Himbeeren überwintern – das scheint auf den ersten Blick kein Problem zu sein. Himbeeren gelten gemeinhin als winterhart – und sie sind es grundsätzlich auch. Dennoch kommt es relativ häufig vor, dass Himbeerruten und ganze Himbeerpflanzen im Frühling unregelmässig austreiben – oder zunächst austreiben und dann absterben. Wir erklären in diesem Artikel die Gründe für dieses Phänomen und zeigen auch, wie man Himbeerpflanzen besser und erfolgreicher überwintern kann. In unserem Gartenshop können Sie winterharte Himbeerpflanzen kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Himbeeren überwintern - Zusammenfassung
- Das zweijährige Vegetationssystem der Himbeeren
- Himbeeren überwintern: Welche Winterschäden bei Himbeeren vorkommen können
- Sommerhimbeeren überwintern – die 4 wichtigsten Massnahmen (Video)
- Herbsthimbeeren überwintern
- Zweimal tragende Twotimer® Himbeeren überwintern
- Weniger Düngung – für eine bessere Winterhärte
- Wenig Wasser – für mehr Winterhärte
- Himbeeren überwintern im Topf
Himbeeren überwintern - Zusammenfassung
- Himbeeren sind grundsätzlich winterhart. Allerdings brauchen Sommerhimbeeren etwas Schutz, da sie an den zweijährigen Trieben fruchten. Dafür werden die Ruten nach der Ernte ausgelichtet.
- Himbeeren im Topf werden an einem schattigen, überdachten Standort überwintert.
- Himbeeren brauchen keine Mulchschicht für die Überwinterung. Zudem müssen sie wenig gegossen und gedüngt werden.
Das zweijährige Vegetationssystem der Himbeeren
Der eigentliche Grund für die Anfälligkeit auf Winterschäden liegt sicher darin, dass Himbeeren kein mehrjähriges Triebsystem aufbauen, sondern grundsätzlich nur 2-jährige Äste bilden. Im ersten Jahr entstehen die Himbeerruten – und im zweiten Jahr tragen sie Früchte, um danach abzusterben. Da kann es nicht überraschen, wenn die Himbeeräste nicht so hart und verholzt sind, dass sie allen Herausforderungen standhalten können: Sie müssen ja allerhöchstens einen Winter überleben. Und die Himbeerpflanze hat noch weiter vorgesorgt: Sie kompensiert die Fragilität ihrer Triebe und damit der Fruchtproduktion (Vermehrung) mit einem sehr harten, oberflächlichen und auch immer wieder neue nach oben schiessende Triebe bildenden Wurzelsystem. Wenn es halt in einem Jahr keine Früchte gibt, so garantierten die Wurzeln das Überleben.
Himbeeren überwintern: Welche Winterschäden bei Himbeeren vorkommen können
Am häufigsten kommt bei Himbeeren eine Winterschadenbild vor, das im Frühjahr einen unregelmässigen Austrieb zeigt, manchmal auch einen frühen Austrieb, der dann später im Frühsommer zusammenbricht, weil die Leitungsbahnen nicht mehr genug Wasser transportieren können.
Und was ist der Grund für diese Schäden? Meist kommen dafür mehrere Schaddursachen in Frage, die vielfach auch kombiniert vorkommen: An den einjährigen Ruten entstehen aufgrund des schnellen Wachstums ganz feine Wachstumsrisse. Hier können sich Feuchtigkeit, Pilze und auch Bakterien einnisten, die die Rute schwächen. Diese Schäden verstärken sich im Winter, im Frühjahr reicht es dann noch zu einem schwachen Austrieb, der dann der Sommerwärme nicht mehr widerstehen kann und zusammenbricht.
Ebenfalls können permanente kalte Nordwinde (Brise in den Alpen und Voralpen) im Winter zu Schäden führen, die die frisch verholzten Ruten austrocknen und schliesslich die Leitungsbahnen beschädigen.
Sommerhimbeeren überwintern – die 4 wichtigsten Massnahmen (Video)
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass vor allem die Sommerhimbeeren für Winterschäden empfindlich sind – nur sie müssen immer eine zweijährige Rute ausbilden, um zu blühen und Früchte auszubilden. Ein klassischer Winterschutz mit Schutzmaterialien wäre aber bei Himbeeren ziemlich schwierig, da ja die Ruten nicht wirklich stabil und bis zu 250cm hoch sind… Eventuell könnten solche Schutzmassnahmen, von denen manchmal sogar in Gartenzeitschriften zu lesen ist (Einmachen mit Schilfmatten etc.), durchaus einen negativen Einfluss haben: Sie führen innerhalb der geschützten Ruten zu mehr Feuchtigkeit, die wiederum die Infektion mit Pilzen und Bakterien fördern kann.
Anstatt solche letztlich fragwürdigen Schutzmassnahmen zu empfehlen, gehen wir von unserer langjährigen Erfahrung aus, dass mittelstarke Himbeerruten ohne Verletzungen und ohne auffällige Rindenflecken und Triebrisse am besten überwintern. Daraus ergeben sich auch die 4 wichtigsten Massnahmen, um Sommerhimbeeren besser zu überwintern.

Bild: Die Früchte der schwarzen Sommerhimbeere 'Black Jewel' sind weiss bereift und haben einen parfümierten Geschmack.
- Jungruten zurückschneiden
Viele Sommerhimbeersorten wie Meeker, Willamette und Tulameen haben einen ausserordentlich starken Wuchs und können bis über 3m hoch werden. Erfahrungsgemäss sind es aber gerade solche überlangen und überdicken Himbeeräste, die schlussendlich die meisten Wachstumsrisse (und damit Eintrittspforten für Krankheiten) aufweisen. Hier hat sich die präventive Praxis bewährt, dass die Ruten ganz früh im Mai in der Höhe von ca. 20-35cm nochmals zurückgeschnitten werden, um das Wachstum zu verspäten und auch einzudämmen. So entstehen mehr mittellange und gesündere Ruten, die den Winter besser überleben. - Im August die Ruten ausdünnen
Vielfach entstehen bei den Sommerhimbeeren viel zu viele neue Ruten, manchmal bis zu 15 Stück pro Laufmeter, obwohl wir am Schluss doch nur 6-8 benötigen. Hier kannst Du im August am besten die neu aufgewachsenen Ruten ein erstes Mal ausdünnen (während Du gleichzeitig die alten abgetragenen 2-jährigen Ruten entfernst, die im Juni und Juli gefruchtet haben). Schneide gegen deine eigentliche Intuition vor allem die stärksten und dicksten Ruten heraus, denn genau diese zeigen erfahrungsgemäss im nachfolgenden Frühling die meisten Ausfälle, während die mittleren Ruten am gesündesten sind. Natürlich können auch ganz schwache Triebe entfernt werden, für die Pflanze nicht noch weitere Energie verschwenden soll. Im Sommer darfst Du die Zahl der Ruten bis gegen 10 reduzieren. Noch weiter solltest Du bei der Selektion nicht gehen, da sonst später nicht auf Winterschäden reagiert werden kann. Entferne bitte die Ruten des Sommerschnitts aus dem Himbeerbeet, um mögliche Reinfektionsquellen von schon vorhandenen Rutenkrankheiten auszuschalten. - Gesundheitskontrolle im Frühling vor dem Austrieb
Der letzte Schnitt und gleichzeitig die Gesundheits- und Überwinterungskontrolle findet im Frühling statt, knapp vor dem Austrieb. Hier kannst Du pro Laufmeter nochmals 2-4 Ruten entfernen, die nun nach dem Winter Risse, schwarze Flecken in der Fussgegend und ähnliches aufweisen. Im Resultat all dieser Massnahmen gelingt es dann viel besser, die Sommerhimbeeren, die ja die Früchte erst im zweiten Jahr tragen, durch den Winter zu bringen. - Bisenlagen, Nordwindlagen verhindern
Schliesslich stehst Du bei den Himbeeren vor der gleichen Zwickmühle, wie bei vielen anderen Pflanzen auch: Einerseits ist eine zugige und windige Lage ein Vorteil, da damit die Ruten und das Laub besser und schneller abtrocknen und auch weniger krank werden. Andererseits ist ein kontinuierlicher kalter Winterwind für die Himbeeren ziemlich fatal. Aufgrund ihrer dünnen Rinde trocknen sie hier vielfach aus und haben dann im Frühling zu wenig Kraft für den Wiederaustrieb. Versuche also schon bei der Pflanzung, solche Bisenlagen möglichst zu umgehen, ohne dass Du gleich einen supergeschützten Ort für die Himbeeren finden musst (der ihnen auch nicht nur gut tut).
Bild: Die Sommerhimbeere Tullameen trägt spät Früchte. Diese sind allerdings sehr gross und schmecken hervorragend.
Video: Winterschnitt der Himbeere Twotimer® Sugana.
Herbsthimbeeren überwintern
Die Überwinterung der Herbsthimbeeren gestaltet sich nochmals deutlich problemloser als die Überwinterung der Sommerhimbeeren – ganz einfach, weil sie ja an den diesjährigen Ruten Früchte tragen und gar nicht auf die Überwinterung ihrer Aeste angewiesen sind. Dennoch empfehlen wir, die abgetragenen Herbsthimbeerruten über den Winter an der Pflanze zu lassen und sie erst im Februar zurückzuschneiden. Dabei wird ein Teil des Holzes immer liegengelassen, um Nützlingen die Umsiedlung auf die neuen entstehenden Triebe zu ermöglichen. Ein früher Herbstschnitt verunmöglicht diese Kontinuität und kann auch die Einlagerung der letzten Reserven in die Wurzeln unterbrechen.
Zweimal tragende Twotimer® Himbeeren überwintern
Twotimerhimbeeren tragen einerseits an der Spitze der diesjährigen, einjährigen Ruten; andererseits dann auch später im zweiten Jahr sehr früh am unteren Teil der Ruten. Hier gilt die gleiche Beobachtung wie bei den Sommerhimbeeren: Erfahrungsgemäss überwintern die mittelstarken Ruten besser als die dicksten Triebe. Weil wir die Ernte der Herbstfrüchte abwarten wollen, die bis in den Oktober hnein möglich ist, schneiden und selektionieren wir die Twotimerhimbeeren erst nach dem Winter Ende Februar: Hier schneiden wir einerseits bei allen Ruten die abgetragenen Rutenspitzen ab, die an den Fruchtmumien und vertrockneten Zapfen gut erkennbar sind. Andererseits schneidest Du diejenigen Himbeerruten ganz zurück, die im unteren Teil Risse, Flecken und eingefallene Stellen aufweisen.
Bild: Die Twotimer® Himbeere 'Sugana' trägt von August bist Oktober Früchte.
Weniger Düngung – für eine bessere Winterhärte
Wie bei allen nicht ganz zu 100% winterharten Arten sollten Himbeeren nicht zu stark und vor allem nicht zu spät gedüngt werden. Wir empfehlen , nach dem längsten Tag nicht mehr die Himbeeren zu düngen. Am besten belässt man es bei Himbeeren im Frühling bei einer Volldüngergabe, eventuell begleitet von einer Kompostgabe, die Du leicht einhacken kannst. Später wird nur noch korrigierend gedüngt, wenn es Wachstumsdepressionen oder Chlorosen gibt.
Wenig Wasser – für mehr Winterhärte
Das Thema Wasser und Himbeeren ist immer noch weitgehend EIN grosses Missverständnis. Meist kann man in einschlägigen Büchern oder Ratgebern lesen, dass Himbeeren nur ein oberflächliches Wurzelsystem haben, deshalb regelmässig Wasser benötigen, vor allem zur Fruchtreife. Wir und viele Obstbauern haben aber die Erfahrung gemacht, dass man Himbeeren möglichst trocken führen muss (auch wenn man beispielsweise eine Bewässerung installiert hat); so bleiben sie zwar etwas gestresst, aber auch viel gesünder, da der gefürchtete Wurzelpilz, die Phytophthora nicht angreifen kann (sie braucht einen kühlen und nassen Boden). Sei also mit dem Bewässern der Himbeeren sehr vorsichtig – das kann sehr schnell kontraproduktiv wirken. Dasselbe gilt für das verbreitete Mulchen von Himbeerreihen: Die Mulchschicht (vor allem eine dicke Mulchschicht) führt zu kühleren Temperaturen und mehr Feuchtigkeit in der Wurzelzone – ideale Bedingungen für die Phytophthora. In der Beratungspraxis bei Lubera sehen wir immer wieder absterbende Himbeerpflanzungen mit einer sehr dicken und dichten Mulchschicht…
Was das alles mit dem Himbeeren Überwintern zu tun hat, um die es in diesem Artikel ja geht? Ganz einfach: Die Winterhärte oder genauer die mangelnde Winterhärte der Himbeeren, vor allem der Sommerhimbeeren beruht vor allem auf dem allgemeinen Gesundheitszustand der oberirdischen Pflanzenteile, aber auch der Wurzeln, die ja das Wachstum im Frühling vorgeben müssen. Entsprechend ist ihr Wohlergehen über den Winter entscheidend für die Überwinterung.
Himbeeren überwintern im Topf
Auch hier kann zunächst Entwarnung gegeben werden. Himbeeren überwintern im Topf eigentlich ganz gut. Auch wir bei Lubera lassen den grossen Teil der Himbeerpflanzen über den Winter draussen – ohne weiteren Schutz. Im Übrigen gelten bei den Kübelpflanzen die gleichen präventiven Schnittmassnahmen (bei den Sommerhimbeeren) wie bei den Freilandpflanzungen. Wir empfehlen auch, grosse Himbeerkübelpflanzen im Winter an einem absonnigen, schattigen Ort zu überwintern. Wenn die Pflanzen hier nicht durch ein Vordach vor Niederschlägen geschützt sind, lege die ganze Pflanze samt Kübel flach (und sozusagen umgestürzt) auf den Boden, so dass der Topf kein überflüssiges Wasser mehr aufnehmen muss. Bei extrem kalten Winterverhältnissen kann ein umgestürzter Topf leicht mit einem zusätzlichen Vlies abgedeckt werden.
Überwintern Himbeeren Jungtriebe
Guten Tag, der Tipp mit dem Rückschnitt von Jungruten gilt nur für ungewöhnlich lange und dicke Ruten, die aber nicht von allen Himbeersorten ausgebildet werden. Lassen Sie ihre Jungtriebe einfach wachsen. Viel Erfolg!
Ihr Lubera Team