Neben Lichtmangel ist Staunässe das häufigste Pflegeproblem bei mediterranen Pflanzen. In diesem Beitrag zeige ich Euch, warum Staunässe gefährlich ist, was die Anzeichen sind, wie Ihr vorbeugen könnt. Auch zeige ich Euch, was zu tun ist, wenn es zur Staunässe gekommen ist.

Auch der tropische Hibiskus reagiert empfindlich auf Staunässe und bekommt gelbe Blätter.
Inhaltsverzeichnis
- Mediterrane Pflanzen - mediterranes Klima
- Staunässe - das Problem
- Staunässe - die Anzeichen
- Staunässe - die Vorbeugung
- Meine 'Wunderwaffe' - der Feuchtigkeitsmesser
- Richtig gießen gegen Staunässe
- Die Rolle des Topfes und der Drainage
- Die passende Erde gegen Staunässe
- Was tun, wenn eine Pflanze zu nass geworden ist
Mediterrane Pflanzen - mediterranes Klima
Mediterrane Pflanzen wie Olivenbaum, Sukkulenten wie die Agave oder Zitruspflanzen wie die Limette haben sich an Ihren heimischen Standorten an trockene Wetterbedingungen angepasst. Bei uns sind die Wetterbedingungen regelmäßig anders, vor allem im Herbst und Winter, gelegentlich aber auch im Sommer kann es lange nass werden. Als Mediterrangärtnerinnen und -gärtner müssen wir darauf achten, dass keine Staunässe entsteht.

Unter den Zitruspflanzen reagieren gerade Orangenbäume empfindlich auf Staunässe.
Staunässe - das Problem
Staunässe entsteht, wenn sich bei einer Pflanze im Wurzelbereich mehr Wasser ansammelt, als die Pflanze verdunsten und vertragen kann. Wusstet Ihr, dass die Wurzeln auch Sauerstoff benötigen? Die Zufuhr von Sauerstoff wird bei Staunässe eingeschränkt und wichtige Wurzelfunktionen werden beeinträchtigt. Auch Bodelebewesen werden beeinträchtigt. So spielt die Mycorrhiza eine große Rolle. Als Mycorrhiza bezeichnen Botaniker das Pilzgeflecht, das die Wurzeln umgibt und mit der Pflanzen in einer Symbiose leben. Der Pilz, der die Mycorrhiza bildet, hat sich wie mediterrane Pflanze an trockene Klimabedingungen gewöhnt und wird durch zuviel Nässe beeinträchtigt. Aber auch viele andere Bodenlebewesen werden durch Staunässe bedrängt.

Eine Schönmalvenblüte nach dem Regen
Staunässe - die Anzeichen
Wenn die Wurzeln zu wenig Sauerstoff bekommen und der Boden aufgrund der übermäßigen Nässe sauer wird, leidet die Pflanze darunter. Konkret ist die Aufnahme von Nährstoffen eingeschränkt. Insbesondere beim Stickstoff macht sich die Staunässe bemerkbar. Fehlende Stickstoffversorgung führt bei Zitruspflanzen zu flächig gelben Blättern. Aber auch bei den wichtigen Spurenelementen wie etwa Eisen, Kupfer oder Zink macht sich Staunässe bemerkbar. Spurenelemente sind Nährstoffe, die in nur kleinen Dosierungen benötigt werden aber dennoch unverzichtbar sind.

Flächig gelbe Blätter -wie etwa hier bei der Dipladenia- sind oft ein Anzeichen für Staunässe.
Im Ergebnis verfärben sich die Blätter Euer Pflanzen flächig gelb. Auch Blattfall kann bei Staunässe als Problem auftreten. Die Pflanze kümmert insgesamt und bildet weniger Blüten. Auch Früchte sterben ab, denn auch sie werden über die Wurzeln mit Nährstoffen versorgt.
Wenn Ihr diese Anzeichen entdeckt, es viel geregnet hat oder Ihr habt es mit dem Gießen zu gut gemeint, liegt Staunässe vor.

Beim Gießen sollte man es langsam angehen lassen - scheint diese Schnecke auf meiner Gießkanne sagen zu wollen.
Staunässe - die Vorbeugung
Da Staunässe nicht ganz so schnell beseitigt werden kann, ist die Vorbeugung die wichtigste Pflegemaßnahme. Die wichtigste Regel beim Gießen der mediterranen Pflanzen lautet: Weniger ist Mehr. Diese Regel gilt vor allem für den Olivenbaum, alle Zitruspflanzen, für die Palmen und für Sukkulenten. Ihr solltet immer erst dann gießen, wenn die obere Hälfte der Erde deutlich abgetrocknet ist. Das bedeutet, dass vor dem Gießen genau geprüft werden muss, wie feucht und nass die Erde noch ist.

Unerlässliches Hilfmittel und Wunderwaffe im Kampf gegen Staunässe - der Feuchtigkeitsmesser. Hier zeigt er an, dass die Erde trocken ist und gegossen werden kann.
Meine 'Wunderwaffe' - der Feuchtigkeitsmesser
Aber es ist nicht ganz einfach, den Feuchtegrad der Erde festzustellen. Es geht natürlich nicht nur um die Oberfläche im Topf, sondern vor allem um die unteren Bereiche, wo sich die Wurzeln befinden. Am Besten setzt Ihr einen Feuchtigkeitsmesser* ein, mit dem Ihr genau feststellen könnt, ob die Erde nass oder trocken ist. Ich gieße alle nässeempfindlichen Pflanzen erst dann, wenn mir mein Feuchtigkeitsmesser zeigt, dass die Erde trocken ist. Gerade beim Olivenbaum im Kübel ist das Ergebnis verblüffend: Auch im Sommer kommt dieser tatsächlich wochenlang ohne weiteres Wasser aus.

Der Olivenbaum reagiert mit gelben Blättern auf Staunässe, die auch zu Pilzerkrankungen führen kann.
Habt Ihr eine mediterrane Pflanze -einen Olivenbaum oder eine Hanfpalme- ausgepflanzt, dann könnt Ihr auch mit dem Spaten 'nachsehen', wie feucht die Erde ist.
Richtig gießen gegen Staunässe
Um sowohl die Pflanzen ausreichend mit Wasser zu versorgen, aber auch um Staunässe zu vermeiden, kommt es auf richtiges Gießen an. Wenn euch der Feuchtigkeitsmesser anzeigt, dass die Erde abgetrocknet ist, solltet ihr viel und durchdringend gießen. Das Wasser muss bis in die unteren Schichten des Wurzelballens durchsickern, denn sonst werden die jüngeren Feinwurzeln, die nach unten wachsen, nicht erreicht. Ihr könnt sicher sein, dass ihr genügend gegossen habt, wenn das Wasser nach dem Gießen durch die Abflusslöcher wieder herausläuft. Nachdem ihr aber so üppig gegossen habt, kommt eure mediterrane Pflanze eine ganze Zeit wieder ohne Wasser aus.

Gerade Pflanzen in großen Töpfen benötigen eine ordentliche Menge an Wasser.
Die Rolle des Topfes und der Drainage
Auch der Topf spielt eine wichtige Rolle. Zunächst ist das Material entscheidend. Terracotta oder Keramik isolieren und verlangsamen damit die Verdunstung. Dagegen leiten Kunststofftöpfe die Wärme viel besser, die Erde trocknet schneller ab. Weiter hat der Topf die Aufgabe, den Wasserabfluss, die so genannten Drainage, sicherzustellen. Sowohl im großen Kübel als auch im kleineren Topf als bei ausgepflanzten Pflanzen im Garten muss das Wasser abfließen können. Ein Topf ohne ein Abflussloch ist also ein absolutes Tabu bei mediterranen Pflanzen. Im Topf selbst könnt Ihr die Drainage fördern, indem Ihr eine Kies-, Schotter- oder Porotonschicht in das untere Drittel des Topfes einbringt. Das Material hilft dem Wasser, schneller abzufließen. Es gibt aber auch praktische Drainagekissen*, die den Vorteil haben, mehrfach verwendet werden zu können. Weiter hilfreich bei Terassenpflanzen sind Topffüße*, die nicht nur zu mehr Abfluss und Belüftung von unten führen, sondern auch noch hübsch aussehen.

Die hübschen Löwenkopf-Topffüße helfen, Staunässe zu vermeiden.
Die passende Erde gegen Staunässe
Auch die Erde sollte durchlässig sein: Mischt für Eure mediterranen Pflanzen gute Gartenerde mit 1/3 Sand oder Quarzsand. Dadurch entsteht eine gute Durchlässigkeit. Bei Sukkulenten und Kakteen ist der Sandanteil noch höher und liegt bei knapp der Hälfte. Es gibt aber auch fertig gemischte Sukkulentenerde*, die man zusammen mit Pflanzerde für eine mediterrane Erdmischung verwenden kann.

Sukkulenten -wie hier die Aloe mitriformis- reagieren besonders empfindlich auf Staunässe.
Tabu sind bei mediterranen Pflanzen -außer dem Oleander- ebenfalls Unterschalen, in denen sich bei Regen das Wasser sammelt. Wenn Ihr dann aus Zeitgründen mehrere Tage nicht nach den Pflanzen sehen konntet, kann der Schaden durch Staunässe schon passiert sein. Statt Staunässe empfehle ich Topffüße. Diese sehen nicht nur hübsch aus, sondern unterstützen auch den Abfluss. Außerdem vermeiden sie hässliche Abdrücke der Töpfe auf dem Terrassenbelag.

Zutaten für ein erfolgreiches Umtopfen gegen Staunässe - lockere Erde und das Drainagekissen.
Was tun, wenn eine Pflanze zu nass geworden ist
Wenn eine Pflanze zu nass geworden ist, müsst Ihr sie besonders trocken aufstellen und dürft sie erst einmal nicht mehr gießen. Besonders wenn bereits Blätter abgefallen sind, kann das sehr lange dauern. Nach Blattverlust solltet Ihr die zu nass gewordene Pflanze am Besten auch gleich umtopfen. Da die Pflanze ohne Blätter das Wasser nicht verdunsten kann, ist das Not-Umtopfen hilfreich, um die Pflanze vor Wurzelschäden zu schützen. Danach müsst Ihr einige Zeit warten bis die Pflanze wieder austreibt, gerade wenn sich die Staunässe im Winterquartier ereignet.
Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, ob Ihr ein Staunässeproblem habt, sendet doch einfach ein Foto an post@mein-mediterraner-garten.de. Ich schau mir die Pflanze dann gerne an und gebe Euch Tipps. Und falls Ihr noch keine mediterranen Pflanzen besitzt, dann empfehle ich Euch den Lubera Onlineshop. Hier könnt Ihr kostengünstige mediterrane Pflanzen schnell und einfach bestellen.
Grüezi Herr D. Große Holtforth
Seit über 2 Jahren benutze ich wie von Ihnen empfohlenen Feuchigkeitsmesser bei unserer ausgepflanzten Olive. Seit diesem Frühling auch bei der Zitrone im Topf.
Bei dieser kann ich dem Feuchigkeitsmesser nicht trauen. Habe immer wieder festgestellt, dass nach Anzeige noch nicht gegossen werden soll. Wenn ich ein kleines tiefes Loch in die Erde steche und mit dem Finger prüfe ist die Erde völlig trocken.
Um fehlinterpretationen zu vermeiden prüfe ich zusätzlich mit einem zweiten Feuchtigkeitsmesser. Ergebnis gleich. Beim älteren Messer habe ich die Messsonde auch mit ganz feiner Stahlwatte gereinigt. Bringt auch kein verlässlicheres Ergebnis.
Diese Erfahrungen lassen mich doch stark an der Zuverläsdigkeit der Feuchtigkeitsmesser zweifelln.
Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Tag
Max Keller
Guten Tag Herr Keller,
Ihre Einschätzung, dass der Feuchtigkeitsmesser kein Präzsisionssensor ist, kann ich nachvollziehen. Allerdings darf man auch den Preis nicht aus den Augen verlieren, das Gerät ist sehr günstig. Es gibt noch deutlich teurere, die sind aber unter Umständen auch nicht besser.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten. Sowohl bei der Olive als auch bei den Zitruspflanzen bekomme ich brauchbare Messergebnisse. Diese sind sicher nur grob, reichen mir aber die Pflanzen seit Jahren gut zu pflegen und zu gießen. Gerade in diesem schwierigen, trockenen Sommer sehen sie sehr gut aus.
Wichtig ist, dass Sie den Messer nicht im Boden steckenlassen. Denn dann rostet das Metall und die Messung funktioniert nicht mehr.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
Dominik Große Holtforth