von Erde und das Ausheben kleinerer Löcher.
- Rechen: Zum Glätten von Erde und Entfernen von Laub. Mit einem Rechen kann ich den Boden ordentlich vorbereiten.
- Hacke: Zum Lockern des Bodens und Bekämpfen von Unkraut. Die Hacke hilft, die Beete in Schuss zu halten.
- Gießkanne oder Gartenschlauch: Zum Bewässern. Ich bevorzuge eine Gießkanne für die Beete, während ein Gartenschlauch für größere Flächen besser geeignet ist.
- Rasenmäher und/oder Rasentrimmer: Zum Pflegen des Rasens, besonders in Bereichen, die mit dem Rasenmäher schwer erreichbar sind.
- Schubkarre: Zum Transport von Erde, Pflanzmaterial oder Gartenabfällen.
- Und nicht zu vergessen: Gartenhandschuhe und eine gute Nagelbürste, damit die Finger wieder sauber werden! ;)
(Grobe) Planung und Wahl der Pflanzen
Nun, da ich all diese Vorbereitungen getroffen habe, komme ich zum spannenden Teil: der (groben) Planung der Beete und der Wahl der Pflanzen! "Grob", weil ich mich ganz im Sinne der Worte Berthold Brechts an die Umsetzung mache: „Wie der Garten mit dem Plan, wächst der Plan mit dem Garten.“
Meine Vision: Ich möchte eine Mischung aus Gemüse, Obst, Kräutern und heimischen Wildpflanzen in den Garten bringen, die nicht nur mir, sondern auch den Tieren zugutekommt.
Auf der Sonnenseite plane ich, ein Hochbeet anzulegen, in dem ich unter anderem Karotten, Salat, Rote Bete, Topinambur und Radieschen pflanzen möchte. Diese Pflanzen sollen einfache, ertragreiche Gemüse für Anfänger sein.
Außerdem möchte ich entlang des Gartenzauns, wo bereits ein Beet vorhanden ist, unter anderem Stockrosen, Sonnenblumen und Stauden wie verschiedene Beerenpflanzen setzen. Das bedeutet, dass hier noch ein neues Beet angelegt werden muss.
Des Weiteren möchte ich eine Vielzahl von Wildpflanzen aussäen, die Bienen und Schmetterlingen zugutekommen und das Ökosystem im Garten bereichern.
Auf der „Schattenseite“ plane ich, einige Hortensien zu pflanzen sowie Bodendecker wie Lungenkraut, Veilchen und Bärlauch, da dieser gut unter Hortensien gedeiht.
Für den Balkon und die Terrasse stelle ich mir verschiedene Kräutertöpfe sowie Tomaten und Chilis vor.
Bild: Der Vorgarten soll zu einer Wildblumenwiese werden.
Somit habe ich 7 Bereiche, die meiner Aufmerksamkeit und Pflege im Verlauf des Jahres bedürfen:
- Bereich 1: Vorgarten
- Bereich 2: Schattenseite
- Bereich 3: Sonnenseite
- Bereich 4: Hochbeet
- Bereich 5: Rasen
- Bereich 6: Terrasse
- Bereich 7: Balkon
Puh, das wirkt nun doch ganz schön viel auf mich und damit bin ich wohl erst mal vollbeschäftigt. Schaffe ich das alles? Nehme ich mir zu viel vor? Oder kann man das so hinbekommen? Ich sage ja. Ich bin hochmotiviert und habe helfende Hände an meiner Seite. Und: ich werde mit meinem Garten wachsen. Also leg ich einfach mal los!
Fazit: Der Garten im Februar
Mein erster Rückblick. Es war ein lehrreicher Monat. Ich habe viel über meinen Garten gelernt und fühle mich ihm nun etwas verbundener. Ich habe mich viel belesen, und für das bevorstehende Gartenjahr werden das Internet und meine Bücher meine treuen Begleiter sein. Ich habe mir auch ein Garten-Tagebuch angelegt, um mein Gartenjahr festzuhalten. Aber ich schwanke immer noch zwischen Überforderung und Glückseligkeit. Es ist schon eine Herausforderung, dieses Projekt zu starten, und ich merke, ich muss aufpassen, dass ich mich nicht mit zu viel Tatendrang übernehme. Ich will mich in kleinen Schritten herantasten – im Zyklus der Natur. In meinen Händen kribbelt es schon, und ich kann es kaum erwarten, in der Erde zu graben, zu säen, zu pflegen und in ein paar Monaten hoffentlich die ersten Früchte ernten zu können. Möge das Gartenjahr beginnen!
Ausblick auf den Monat März
Im März gibt es auf jeden Fall einiges zu tun. Zunächst einmal wird „Klarschiff“ gemacht, Frühjahrsputz im Wildgarten. Darunter fällt auch die Pflege der vorhandenen Gartenbewohner, wie der Beschnitt der Hortensien und der Rose sowie Rasenmähen. Aber das Hauptprojekt für den März wird das Hochbeet sein und die erste Aussaat, sowohl im Freien als auch im Haus, wo die Keimlinge für Tomaten, Chili und Co. im Warmen wachsen und gedeihen dürfen.